Zodiac - Auf der Spur eines Serienkillers
Tritt gegen den Kopf bekommen haben muss. Außerdem wurde ihr ein kurzes Messer zweimal in die Brust gestoßen. Sie hatte Schnittwunden an der linken Wange und der Oberlippe. Zudem hatte der Mörder ihr den Hals aufgeschlitzt und dabei die Drosselvene und den Kehlkopf durchtrennt, sodass sie fast enthauptet war. Sie lag mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden, als ihr der Mörder das Messer in das linke Schulterblatt stieß. »Die Stelle, wo sie sich gegen den Mann gewehrt hat, als er versuchte, auf sie einzustechen, sah aus wie ein frisch gepflügter Acker«, war in dem Bericht zu lesen.
Die Polizei vermutete, dass der Mörder noch kurz nach seiner Uhr gesucht hatte, bevor er zu seinem Wagen eilte.
»Es war schon Mitternacht, als Joseph Bates nach Hause kam und die Nachricht, die er für Cheri Jo hinterlassen hatte, unberührt vorfand. Er nahm an, dass seine Tochter mit ihren Freundinnen ausgegangen wäre, und ging zu Bett. Als sie am nächsten Morgen immer noch nicht zu Hause war, rief er Stephanie an, um zu fragen, ob sie bei ihr sei. Um genau 5.43 Uhr meldete er seine Tochter schließlich als vermisst. Als der Hausmeister des Colleges eine Dreiviertelstunde später, am Morgen von Halloween, mit seiner Kehrmaschine auf dem Terracina Drive unterwegs war, sah er die Tote mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden liegen und rief uns sofort an. Wir fuhren hin und sperrten das Gelände ab.
Die Handtasche des Mädchens lag neben ihr; darin waren noch alle ihre Papiere und 56 Cent. Drei Meter von der Leiche entfernt fanden wir die Timex-Uhr des Mörders. Das schwarze Armband war auf einer Seite abgerissen. Wir fanden außerdem einen Abdruck von einem Schuh, wie man ihn nur in Geschäften für Militärbekleidung bekommt.
Die Tote hatte Hautreste und Haare unter den Fingernägeln. Auf dem Vordersitz fanden wir die fettigen Abdrücke einer Hand. Und auf dem Dach eines Gebäudes in der Nähe«, fügte Bonine hinzu, »entdeckten wir auch noch einen VW-Autoschlüssel, der aber, wie sich zeigte, nichts mit diesem Mord zu tun hatte.«
Avery überflog den Autopsiebericht und machte sich noch einige Notizen. Das Mädchen konnte frühestens Sonntagabend um 21 Uhr getötet worden sein, als die Bibliothek schloss. Der »furchtbare Schrei« wurde um 22.30 gehört, und das dürfte wohl auch die Tatzeit gewesen sein. Mehrere Fragen gingen Avery im Kopf herum: Stand Cheri Jo fast zwei Stunden mit ihrem Mörder drau ßen in der Dunkelheit zwischen den beiden verlassenen Holzhäusern? Haben sie miteinander gesprochen, und kannte sie den Mann vielleicht sogar? Worauf wartete der Mörder?
Der Bericht sagte aus, dass das Messer, das der Mörder verwendet hatte, eine dreieinhalb Zentimeter breite und neun Zentimeter lange Klinge hatte. Blutstropfen führten vom Tatort zur Straße.
Avery erfuhr, dass Cross und seine Leute nur vierundzwanzig Stunden nach dem Mord bereits fünfundsiebzig Leute befragt hatten und Soldaten vom nahe gelegenen Luftstützpunkt ebenso überprüften wie Cheri Jos Studienkollegen und Lehrer. Der heißeste Verdächtige war ein junger Mann aus der Gegend, der das hübsche Mädchen gekannt hatte. Es fanden sich einige Indizienbeweise gegen den Mann, die jedoch nicht ausgereicht hätten, um vor Gericht damit durchzukommen. Cross und Bonine hielten ihn noch immer für den Täter. Avery fragte sich, ob der Mann wohl zur Zeit der Zodiac-Morde in Nordkalifornien gewesen sein könnte.
Fünf Tage nach dem Verbrechen wurde Cheri Jo beerdigt. Während hunderte von Trauergästen an der Zeremonie teilnahmen, kämpften sich die Ermittler der Mordkommission durch die Menge und suchten nach irgendeinem Gesicht, das ihnen verdächtig erschien. »Joseph Bates brach am Ende der Beerdigung zusammen«, berichtete Cross. »Mein Mädchen!«, rief er immer wieder. »Mein Mädchen!«
»Neun Tage nach dem Begräbnis«, fuhr Bonine fort, »bat Captain Cross alle Personen, die am Abend des Mordes in der Bibliothek gewesen waren, sich noch einmal genau an alles zu erinnern, was sie getan hatten. Es waren insgesamt fünfundsechzig Leute.
Wir ließen sie dieselben Kleider anziehen wie an jenem Tag, sie sollten sich auf denselben Platz setzen und ihren Wagen auf demselben Parkplatz abstellen. Captain Cross’ Wagen stellte das Auto der Toten dar. Wir fragten die Leute, wann sie genau gekommen waren, wen sie drau ßen gesehen hatten und welche Autos ihnen aufgefallen waren. Wir forderten sie auf, nachzudenken, ob am Abend des Mordes jemand da
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