Zodiac - Auf der Spur eines Serienkillers
Entgegen verschiedenen Zeitungsberichten wiesen die Wunden keinerlei sadistisches Muster auf; da war auch keinerlei Zodiac-Zeichen in die Brüste eingeritzt, wie man lesen konnte.
Manche Mörder benutzen eben bestimmte Waffen, weil sie damit ihrem Opfer näher sind. Wenn es jemandem nur um das Töten als solches geht, nimmt er wahrscheinlich ein leistungsstarkes Gewehr und ein Zielfernrohr und erschießt sein Opfer aus dreihundert Metern Entfernung - aber das hat keinerlei sexuellen Effekt. Wenn man aber jemandem ein Messer in den Körper rammt, dann ist das in gewisser Weise ein sehr intimer Kontakt - und es besteht wohl kein Zweifel, dass es diesem Zodiac genau darum geht.« Narlow betonte auch, dass das Messer ein lautloses Mordwerkzeug sei.
Der Detective fand heraus, dass sich in den Stunden vor dem Verbrechen ein Mann in der Umgebung des Sees ziemlich auffällig benommen habe. Anhand von Zeugenaussagen ließ Narlow ein Phantombild des Verdächtigen anfertigen. »Diese Zeichnung«, erzählte mir der Detective später, »wurde mithilfe der drei jungen Mädchen vom Pacific Union College gemacht, die diesen Mann gesehen hatten, wie er sich in einem Auto ziemlich auffällig benommen hatte. Das war zwar relativ weit vom Tatort entfernt - es könnte aber trotzdem der Mann gewesen sein, den wir suchen.«
»Es kann sich durchaus herausstellen, dass das nicht der Mörder ist«, stellte Captain Don Townsend vom Sheriff’s Office von Napa County klar, »wir würden uns aber trotzdem gern mit dem Mann unterhalten.«
Die Wäscheleine wurde ebenso im Labor untersucht wie die Wagentür - nicht zuletzt, um die Handschrift des Mörders zu analysieren.
Ich fuhr zusammen mit einem Freund zum Lake Berryessa, um mit Ranger Land zu sprechen und mich am Tatort umzusehen.
Zu dieser Jahreszeit war die Gegend rund um den See ziemlich einsam, und ich hatte keine Mühe, die Parkverwaltung zu finden. Sie verständigten Land per Funk, und eine Viertelstunde später waren wir schon im Wagen zu der Stelle unterwegs, wo Bryan und Cecelia angegriffen worden waren.
»Ich sage Ihnen, Robert«, berichtete Land, »es war wirklich eigenartig. Dass jemand hier in der Gegend mit dem Messer angegriffen wird, ist nicht mal so ungewöhnlich. In den Sommermonaten wurden sogar mehrere Messerattacken gemeldet. Das war der zweite Mordfall hier in der Gegend, wobei der andere Fall etwas unsicher ist; da könnte es auch Selbstmord gewesen sein.«
Die staubige Straße war mit einer Kette abgesperrt, doch Land stieg aus und öffnete das Schloss, sodass wir auf die Halbinsel hinausfahren konnten.
»Passen Sie auf, hier gibt es Klapperschlangen«, warnte er mich.
Am Tag nach dem Verbrechen hatte Land den Tatort von einem Flugzeug aus fotografiert. Die Halbinsel ragte kerzengerade in den See hinaus. Ich sah mir die Luftaufnahmen an. Es war schwer vorstellbar, dass sich jemand über eine so große freie Fläche hinweg an jemanden anpirschen konnte, zumal nur an der äußersten Spitze der Halbinsel zwei Bäume standen. Erst als ich an dem Platz saß, wo sich Bryan und Cecelia aufgehalten hatten, wurde mir klar, wie es dem Mörder gelungen war, unbemerkt an seine Opfer heranzukommen:
Zu meiner Linken verlief entlang des Ufers eine Senke, die die leichte Erhebung der Insel umschloss. An einem bestimmten Punkt konnte ich meinen Freund, der auf mich zukam, nicht mehr sehen. Die knapp zwei Meter tiefe Mulde, die die Halbinsel umrahmte, hatte es dem stämmigen Mann ermöglicht, sich an seine Opfer heranzupirschen, bis er hinter einer der beiden Eichen stand, wo er die Kapuze aufsetzte.
Ich sah auf den friedlichen See hinaus. In einem Monat würde der Regen, der in dieser Jahreszeit immer reichlich fiel, den See anschwellen lassen und den Boden überfluten, auf dem ich stand. Es wurde mir bewusst, dass Zodiac alle seine Morde in der Nähe irgendeines Gewässers begangen hatte. Was mochte der Grund dafür sein?
Montag, 29. September 1969
Um 15.45 Uhr starb Cecelia Ann Shepard im Beisein ihrer Eltern an den schweren Verletzungen, die sie von den zahlreichen Messerstichen in Rücken, Brust und Unterleib erlitten hatte.
Townsend ließ Bryan rund um die Uhr bewachen. »Da dieser Psychopath immer noch frei herumläuft, ist der einzige lebende Zeuge natürlich besonders gefährdet«, meinte er.
Bryan beklagte vor allem, dass es eine Stunde gedauert hatte, bis der Krankenwagen da war, und dann noch einmal eine Stunde, bis sie im Krankenhaus ankamen. »Wenn Cecelia
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