Zodiac - Auf der Spur eines Serienkillers
jungen Anrufer, der sehr mitgenommen wirkte, nach dem Aussehen des Täters, und an diesem Punkt passierte ein verhängnisvoller Fehler; irgendwie kam die Beschreibung zustande, dass der Mann ein erwachsener Schwarzer gewesen sei.
»In welcher Richtung ging der Mann weg? War er bewaffnet?«, fragte der Polizist weiter.
Nachdem er alle wichtigen Details notiert hatte, gab er den Zettel an einen Kollegen weiter, der rasch auf einem großen Stadtplan von San Francisco nachsah und dann einen Rundruf an alle Polizeieinheiten und Streifenwagen durchgab.
»Es ist Vorsicht geboten«, fügte er hinzu.
Ein Streifenwagen war gerade in der Nähe der Ecke Cherry und Washington Street unterwegs und fuhr sofort zum Tatort. Der Polizeiwagen war um genau zehn Uhr an der Ecke Jackson und Cherry und sah einen stämmigen Mann, der im Nebel in Richtung Presidio trottete.
Die beiden Streifenpolizisten Donald Foukes und Eric Zelms, die nach einem Schwarzen suchten, fragten aus dem Auto den untersetzten Mann, der auf der anderen Straßenseite ging, ob er in den letzten Minuten irgendetwas Ungewöhnliches gesehen habe. Der Fußgänger rief zurück, dass er einen Mann mit einer Pistole in der Hand gesehen hätte, der auf der Washington Street nach Osten gelaufen wäre, worauf der Streifenwagen sofort in die angegebene Richtung fuhr.
Hätten die Polizisten den stämmigen Mann angehalten, um mit ihm zu sprechen, so hätten sie wohl gesehen, dass er voller Blut war. Die Flecken waren auf den dunklen Kleidern jedoch nur aus nächster Nähe zu erkennen. Aufgrund der fehlerhaften Beschreibung hatten die Beamten jedoch keinen Grund, nach einem Weißen zu suchen. Falls sie den stämmigen Mann aber zu sich gerufen hätten, um ihm ein paar Fragen zu stellen, so hätte er sie möglicherweise beide erschossen; der Mörder hätte den Vorteil gehabt, dass er seine Pistole gut verborgen in der rechten Hand hielt. Die Streifenpolizisten hatten den Mann deutlich im Profil gesehen, doch es sollte einige Zeit vergehen, bis ihnen bewusst wurde, dass sie mit Stines Mörder gesprochen hatten und ganz nahe daran gewesen waren, ihn zu fassen. Von diesem Tag an war der unbekannte stämmige Mann offenbar besessen von dem Drang, der Polizei von San Francisco eins auszuwischen.
Der Mann blieb in der kühlen nächtlichen Luft stehen. Anstatt sofort zu seinem Wagen zu eilen, betrat er zuerst das bewaldete Gelände des weitläufigen Presidio-Parks und ging zum Julius-Kahn-Spielplatz, von wo aus er an einer Steinmauer entlang zu seinem Auto zurück schlich.
Um 22.55 Uhr trafen auf den Alarm hin die Officers Armand Pelissetti und Frank Peda am Tatort ein, zeitgleich mit Walter Kracke, einem Inspektor der Mordkommission, der sich gerade auf dem Heimweg befunden hatte. Beide Autos hielten hinter dem Taxi an. Die Männer sprangen aus ihren Wagen und sahen Paul Stine mit einem Kopfschuss auf der Beifahrerseite des Wagens liegen.
Als Kracke die Wagentür öffnete, fiel die linke Hand des Fahrers, mit der Handfläche nach oben, heraus und berührte beinahe die Straße. Der Detective sah, dass der Täter darauf verzichtet hatte, dem Opfer seine teure Timex-Uhr abzunehmen. Auch Stines College-Ring schien den Täter nicht interessiert zu haben.
Das Taxameter lief immer noch. Der Autoschlüssel war jedoch nirgends zu sehen.
Die Officers riefen einen Krankenwagen und gaben die korrigierte Beschreibung des Mörders durch, nachdem die Jugendlichen den Irrtum inzwischen aufgeklärt hatten. Wenig später erschienen weitere Polizeiwagen am Tatort.
Der Krankenwagen traf um 22.10 Uhr ein; die Sanitäter konnten jedoch nur noch Stines Tod feststellen. Kracke hatte mittlerweile jede verfügbare Einheit angefordert und auch ein Scheinwerferfahrzeug der Feuerwehr verlangt, um den Tatort beleuchten zu können. Dann verständigte er den Gerichtsmediziner von San Francisco. Nachdem Inspektor Kracke von Anfang an über Funk mitbekommen hatte, worum es ging, konnte er mithilfe der beiden Cops von der Polizeiwache Richmond dafür sorgen, dass nichts am Tatort verändert wurde, bis die zuständigen Ermittlungsbeamten eintrafen.
Um 22.20 Uhr bekam die Mordkommission, die mit dem Fall betraut werden sollte, einen Anruf.
Inspektor Dave Toschi von der Mordkommission war körperlich und geistig erschöpft. Als er um acht Uhr nach Hause gekommen war, hatte er sich unverzüglich zu Bett begeben. Um 22.30 Uhr klingelte jedoch schon wieder sein Telefon.
Toschi hob ab und hörte die Stimme eines
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