Zodius: Gegen den Sturm (German Edition)
gefangen zu nehmen, ließ sie aus, weil sie nicht mit Sterling darüber streiten wollte, ob sie sich an dieser Aktion beteiligen sollte. Für sie stand fest, dass sie das tun würde, ob es ihm nun gefiel oder nicht.
»Sobald du einmal dort bist, kannst du enger mit dem medizinischen Team zusammenarbeiten«, gab er zu bedenken.
Wie war das noch mal mit dem Nicht-auf-Dorian-zu sprechen-Kommen? Pustekuchen. »Wir wissen beide, warum ich mich nicht in Sunrise City verstecken kann. Und was immer in gesundheitlicher Hinsicht mit mir nicht stimmen mag, macht das, was ich hier zu tun habe, nur umso dringlicher.«
»Du wirst dich nicht zum Köder für dieses Monster von Adams Sohn machen«, sagte er, und seine Stimme war genauso unnachgiebig wie sein sturer Kopf.
»Herrschsüchtige Machoallüren funktionieren bei mir nicht«, stellte sie klar. »Mein Vater und mein Bruder waren beide herrschsüchtige Machos, und sie haben damit nichts erreichen können. Der einzige Grund, warum ihr überhaupt angefangen habt, nach mir zu suchen, war, Adam aufzuhalten. Und wenn ich dabei helfen kann, werde ich es tun.«
»Das wirst du nicht«, widersprach er im Befehlston.
»Hör auf, unvernünftig zu sein«, befahl sie zurück. »Du hast es auf dich genommen, mich zu beschützen, als ob es deine Pflicht wäre.« Sie deutete mit dem Finger auf ihn, und er hatte bereits den Mund geöffnet, um Einwände zu erheben, als sie ihm zuvorkam: »Und behaupte jetzt nicht, dass es auch wirklich deine Pflicht war. Es ist deine Pflicht, dieses Land zu beschützen – und mittlerweile die gesamte Menschheit. Nicht eine einzelne Frau.« Und verdammt noch mal, sie wollte weder seine Pflicht sein noch die Pflicht irgendeines anderen.
Entschlossen holte sie Luft. Er musste den Raum verlassen haben, bevor Kelly anrief und die Testergebnisse durchgab, da sich die Sache mit ihrem Lebensband in diesen Ergebnissen niedergeschlagen haben könnte. »Wenn du diese Tatsache nicht in Erinnerung behalten kannst, dann können wir beide … nun ja, wir können nicht … dann muss ich in einem anderen Apartment unterkommen.«
Seine Miene verfinsterte sich, und er machte einen Schritt auf sie zu. »Das ist nicht dein Ernst.«
»Doch«, versicherte sie und verschluckte sich förmlich an ihren Worten. »Ich … es ist das Beste so. Damit wir beide nicht die Fähigkeit verlieren, sachliche Entscheidungen zu treffen.«
»Auch ich bin in
deinem
Kopf gewesen, Süße«, erwiderte er. Alle Distanz zwischen ihnen war dahin. Er ragte vor ihr auf, seine Finger spielten mit einer Strähne ihres Haars, und er ließ den Blick schwer auf ihrem Gesicht ruhen. »Du versuchst, mich zu schützen, so wie du deine Mutter geschützt hast. Ich brauche keinen Schutz.« Er schwieg einen Moment und sah sie eindringlich an. Düstere Gefühle lagen in diesem Blick und erfüllten nun auch sie. »
Ich
beschütze
dich.
Du sollst mich nicht schützen.«
Menschen, die einander lieben, beschützen sich gegenseitig,
aber diesen Gedanken sprach sie nicht aus. Sie sagte vielmehr überhaupt nichts.
»Du kannst mich nicht von dir stoßen«, murmelte er. »Das werde ich nicht zulassen.«
Becca presste die Augen fest zu, um sich gegen ein unerwartetes Gefühl zu wehren – die bedrückende Schwere in ihrer Brust. Verdammt. Sie würde nicht weinen. Auf keinen Fall. Sie konnte es nicht. Sie war längst über das Stadium der Tränen hinaus.
Sterling legte ihr die Hand aufs Gesicht, und sie schmiegte sich in diese Berührung, außerstande, sich zu bremsen. Alle ihre guten Absichten, ihn von sich zu stoßen, waren wie weggeblasen.
Der Computer summte, und Beccas Magen krampfte sich zusammen. Sie zwang sich, die Augen zu öffnen, und gab sich alle Mühe, ihre Angst zu verbergen. »Ich muss dazu allein sein.«
»Nein«, widersprach er; seine dickköpfige Sturheit brach sich erneut mit aller Kraft Bahn.
»Bitte«, sagte sie verzweifelt. »Ich will allein mit ihr reden. Was auch immer mit mir nicht stimmt – ich muss zuerst allein damit fertigwerden.«
»Du bist nicht allein«, entgegnete er und beugte sich über sie, um die Computertaste zu drücken.
Becca ergab sich in ihre Niederlage und drehte sich zum Monitor um, auf dem nun Kellys Bild erschien. »Also gut, Becca«, begann Kelly erschöpft. Ihr blondes Haar war nachlässig aufgesteckt, und es sah aus, als hätte sie dazu einen Bleistift benutzt. »Unser aktueller Stand ist der folgende: Ihr Blutbild ist völlig chaotisch, aber wir haben keine
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