Zodius 01 - Ein Sturm zieht auf
können es ebenso wenig. Die Originalprobe wurde vernichtet, und die außerirdische DNS, mit der wir uns befassen, ähnelt nicht mal annähernd der menschlichen. Sie schützt sich selbst vor der Reproduktion. Es ist fast, als ob sie sich gegen Unvollkommenheit wehren würde. Wenn das vorhandene Serum aufgebraucht ist, muss er sich etwas anderes überlegen, um die GTECH-Bevölkerung zu vergrößern.«
Kelly verzog das Gesicht. »Es ist leicht dahingesagt, aber man könnte die Todesstrafe in Betracht ziehen. Dreihundert Männer kann man wohl kaum eine neue Rasse nennen.«
»Woher willst du wissen, dass ihm nicht auch Menschen folgen, Kelly? Die GTECHs könnten wie Könige werden, sodass die Menschen hoffen, zu GTECHs gemacht zu werden.«
»Zodius«, sagte sie. »So bezeichnet die Army nun offiziell die GTECHs, die Adams Kommando unterstehen. So unterscheiden sie sie von Calebs Männern. Calebs Soldaten werden Renegades genannt, weil sie sich Adam widersetzen, jedoch nichts mit der Verschleierungstaktik der Regierung zu tun haben.«
»Mein Vater hat jegliche Hoffnung zunichtegemacht, dass Caleb uns je wieder vertraut«, sagte Cassandra, noch immer erschüttert von seinen Taten.
»Trotzdem«, erwiderte Kelly, »hat Caleb es auf Adam abgesehen, Cassandra. Er wird ihn stoppen, bevor er zu einer noch größeren Bedrohung wird.«
»Die Angelegenheit kann doch sicher durch einen verdeckten Anschlag beendet werden?«
Kelly seufzte und nahm die Fernbedienung vom Nachttisch. »Es gab eine Zeit, da konnte ich gut mit Kranken umgehen. Heute scheint mir das Trösten nicht besonders zu liegen.« Sie schaltete auf die Nachrichten, wo ein Casino und ein Wolkenkratzer in Manhattan eingeblendet wurden, die in Flammen standen. »So hat Adam Caleb zum Rückzug bewogen. Jeden Angriff auf Area 51 will er mit einem doppelten Vergeltungsschlag erwidern.«
»Du hast recht«, sagte Cassandra. »Du hast heute wirklich kein Händchen fürs Trösten. Wenn es noch mehr geben sollte, spuck es einfach aus, damit wir es hinter uns haben.«
»Es wird eine Untersuchung wegen deines Vaters stattfinden. Er muss sich möglicherweise vor dem Kriegsgericht verantworten. Und vor deiner Tür sind Wachen postiert, falls Adam versuchen sollte, dich zu entführen.«
Mit anderen Worten: Michael könnte versuchen, sie zu entführen, nur dass Kelly das nicht aussprechen wollte.
»Das heißt jedoch nicht, dass man davon ausgeht. Caleb sagt, dass Ava beabsichtigt, den Fertilitätstest, den sie in Area 51 bearbeitet hat, neu aufzuziehen, indem sie nach verbundenen Paaren Ausschau hält. Im Zuge dessen wollte sie dich, mich und jede andere Frau benutzen, die sie in die Finger bekommen hätte.« Sie schüttelte sich. »Diese Frau wollte uns ihrer gesamten männlichen Bevölkerung vorsetzen. Unterm Strich bist du hier sicher. Du warst eine bequeme Lösung für sie, was nun nicht mehr der Fall ist. Bis sich die Wogen geglättet haben, wollen wir Vorsicht walten lassen. Falls sie dich holen wollen, um es deinem Vater heimzuzahlen.«
Cassandras Brust schnürte sich zusammen. Obwohl Michael ihre Verbindung hatte geheim halten wollen, hatte er dennoch versucht, sie zu entführen. Das konnte nur eins bedeuten: Er musste es Adam gesagt haben. Wenn man sie gekidnappt hätte, hätte er sie zur Fortpflanzung und dem Aufbau von Adams neuem Zodius-Geschlecht benutzt. Demnach musste er es auf sie abgesehen haben. Eigentlich sollte sie ihre Verbindung offenbaren und Sicherheitsvorkehrungen treffen. Auch wenn sie es ins Auge fasste, brachte sie es nicht über sich. Cassandra war noch nicht bereit, die Hoffnung aufzugeben, dass alles anders war, als es den Anschein hatte. Egal, was mit mir geschieht , hatte Michael gesagt. Nein. Sie wollte weder mit Michael noch ihr Versprechen brechen. Die Übernahme von Area 51 mochte Kellys persönlicher Albtraum gewesen sein, doch Cassandra hatte das entsetzliche Gefühl, dass es nur der Beginn ihres eigenen war.
Zwei Wochen nach der erfolgreichen Übernahme von Area 51 saß Adam in einer verborgenen Lagerhalle an einem Konferenztisch mit Ava zu seiner Rechten und Michael, nun sein Stellvertreter, auf der linken Seite. Ebenfalls anwesend waren die zwölf einflussreichsten Unternehmen des Landes – Männer, die Banken, technische und pharmazeutische Firmen und sogar die Regierung vertraten.
»Wie Sie bereits aus früheren Gesprächen wissen«, verkündete Adam, »sind wir heute hier, weil die Regierung unser Volk enttäuscht hat und
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