Zodius: Gegen den Sturm (German Edition)
ihrem Haar, wo das Wasser es befeuchtet hatte.
»Stimmt irgendetwas nicht?«, fragte Sterling, der mit nichts als einer Jeans bekleidet in der Tür erschien – die Jeans war nicht zugeknöpft und hing ihm tief auf den schlanken Hüften. In der Hand hielt er ein Glas Wein.
»Nein, nein«, antwortete sie, als sie merkte, dass das kribbelnde Gefühl verschwunden war. »Alles in Ordnung.«
Er schlenderte herbei, geschmeidig, männlich, präsentierte seine allgegenwärtige lässige Fassade, die den tödlichen Soldaten unter der Oberfläche niemals ganz verbarg.
Ihr lief das Wasser im Mund zusammen, und das nicht wegen des Weins, sondern ausschließlich wegen des Mannes. Sein Haar war zerzaust und sexy. Voll, hellblond, immer ein wenig wild – es passte zu ihm. Und sein Körper, was für ein Körper! Wann immer sie ihn betrachtete, fand sie eine andere Stelle, über die sie gern lecken wollte.
So etwas hatte sie noch nie bei einem anderen Mann gedacht, jedenfalls nicht, soweit sie wusste. Welche Frau hegte nicht ähnliche Gedanken über ihren bevorzugten Hollywood-Schwarm – Brad Pitt oder George Clooney? Aber das waren gefahrlose Fantasien, von denen man wusste, dass sie niemals wahr werden würden. Und hier war Sterling, ein Mann, den sie an allen möglichen Stellen seines Körpers geleckt hatte, aber offenbar nicht an genügend, um ihr drängendes Verlangen zu befriedigen.
Er setzte sich auf die Toilette und reichte ihr den Wein. »Den habe ich zusammen mit dem chinesischen Essen gekauft. Hab gedacht, er hilft dir vielleicht, dich zu entspannen.«
»Danke«, sagte sie, nahm das Glas entgegen und dachte, wie unglaublich aufmerksam er doch war. »Willst du denn keinen Wein?«
»Nein«, erwiderte er. »Ich trinke keinen Alkohol. Hat mir nie geschmeckt. Außerdem hat er auf GTECH s sowieso keine Wirkung.«
Überrascht nippte sie an ihrem Wein und musterte Sterling über den Rand des Glases hinweg. Trocken, aber auch leicht süß. Perfekt. Ein reine Freude für die Sinne – genau wie das Bad. »Bestimmt trinkt ein Junge aus Texas wie du, der noch dazu in der Army ist, hin und wieder ein Bier?«
»Wenn es sein muss, kippe ich eins, für den äußeren Anschein«, antwortete er. »Aber das war’s dann auch schon.« Er deutete mit dem Kopf auf die Wanne. »Wie ist das Bad?«
Irgendetwas flimmerte durch ihren Kopf, ein schattenhaftes Bild – eine unwillkürliche Reaktion auf das Thema Trinken, die von ihm kam, nicht von ihr. »Warum trinkst du keinen Alkohol?«, erkundigte sie sich und überging seine Frage, während bruchstückhafte Gefühle und Erinnerungssplitter durch ihren Kopf zuckten. Sie waren nicht klar zu fassen, mit Ausnahme einer Frage, die in ihr aufstieg. »Wer, der dir nahe stand, ist Alkoholiker gewesen?«
Seine Miene verdüsterte sich. »Wie viel genau hast du denn aus meinem Kopf herausgeholt, als du dort drinnen warst? In deinem Fall habe ich bisher nämlich nur herausgefunden, dass du chinesisches Essen bevorzugst. Das ist nicht viel.«
Sie war sich ziemlich sicher, dass er auch einige ihrer Fantasien zu lesen und dieses Wissen gut einzusetzen vermocht hatte, als sie miteinander geschlafen hatten, aber das wollte sie nicht laut aussprechen. Stattdessen deutete sie auf ihr Glas. »Und anscheinend auch, welche Weine ich gern trinke.«
»Das ist immer noch kein Vergleich zu den granatenmäßigen Hämmern, die du mir ständig aus dem Hirn ziehst.« In seinen Worten lag ein Anflug von Anspannung. Seine Kieferpartie trat hervor; er strahlte ein empfindliches Unbehagen aus, wie sie es noch nie an ihm erlebt hatte.
»Ich hatte nur so ein Gefühl«, erwiderte sie sanft. »Mehr nicht. Ich hatte keinen Einblick in diesen Teil deiner Vergangenheit.« Sie senkte die Stimme. »Ich verspreche es. Und ich wollte nicht neugierig sein. Du brauchst es mir nicht zu erzählen, wenn du nicht willst.« Sie zögerte. »Aber wenn du es doch willst, jetzt oder später, kannst du es jederzeit tun.«
Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar, dann stieß er heftig die Luft aus. »Oh, nun ja, verflixt. Es war meine Großmutter. Aber dann hat sie einen Entzug gemacht, weißt du, und zehn Jahre keinen Tropfen angerührt, bis sie starb. Keine Ahnung, wieso du von all meinen Erinnerungen ausgerechnet diese alte Kamelle ausgewählt hast.«
»Sie muss ein wichtiger Teil deines Lebens sein«, sagte sie. »Etwas, das dich definiert und dich, bewusst oder unbewusst, dauerhaft prägt.«
Wieder glitzerte einer dieser
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