Zodius 01 - Ein Sturm zieht auf
kündigen. Die Männer nicht.«
»Du strapazierst meine Nerven, Cassandra. Auch wenn du meine Tochter bist, bist du trotzdem eine Angestellte des Stützpunkts. Von daher wirst du dann in Kenntnis gesetzt, wenn ich es für richtig halte.«
»Ohne anständige Kommunikation kann ich nicht arbeiten. Ich hatte für heute Vormittag kostspielige spezielle Tests angeordnet, die gerade den Bach runtergehen.«
»Die Pflicht geht vor«, erwiderte er knapp. »Ich habe das Kommando über eine sekundäre Basis übernommen, die eine sofortige Hochsicherheitsstufe erfordert. In deinem Postfach findest du eine Liste mit den Soldaten, die nicht an der Studie teilnehmen.«
»Wie viele Soldaten?«, forderte sie.
»Fünfzig.«
Das war ein Viertel der GTECHs. »Was ist mit unserer Forschungsarbeit? Wir wissen zu wenig über die GTECHs, um sie wie jeden anderen Soldaten zum Dienst schicken zu können.«
»Dr. Chin ist heute früh mit den Truppen abgereist«, sagte er. »Er leitet das wissenschaftliche Monitoring und die Forschung des GTECH-Programms. Dr. Peterson nimmt währenddessen seinen Platz ein.«
Nichts davon kam ihr richtig vor. »Du hast Michael abkommandiert, nicht wahr?«
»Er erfüllt gewisse Voraussetzungen für diese Aufgabe, ja.«
Michael hatte seine Versetzung mit keinem Wort erwähnt. Er hätte sich doch verabschiedet. »Welche Voraussetzungen?«
»Er ist ein kaltherziger Killer«, erwiderte ihr Vater. »Er führt Befehle aus, ohne mit der Wimper zu zucken. Egal, wie blutig sie auch sein mögen.«
Sowohl Ton als auch Inhalt dieser Aussage ließen sie zusammenzucken. Er wusste, dass sie mit Michael zusammen war, und hatte seiner Missbilligung darüber Ausdruck verliehen – doch das ging zu weit. »Wenn du mir etwas zu sagen hast, Vater, dann sag es direkt. Aber halt Michael da raus. Und verurteile ihn nicht für das, was du ihm diktierst.«
»Ich kann mich nicht entsinnen, ihn verurteilt zu haben«, entgegnete er trocken. »Ich habe lediglich deine Frage beantwortet. Du wolltest wissen, welche Voraussetzungen Michael für die Versetzung mitbringt, worauf ich sagte, dass er ein kaltherziger Killer ist.«
Diesmal war die Portion Sarkasmus noch größer ausgefallen. Cassandras Gedanken schweiften zurück zur letzten Nacht. Zu Michaels Worten. Ganz egal, was mit mir geschieht, sag niemandem, dass du mein Zeichen trägst . Da der Besuch von Caleb und Adam der Auslöser für seine Warnung gewesen war, begann sie allmählich, die Puzzleteile zusammenzufügen. »Werden Caleb und Adam ebenfalls abkommandiert?«
»Adam ja«, bestätigte er. »Caleb nicht.«
Ein scheußliches Gefühl breitete sich von ihrer Brust bis in den Magen aus. Adam, der Mann, den Kelly gerade »böse« genannt hatte, war mit Michael gegangen. Caleb nicht. Im Grunde unterstellte ihr Vater Michael, Spaß am Töten zu haben. »Was hast du getan, Vater?«
Ihre Frage wurde vom schwülen Nevada-Wind verschluckt – er wehte unnatürlich und kraftvoll –, dann nahm Adam Rain vor ihren Augen Gestalt an und schleuderte einen schlaffen Körper auf die Motorhaube des Jeeps.
»Der wollte mich einkerkern«, verkündete Adam, als er ihren Vater mit schwarzen Augen anfunkelte, die von einem wohlgeformten Antlitz umrahmt waren. Verächtlich verzog er die vollen Lippen. »So was macht mich stinksauer.«
Entsetzt starrte Cassandra auf den toten Mann, aus dessen Mund Blut sickerte. Wieder hob sich der Wind, verhedderte das lose Haar um Cassandras Ausschnitt und wirbelte ihr Schmutz und Steine aus der nahen Wüste um die Füße. Erleichtert bemerkte sie, dass ihr Nacken kribbelnd Michaels Ankunft prophezeite. Er konnte Adam in Schach halten, wenn ihr Vater es nicht vermochte.
Michael erschien neben Adam, während vier weitere GTECHs eine V-Formation hinter ihnen bildeten –, als stünden sie hinter ihren Führern und als würde Michael zu Adam gehören.
Cassandra ignorierte das alarmierende Gefühl, das an ihrer Wirbelsäule hinablief. Michael und Adam waren ein Team, sie bestritten Einsätze miteinander. Die beiden zusammen zu sehen, war nicht ungewöhnlich, und dennoch war da diese Warnung, die mit jeder Sekunde dringlicher wurde. Michael würdigte sie keines Blickes. Warum sah er sie nicht an?
»Michael?«, fragte sie und versuchte, Blickkontakt herzustellen, um sich zu vergewissern, dass alles in Ordnung war.
»Geh rein, Cassandra«, befahl ihr Vater.
»Ja«, stimmte Adam zu. »Geh lieber rein. Es sei denn, du legst Wert darauf, dabei zuzusehen, wie
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