Zodiac - Auf der Spur eines Serienkillers
Halloween-Karte geschickt. Vorne war ein tanzendes Skelett mit einem schwarz- und orangefarbenen Kürbis abgebildet. Darauf stand in weißen Buchstaben:
FROM YOUR
SECRET PAL (Von deinem geheimen Kumpel)
Unten links stand ein kleines Gedicht, das folgenderma- ßen begann:
Ich spüre es
in meinen Knochen:
Du willst endlich
meinen Namen
wissen,
Und darum
will ich dir
das Geheimnis
verraten …
Avery bekam eine trockene Kehle. Gespannt öffnete er die Karte, um weiterzulesen.
Aber andererseits … dann würde ich uns das Spiel verderben!
ÄTSCH!
Happy
Halloween!
Im Inneren der Karte hatte Zodiac ein weiteres Skelett aufgeklebt, das von einer anderen Karte stammte. Dazu hatte er Augen gemalt, die zum Teil aus Schlitzen hervorguckten. Neben einem riesigen Z und dem bekannten Kreuz im Kreis hatte der Killer diesmal ein seltsames neues Symbol hinzugefügt, das auf den ersten Blick aus meteorologischen Symbolen zusammengesetzt zu sein schien.
Auf die Rückseite hatte Zodiac mit weißer Tusche, wie sie von Zeichnern verwendet wird, geschrieben:
Von oben nach unten sind vier Tötungsarten angegeben: Mit Feuer, mit der Pistole, mit dem Messer und mit dem Strick.
Als Toschi und Armstrong die Karte endlich von Avery bekamen, richtete sich ihre Aufmerksamkeit vor allem auf das Skelett, das im Inneren der Karte aufgeklebt war. Vorsichtig lösten sie es von der Unterlage, um nachzusehen, ob dahinter vielleicht eine Botschaft verborgen war - doch da war nichts.
Dafür fand sich auf der Innenseite des Umschlags eine kurze Nachricht in der Form eines X. Da stand zweimal: »Sorry, kein Geheimtext.«
»Wir haben alle Grußkarten, die Zodiac abgeschickt hat, überprüft, um zu sehen, wie geläufig sie waren und wie leicht oder schwer sie für den Mörder zu bekommen waren«, erzählte mir Toschi später. »Alle Karten, die er verschickt hat, konnte man in vielen Läden kaufen. Das habe ich in meiner Freizeit überprüft, meistens am Wochenende. Ich wollte einfach sichergehen, dass wir auch wirklich nichts übersahen und dass wir uns von Zodiac nicht übertölpeln ließen.«
Ich kaufte mir ein Exemplar der Halloween-Karte und stellte fest, dass Zodiac den orangen Kürbis genau auf den Beckenbereich des Skeletts aufgeklebt hatte. Ein Hinweis auf unterdrückte Sexualität?
Auf der Karte war ursprünglich nur ein Augenpaar mit dem »bösen Blick«. Zodiac hatte zwölf weitere hinzugefügt und auch dem Skelett Augen verpasst. Das ausgeschnittene Skelett, das er an der Innenseite hinzugefügt hatte, war so dargestellt, dass es wie gekreuzigt aussah.
Was das neue Zodiac-Symbol betraf, so meinten verschiedene Leser, dass dieses Zeichen an einen so genannten Breitflanschträger erinnere, wie er im Bauwesen Verwendung findet. Manche vermuteten, dass Zodiac vielleicht von Beruf Bauingenieur sein könnte. Das Symbol sah so aus:
Auf der Karte an Avery standen außerdem die Worte: »PEEK-A-BOO - YOU ARE DOOMED!« (»Guck-Guck - Du bist dran«) und »4-TEEN«. Er wollte auf diese Weise entweder damit prahlen, dass er bereits sein vierzehntes Opfer erledigt hatte, oder Avery drohen, dass er der Nächste sein würde.
Der Chronicle brachte die Geschichte zu Halloween auf der Titelseite, und sie erregte weltweit Aufmerksamkeit. Die Stadtredaktion war voll mit Fernsehkameras, und es war zur Abwechslung einmal der schlaksige Avery, der von den Medien interviewt wurde.
Es kam eine Fülle von Hinweisen herein, was natürlich ganz im Sinne der Polizei war. Als ihn die Reporter fragten, ob er wegen der Morddrohung auf der Karte beunruhigt sei, meinte Avery, dass man wohl nicht jedes Wort, das da stand, hundertprozentig ernst nehmen müsse.
Als ehemaliger Kriegsberichterstatter in Vietnam und lizensierter Privatdetektiv konnte Avery sehr gut auf sich aufpassen. Doch Chief Nelder wollte dennoch kein Risiko eingehen; er erteilte ihm die Erlaubnis, einen Revolver Kaliber 38 zu tragen, und ließ ihn auf dem Schießstand der Polizei damit üben.
» Chronicle -Journalist Paul Avery lebt gefährlich«, schrieb Herb Caen. »Seine ausführlichen Berichte über die Taten des Zodiac-Killers haben ihm eine ganz persönliche Botschaft von Zodiac eingebracht, versehen mit der Drohung ›Du bist dran‹. Als Folge davon tragen nun mehrere Mitarbeiter des Chronicle - einschließlich Avery selbst - Buttons mit der Aufschrift ›Ich bin nicht Paul Avery‹. Inzwischen hat Avery um ein persönliches Nummernschild mit der Aufschrift ›Zodiac‹ angesucht, und
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