Zodius 01 - Ein Sturm zieht auf
vergeblich, sie nicht dabei zu beobachten. Seine Augen verfolgten jeden Zentimeter, als sie den rosa Seidenschlüpfer an ihren langen Beinen hinaufzog und das kleine Dreieck aus dunklem Haar damit bedeckte. Er kehrte ihr den Rücken zu, atmete tief durch und versuchte die tobende Lust in sich zu besänftigen.
»Meine Augen sind in der Hoteltoilette schwarz geworden, nachdem wir … uns getroffen haben«, erklärte sie hinter ihm. »Ein paar Minuten später waren sie dann wieder normal.«
Ehe er sich eines Besseren besinnen konnte, wandte sich Michael ihr zu. Fehler. Großer Fehler. Sie zog gerade den BH an, der farblich auf den Slip abgestimmt war und außerdem durchsichtig. Er wollte ihn ihr sofort wieder herunterreißen. Er zwang sich, Cassandra ins Gesicht zu sehen. »Und du hast nichts gesagt? Wie konntest du mir so etwas verschweigen?«
»Ich dachte erst, du wüsstest es, und dann …« Sie schlüpfte in Slacks und griff nach einer cremefarbenen Seidenbluse. »Ich hätte es dir schon noch erzählt.«
»Ach, und wann?«, forderte er. »Wenn ich gewusst hätte, dass bei uns eine Verbindung ohne Blutaustausch stattfindet, hätte ich dich nicht noch mal angerührt, Cassandra.«
Sie schnaubte und stieg in einen Schuh. »Von wegen.« Als sie die Arme vorm Körper verschränkte, sah er, dass ihre Hände zitterten. »Ganz bestimmt. Tja, dann weißt du’s eben jetzt. Das hast du nun davon. Lass lieber die Finger von mir.«
Ihr eisiger Ton jagte ihm einen Schauer über den ganzen Körper. Scheiße. »Cassandra. So war das doch nicht gemeint. Das ist nicht die Art von Bindungsprozess, die normalerweise abläuft. Wir haben keine Ahnung, was sich bei dir abspielt oder welche Risiken es bergen könnte.«
Sie machte eine wegwerfende Geste und schlüpfte in den anderen Schuh. »Mein Gott, Michael. Dafür, dass du sonst so schweigsam bist, hast du ziemlich viele Ausreden auf Lager. Meine Augen werden schon wieder normal. Keine Panik. Wir werden uns schon nicht verbinden. Glaub mir, ich bin genauso scharf darauf wie du. Warum sollte ich mich an einen Mann binden wollen, der sich jederzeit vom Acker machen könnte und jahrelang nichts von sich hören lässt? Oh, warte. Wenn wir uns verbinden, würdest du durch eine lange Trennung krank werden, stimmt’s? Hab ich nicht das in Avas Unterlagen gelesen? Kein Wunder, dass du keinen Wert auf eine Verbindung legst. Dann müsstest du dich auf eine Verpflichtung einlassen und könntest dich nicht verdrücken.«
Zorn ging in heftigen, beißenden Wellen von ihr aus, und Michael konnte nichts anderes tun, als auf Distanz zu bleiben. Er wusste nicht, was er sagen sollte, denn alles schien falsch zu sein. Er wusste nur, wie sehr er diese Frau brauchte, wie sehr er sie liebte. Die Worte blieben ihm im Hals stecken, und er wagte es nicht, sie laut auszusprechen. »Ich will dich, Cassandra. Ich will dich so sehr, dass ich manchmal kaum atmen kann. Ich bin aber X2-positiv. Auch wenn ich das Gen nicht übertrage, ist das bei anderen schon geschehen. Du könntest dennoch davon betroffen sein. Ich habe gesehen, was für ein Mensch Ava ist, und ich lasse nicht zu, dass du auch so wirst.«
Sie wandte schnaubend den Blick ab und sah ihn dann doch mit angespanntem Kiefer an. »Wir wissen beide, dass Ava schon ein boshaftes Miststück war, bevor die Verbindung mit Adam abgeschlossen war. Wenn das Lebensband verwandte Seelen miteinander vereinigt, dann waren Avas und Adams schon verpestet, bevor sie sich kennenlernten. Ich will keine Ausreden mehr hören, Michael, die kann ich nicht gebrauchen. Und wenn du sonst nichts zu bieten hast, brauche ich dich ebenfalls nicht. Wenn diese Sache über die Bühne gebracht ist, trennen sich unsere Wege, und wenn du in der Zwischenzeit deine Hände bei dir behältst, kommen wir glänzend miteinander aus.«
»Verdammt, Cassandra«, knurrte er. »Du weißt nichts von mir oder meiner Familie.«
Sie wirkte verletzt. »Du hast recht. Ich weiß gar nichts, weil du mich ständig ausgrenzt, stimmt’s?«
Er rieb sich das Kinn. »Ich war … ich will dich doch nur beschützen …«
»Wage es ja nicht, das Wort ›beschützen‹ in den Mund zu nehmen«, sagte sie und wedelte mit einem Finger in der Luft. »Lass es. Wenn du daran glauben musst, damit es dir besser geht, bitte, aber behalt es für dich.«
Michael pfiff auf den Abstand und ging auf sie zu. »Cassandra …«
Rückwärtsgehend zog sie sich von ihm zurück. »Ich sagte, lass es.«
Jemand klopfte an die
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