Zodius: Gegen den Sturm (German Edition)
Moment auf Caleb, dann schaute er auf die Anruferkennung. Das Display zeigte »unbekannt« an. Für den Fall, dass es Marcus war, klappte er das Handy auf und meldete sich.
»Hallo Sterling, Schätzchen«, ertönte eine Frauenstimme.
Sterling runzelte die Stirn. »Wer ist dran?«
»Wer ich bin, ist nicht so wichtig. Wichtiger ist,
was
ich bin.«
»Und das wäre?«, fragte er und drückte auf die Lautsprechertaste. Sein Instinkt sagte ihm, dass dieser Anruf wichtig war.
»Sie könnten mich die Madame der
Ice
-Dealer nennen«, schnurrte sie.
Sterling setzte sich wieder hin und richtete den Blick auf Caleb. »Soll ich Sie Madame nennen?«, fragte er. »Oder haben Sie auch einen Namen?«
»Für Sie bin ich Madame«, antwortete sie. »Zumindest vorerst. Und ich kann hören, dass Sie auf Lautsprecher gestellt haben. Wie viele von Ihren scharfen Renegade-Freunden sind denn mit im Raum? Kann ich mir da einen von ihnen als Retter aussuchen, wenn Iceman mich dafür töten will, dass ich euch helfe? Ich würde ja Sie wählen, Sterling, aber jedermann weiß, dass Sie ihre Hand schon unter dem Rock von diesem anderen Püppchen haben, Rebecca Burns.«
»Bislang haben Sie uns noch nicht geholfen«, schaltete sich Michael ein. »Also verlassen Sie sich besser auch nicht darauf, von uns gerettet zu werden. Wer ist Iceman?«
»Hmm«, sagte sie und überging die Frage. »Ich mag die rauen Typen. Wer immer Sie sind – Sie wähle ich zu meinem Retter.« Sie lachte. »Andererseits, wenn Sie nicht einmal den Namen des Mannes kennen, der hier das Sagen hat, sind vielleicht
Sie
derjenige, der gerettet werden muss. Wenn Sie dem
Ice
-Vertrieb ein Ende setzen wollen, bin ich Ihre Fahrkarte zum Erfolg.«
»Und warum genau sollten Sie uns helfen?«, fragte Sterling.
»Aus Rache«, antwortete sie ohne jedes Zögern. »Ich habe mich Iceman gegenüber loyal verhalten, er sich jedoch nicht gegenüber mir. Und Adam gegenüber auch nicht. Er verkauft seit einiger Zeit seinen eigenen Cocktail aus wirkungsverstärktem
Ice
. Das tut er nicht nur, um seine Kasse zu füllen, er schafft sich damit auch das, was er die Eclipser nennt: Anhänger, die er gegen Adam einsetzen will, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist.«
Sterling und die übrigen Renegades wurden totenstill, rings um den Tisch prallten die Blicke in einem kollektiven Aufblitzen der Erkenntnis aufeinander. Es bedeutete: Krieg mit ihrer eigenen Regierung, Krieg mit Adam, und jetzt auch noch Krieg mit diesen Eclipsern.
»Unheimlich still bei euch, Jungs«, befand Madame. »Ich scheine eure Aufmerksamkeit geweckt zu haben.«
»Was können Sie für uns tun?«, fragte Caleb. »Was bieten Sie an?«
»Kommt darauf an«, erwiderte sie. »Wer sind Sie?«
»Caleb«, antwortete er.
»Also Adams Bruder?«
»Genau der und kein anderer.«
»Gut«, sagte sie leise. »Da Sterling nicht geleugnet hat, ein Renegade zu sein, bin ich davon ausgegangen, dass es stimmt, aber Gewissheit zu haben, ist immer besser. Und ich bin der Überzeugung, dass es den einen Bruder braucht, um gegen den anderen zu kämpfen. Also, ich mache Ihnen das folgende Angebot, Führer der Renegades: Ich biete Ihnen das
Ice
-Vertriebszentrum, die Dealer und eine Liste von Konsumenten. Im Gegenzug will ich Schutz vor den Trackern
und
eine sichere Zuflucht – was Straffreiheit mit einschließt. Ich gehe auf keinen Fall hinter Gitter.«
Caleb schüttelte den Kopf. Ein klares Nein.
»Also gut«, sagte Sterling und warf Caleb einen aufmüpfigen Blick zu. »Sie können haben, was Sie wollen. Und wie soll die Sache ablaufen?«
»Nein, nein«, gab Madame zurück. »Jeder weiß, dass es Calebs goldenes Wort ist, das zählt. Ich will eine Zusicherung von ihm hören.«
Sterling, Michael und Damion richteten die Augen erwartungsvoll auf Caleb. Manchmal war ihr Anführer einfach ein wenig zu sehr der brave Goldjunge. Es war fast, als müsste er jeder möglichen Verbindung mit seinem Bruder dadurch die Stirn bieten, dass er immer die Gegenposition bezog, selbst dann, wenn es bedeutete, nicht die beste Entscheidung zu treffen.
»Ich kann Ihnen keine Straffreiheit zusichern«, erklärte Caleb, »nur, dass ich Sie beschützen werde.«
Sterling ballte die Faust und war kurz davor, auf den Tisch zu schlagen. Madame bot ihnen die Chance, Adam ein Stück weit aufzuhalten – also genau jene Chance, die sie brauchten.
»Nicht einmal dann, wenn ich Ihnen sage, dass es nicht das
Ice
war, was diese Süchtigen getötet hat?«, fragte
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