Zodius: Gegen den Sturm (German Edition)
den Mund, um zu sprechen, da sagte Sterling: »Deine Hand. Du blutest.«
Becca drehte die Hand um und starrte auf das Blut, dann blinzelte sie zweimal und spürte Panik in sich aufsteigen, die Angst, versehentlich ein Blutband entstehen zu lassen. Sie rappelte sich auf die Beine. »Ist schon alles okay.« Doch sie strafte ihre Behauptung Lügen, indem sie gegen den Barhocker krachte und sich den Kopf anschlug. Sie setzte sich wieder hin. »Autsch!«
Sterling legte ihr die Hand um den Unterschenkel. »Halt still und lass dir von mir helfen. Du bist verletzt.«
»Nein«, widersprach sie und riss sich von ihm los, kam wieder auf die Beine und bemerkte den roten Fleck unten auf ihrem Laborkittel. »Ich komme zurecht, wirklich.« Sie griff nach dem Kittelsaum und wickelte ihn um ihre Hand. »Wie habe ich mich geschnitten?«
»Eine der Ampullen ist kaputtgegangen, und du bist draufgefallen«, erklärte Sterling mit heiserer Stimme. Von ihm ging eine Welle heftiger Emotionen aus. Er glaubte, dass sich ihre Panik gegen ihn richtete, dass sie in Bezug auf ihn etwas gesehen hatte, das sie aus der Fassung brachte.
»Wenn du mich anfasst«, sagte sie und suchte nach einer Entschuldigung für ihr Verhalten, »habe ich die Befürchtung, dass ich durcheinandergerate. Ich will nicht die Bilder aus dem Bewusstsein verlieren, die ich jetzt im Kopf habe. Ich bin … ich versuche zu verstehen, was ich gesehen habe.«
»Becca«, hauchte er gequält. Ihre Ausrede hatte ihn nicht überzeugt. »Was immer du gesehen hast …«
»Ich weiß nicht, was ich gesehen habe«, versicherte sie und wickelte den Laborkittel fest um ihre Hand. Das durch ihre Adern pumpende Adrenalin machte die Blutung zweifellos schlimmer. »Einmal habe ich gesehen, wie du mich an Damion übergeben hast.« Sie schluckte, um gegen den in ihrer Kehle hämmernden Herzschlag anzukämpfen, und fügte mit rauer Stimme hinzu: »Und in der nächsten Minute hast du mich Tad ausgeliefert. Es war … verwirrend.« Gefühle durchfluteten sie, aber es waren nicht ihre eigenen, sondern Sterlings Gefühle.
»Sie haben gesagt, Sie hätten mich nicht erkannt«, betonte Damion und wandte sich mit einem strengen Blick an Sterling. »Wenn ich es gewesen wäre, der dir Becca in jener Nacht abgenommen hat, müsste sie sich an mich erinnern.«
»Ich weiß, was ich gesehen habe«, stieß Sterling zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
Damion warf Becca einen flehentlichen Blick zu. »Sie können sich nicht an mich erinnern.«
Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. »Ich habe mich über Sterlings Schulter gebeugt und auf die Tür geschossen, als ich vom einen zum anderen übergeben wurde, und dann hat man mir die Waffe aus der Hand gerissen. Ich habe gekämpft und blind um mich geschlagen.« Ihr Blick glitt zwischen den beiden Männern hin und her. »Ich könnte mehr als einmal von einem zum Nächsten weitergereicht worden sein, schätze ich. Ich war völlig durcheinander. Es ging alles so schnell.«
Sie sah Damion abwägend an, suchte sich Gewissheit zu verschaffen. Sie vertraute ihm. Ob es nun richtig oder falsch war, sie spürte es tief in ihrem Inneren. Sie vertraute ihm nicht so sehr wie Sterling, aber sie vertraute ihm.
Langsam richtete sie ihre Konzentration wieder auf Sterling. »Was in jener Nacht auch geschehen ist, Sterling, Damion hat nicht für Adam gearbeitet. Da bin ich mir sicher.«
Damion stieß einen hörbaren Seufzer der Erleichterung aus, während sich die Spannung um Sterling zusammenballte, bis sie fast mit Händen zu greifen war.
»Ich weiß, es klingt dumm, aber ich habe so ein Gefühl, dass wir es hier mit Sinnestäuschungen zu tun haben. Als hätte irgendjemand einen oder beide von euch etwas sehen lassen, das nicht da war, und in Wirklichkeit war alles anders, als es den Anschein hatte.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich muss nachdenken, um das zu verarbeiten und herauszufinden, ob ich dem Ganzen einen Sinn abgewinnen kann.«
»Ich gehe jetzt«, sagte Damion. »Danke, Becca.«
»Danke, dass Sie versucht haben, mich zu retten«, erwiderte sie aufrichtig.
Überraschung zuckte über seine scharf geschnittenen Gesichtszüge, um schnell wieder zu verschwinden. Er neigte den Kopf und wandte sich zum Gehen. Weder er noch Sterling schienen auf irgendeine Art Notiz vom anderen zu nehmen. Die Auseinandersetzung zwischen ihnen war immer noch zu frisch. Irgendwo inmitten von alledem, was sie zwischen den beiden wahrgenommen hatte, hatte sie auch
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