Zodius: Gegen den Sturm (German Edition)
Tür, und im selben Moment verschwand das Gefühl, beinahe so, als hätte es seine Gegenwart angekündigt. Sie schüttelte ihre Gedanken ab und versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. Aber hatte sie nicht gehört, dass Lebensbänder über eine Art Sinneswahrnehmung verfügten, die ihnen mitteilte, wenn der andere in der Nähe war?
Sterling überraschte sie damit, dass er ihre Burberry-Reisetasche in der Hand hielt – die Tasche, die ihr einst ihr Vater zum College-Abschluss geschenkt hatte. »Diese Tasche hat Cassandra für dich geholt. Ich hab gedacht, du brauchst sie vielleicht.« Er zwinkerte und verschwand wieder, und sie wusste, dass er versuchte, eine unbeschwerte Atmosphäre zu schaffen.
Becca hätte sich sehr darüber gefreut, ihre Tasche zu haben, wäre da nicht das komische Gefühl in ihrem Nacken gewesen. Sie biss sich auf die Lippe und schloss die Tür, dann beugte sie sich vor, schaute in die Tasche und entdeckte ihr Kosmetiktäschchen.
Sie zog eine Puderdose heraus, wandte sich zum Spiegel und hielt ihr Haar hoch. Bei dem Anblick, der sich ihr bot, blieb ihr die Luft weg – zwei schwache Kreise, einer im Inneren des anderen, knapp acht Zentimeter im Durchmesser. Eine Tätowierung, die aber keine Tätowierung war, erschienen aus dem Nichts – und eindeutig erst, nachdem Sterling nachgesehen hatte.
Becca drehte sich zum Waschbecken um und klammerte sich mit den Händen an die Ablage. Ihr Herz hämmerte wie eine Trommel. Das konnte nicht sein. »Oh Gott«, flüsterte sie und presste die Augen fest zu. Als die Lampe während ihres Orgasmus zersprungen war – da war sie ohnmächtig geworden, und in diesem Moment voller Schmerz und Wonne musste ihr Lebensband geknüpft worden sein.
Eine Mischung aus Euphorie und Schuldgefühlen tobte in ihr. Mit einem Blutaustausch konnte Sterling nun ihr Leben retten. Ihr Magen krampfte sich zusammen, und heftige Gefühle durchwallten ihre Brust. Doch wenn sie starb, starb auch er.
Bitte, Gott, gib, dass das nur so ist, wenn wir den Blutaustausch auch vollziehen.
Was, wenn das
Ice
irgendetwas mit ihr anstellte, etwas, das ihm schadete? Er würde diese Möglichkeit gar nicht erst in Erwägung ziehen wollen, sie nicht erst die entsprechenden Tests durchführen lassen. Nein, er würde sich verpflichtet fühlen, sie zu retten. Würde darauf bestehen. Und natürlich, Sterling wollte sie. Er begehrte sie, aber eine Bindung fürs Leben war eine große Sache. Es war wie eine Ehe ohne Scheidungsgericht.
Sie drückte eine Hand fest auf ihren Magen, um ihn zu beruhigen, und traf eine Entscheidung. Sie würde ihm nichts von dem Bindungssymbol erzählen.
Solange sie und Sterling keinen Blutaustausch vollzogen, bestand kein Grund, warum er etwas über das Symbol in ihrem Nacken erfahren sollte. Solange er es nie erfuhr, würde es keine Schuldgefühle und keine Verpflichtungen geben. Das hier war ein Geheimnis, das sie auf ihr Totenbett mitzunehmen gedachte – nur sie allein sollte es wissen.
23
Stunden nachdem sie sich zum x-ten Mal geliebt hatten, lag Becca an Sterlings Seite geschmiegt da und schlief friedlich. Sterling dagegen war hellwach, hatte den Computer auf dem Schoß und lehnte sich gegen das Kopfende des Bettes.
Er konzentrierte sich darauf, wie und wo sie das
Ice
-Lagerhaus finden konnten. Fahrig tippte er auf den Tasten herum und versuchte, in die Rechner des
Nebula
-Clubs einzudringen, um so etwas wie eine Datenbank der
Ice
-Konsumenten aufzuspüren – irgendeine Information, die ihn vielleicht zur Hauptvertriebsquelle führen konnte.
Er probierte noch einige weitere Kombinationen aus und fluchte. Das Computersystem des
Nebula
war heruntergefahren. Sterling fuhr sich mit der Hand übers Gesicht und dachte angestrengt nach. Sein Blick blieb wieder einmal auf Becca hängen, auf ihrem seidigen, dunklen Haar, das über der schwarzen Decke ausgebreitet war, als sei es ein Teil davon. Ihr Körper schmiegte sich fest an seine Seite, als versuchte sie, mit ihm zu verschmelzen.
Verflucht noch mal, diese Frau brachte ihn noch um. Er hatte nicht nur mit ihr über seine Großmutter gesprochen, er hatte sie auch
in seinem Bett
haben wollen. Beides waren gewaltige Abweichungen von der Regel. Anomalien. Er sprach nicht über seine Vergangenheit und duldete auch niemals Frauen in seinem Bett. Er ging vielmehr zu ihnen und verließ sie, wenn er so weit war, was für gewöhnlich verdammt schnell ging. Er hätte Becca in ihrem eigenen Zimmer unterbringen können, aber nun
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