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Zodiac - Auf der Spur eines Serienkillers

Zodiac - Auf der Spur eines Serienkillers

Titel: Zodiac - Auf der Spur eines Serienkillers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Graysmith
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ausgegangen, dass er es mit einem Raubüberfall auf einen Taxifahrer zu tun hatte - also einem Vorfall, wie er in einer großen Stadt leider recht häufig vorkam. Wahrscheinlich war es auch die Absicht des Mörders gewesen, die Polizei genau das glauben zu lassen. Natürlich bestand aber auch die Möglichkeit, dass Stine aus einem ganz bestimmten Grund ausgewählt worden war.

    Ein solcher Mord an einem Taxifahrer in seinem Wagen stellt selbst für ein erfahrenes Team, wie es Toschi und Armstrong war, eine besonders schwierige Aufgabe dar. Der Killer lässt den Chauffeur für gewöhnlich an irgendeinen abgelegenen Ort fahren. Die meisten Morde dieser Art werden durch Kopfschuss verübt, indem der Täter dem Opfer die Waffe direkt an den Kopf ansetzt, sodass nicht einmal der Schuss zu hören ist.
    Toschi wusste aus Erfahrung, dass man in solchen Fällen kaum Beweismaterial im Taxi findet. Gewöhnlich berührt der Mörder im Wagen nichts anderes als den inneren Türgriff, wenn er einsteigt oder den Wagen wieder verlässt. Man bekommt zumeist nur verwischte Fingerabdrücke, die völlig unbrauchbar sind.
    Es kann aber auch das genaue Gegenteil eintreten - dass man nämlich gleich mehrere verschiedene Fingerabdrücke vorfindet, die von vorhergehenden Fahrgästen oder von Mitarbeitern des Taxiunternehmens stammen.
    »Beim Mord an einem Taxifahrer«, verriet mir Toschi, »hat man entweder haufenweise Hinweise oder gar keine. Bei einem Mord in einem Lebensmittelladen nimmt der Verdächtige zumindest eine Dose Cola oder Bier oder eine Schachtel Kekse in die Hand, auf der oft seine Fingerabdrücke zurückbleiben. Und wenn der Täter dann die Kasse ausräumt, kann es sein, dass er auch dort einige schöne Abdrücke hinterlässt. Beim Mord an einem Taxifahrer sind solche handfesten Beweismittel höchst selten. In einem solchen Fall hilft nur harte Arbeit … und Glück«, fügte Toschi hinzu.
    In Vallejo fragte ich später Detective Sergeant Mulanax, der den Ferrin-Fall übernommen hatte, nach seiner Meinung über den Fingerabdruck im Taxi.
    »Okay, sie haben einen latenten Abdruck«, meinte Mulanax. »Aber meiner Ansicht nach ist es sehr zweifelhaft, ob es sich um einen Abdruck von Zodiac handelt. Wenn man in einem Taxi einen Fingerabdruck findet, heißt das noch lange nicht, dass er vom Mörder stammt.«
    Die Laboruntersuchung ergab, dass nur ein einziger Schuss in Stines Taxi abgefeuert worden war. Außer der einen 9-Millimeter-Patronenhülse neben der Leiche wurden keine weiteren Einschusslöcher oder Kugeln gefunden.
    Von Stines Vorgesetzten und Kollegen erfuhr Toschi, dass der Fahrer das eingenommene Geld entweder in der Brieftasche oder in der Hosentasche aufbewahrte. Stines Frau gab an, dass er höchstens drei oder vier Dollar bei sich hatte, als er von zu Hause wegging. Normalerweise trennte er erst nach der Arbeit das Trinkgeld von den regulären Einnahmen.

    Captain Lee hatte dafür gesorgt, dass nur professionelle Vertreter der Exekutive an der Konferenz teilnahmen. Er hatte ganz bewusst darauf verzichtet, Psychologen, Astrologen oder Mystiker einzuladen.
    »Ich könnte nicht sagen, dass wir der Lösung des Falles irgendwie näher gekommen wären«, räumte er am Ende des dreistündigen Informationsaustausches ein.
    Immerhin waren die teilnehmenden Ermittlungsbeamten zu der Erkenntnis gelangt, dass alle Morde an einem Wochenende verübt worden waren.
    Was nun folgte, war die mühsame Befragung von Waffenhändlern in ganz Kalifornien. Man hoffte unter anderem, mithilfe der Handschrift des Mörders zum Ziel zu gelangen, indem man die Zodiac-Briefe mit den Unterschriften auf den Registrierungsformularen verglich. Anfang des Jahres war ein neues Waffengesetz in Kraft getreten, doch bis dahin hatte man viele ausländische Modelle über Dutzende von Anbietern beziehen können, die ihre Waren in Männermagazinen bewarben. Vielleicht hatte Zodiac gute Gründe dafür, eine Waffe nur einmal zu verwenden.
    Inzwischen waren in den Schulbussen in Napa weiterhin bewaffnete Wächter, Freiwillige, Lehrer und Feuerwehrleute unterwegs, um die Kinder zu beschützen.

    Mittwoch, 22. Oktober 1969

    Um zwei Uhr nachts klingelte im Police Department von Oakland das Telefon. Der Beamte, der den Anruf entgegennahm, erschrak, als sich eine männliche Stimme mit den Worten meldete: »Hier spricht der Zodiac. Ich möchte, dass Sie eine Nachricht an F. Lee Bailey weitergeben … Wenn er verhindert sein sollte, bin ich auch mit Mel Belli

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