Zodiac - Auf der Spur eines Serienkillers
stark geblutet haben«, notierte Toschi angesichts des blutverschmierten Wagens.
Unterdessen hatte Armstrong die uniformierten Polizisten angewiesen, sich in der Gegend umzuhören, ob vielleicht irgendjemand, der hier wohnte, etwas gesehen oder gehört hatte. Auch wenn die beiden Inspektoren getrennt arbeiteten, wussten sie doch stets, was der andere tat, sodass es nie vorkam, dass irgendeine Arbeit doppelt durchgeführt wurde. Gewöhnlich bleibt einer beim Toten - in diesem Fall Toschi. Der Detective war der Überzeugung, dass die Leiche einem fast alles verrät, was man wissen muss, um einen Fall zu lösen.
Toschi fertigte eine rasche Skizze vom Tatort an, in der er nicht nur das Taxi mit dem Toten, sondern auch die umgebenden Gebäude festhielt. Selbst Fotografien, die aus allen möglichen Perspektiven aufgenommen werden, können die Position der Leiche in Bezug auf ihre Umgebung bisweilen verzerrt wiedergeben - deshalb führte er genaue Messungen durch, deren Ergebnisse er in die Skizze eintrug.
Als der Assistent des Gerichtsmediziners den Toten aus dem Taxi zog, fiel der blutbefleckte Stadtplan des Taxifahrers aus dem Wagen. Der Tote wurde in einen grünschwarzen Leichensack mit einem langen Reißverschluss gelegt und zu einer Bahre getragen. Unterdessen wurden weitere Fotos von der Stelle angefertigt, an der Stine im Wagen gelegen hatte.
Toschi beugte sich vor und fand nach wenigen Augenblicken, was er suchte: eine 9-Millimeter-Patronenhülse. In der Ecke des Beifahrersitzes sah der Detective drei Streifen, bei denen es sich möglicherweise um blutige Fingerabdrücke handelte. Nachdem Stine mit den Handflächen nach oben auf die Beifahrerseite gefallen war, nahm Toschi an, dass die Abdrücke vom Täter stammen konnten.
Um 23.30 Uhr meldeten sich zwei der besten Männer des kriminaltechnischen Labors, Bob Dagitz und Bill Kirkindal, die vor allem Experten für Fingerabdrücke waren. Die beiden Männer suchten nun das Innere von Stines Taxi nach latenten Abdrücken ab, die der Mörder möglicherweise hinterlassen hatte.
So genannte latente Abdrücke entstehen durch Schweiß, der aus den Poren der Finger austritt, oder durch Talg, der von den Talgdrüsen der Haut abgesondert wird. Wenn der Betreffende nicht vorher mit Fett oder Schmutz in Kontakt gekommen ist, sind diese Abdrücke unsichtbar und müssen erst entwickelt werden, indem man sie mit grauem oder schwarzem Pulver bestäubt. Sobald ein Abdruck zu sehen ist, kann er mithilfe von Klebefolie abgezogen und gesichert werden.
Die Männer markierten Stellen mit eventuellen latenten Abdrücken, maßen ihre Abstände von Boden und Dach und ließen die Stellen fotografieren. Später würde man Fingerabdrücke von allen Fahrgästen des vergangenen Tages nehmen müssen, um sie mit den Abdrücken im Wagen vergleichen zu können. Die meisten Abdrücke würden nur bruchstückhaft vorhanden oder von anderen überlagert sein. Natürlich brauchte man auch die Abdrücke des Toten, die man wahrscheinlich vom Taxiunternehmen bekommen konnte. Darüber hinaus mussten die Hände des Opfers eingehend nach etwaigen Schnitten, Rissen oder abgebrochenen Fingernägeln untersucht werden. Besonderes Augenmerk würde man auch den Haaren des Toten schenken müssen.
Toschi hatte zwei lange dunkle Flecken auf Stines linker Hand bemerkt. Möglicherweise hatte er die Hand hochgerissen, um sich zu schützen.
Die beiden Experten aus dem kriminaltechnischen Labor entdeckten schließlich einen besonders wichtigen Hinweis: die blutigen Abdrücke einer rechten Hand. Diese Information musste jedoch streng vertraulich behandelt werden.
Der Gerichtsmediziner gab die Leiche zum Abtransport ins Leichenschauhaus frei, und die Deputies Schultz und Kindred trugen die Bahre mit dem Toten weg.
Armstrong und Toschi hatten von den jungen Zeugen im Haus gegenüber nur eine recht vage Beschreibung des Täters bekommen, sodass sie ihre Suche nun ausdehnen mussten. »Durchkämmt die Gegend«, wies Toschi seine Leute an, »und sucht nach jemandem, auf den die folgende Beschreibung passt: dunkle Jacke, Bürstenhaarschnitt, stämmige, kräftige Statur …«
Mehrere Einheiten mit Hunden begannen die Gegend nach jemandem abzusuchen, der sich vielleicht bei einem Gebäude, zwischen Bäumen oder im Gebüsch versteckt haben mochte.
Toschi und Armstrong hatten eingehend nach weiteren Patronenhülsen oder Einschüssen gesucht, ohne jedoch etwas zu finden. Die gefundene Hülse wurde mit äußerster Vorsicht
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