Zodius: Gegen den Sturm (German Edition)
seinen Drink. Er schnappte sich das Glas und unterzog ihr Dekolleté einer erneuten langen Musterung, dann warf er einen Chip auf ihr Tablett. Einen erbärmlichen Dollar. Ihr Blick fiel auf den Ring an seinem Finger.
Sie neigte sich dicht an sein Ohr. »Wie wär’s, wenn wir Ihre Frau zu einer kleinen Ménage-à-trois einladen würden, hm? Soll ich mal nach ihr schauen gehen?«
Er erstarrte, dann warf er einen grünen Chip auf ihr Tablett. Bevor er sich wieder seinen Karten zuwandte, erhaschte sie einen Blick auf sein gerötetes Gesicht, und beinahe hätte sie laut losgelacht. Ehefrauendrohungen funktionierten doch immer.
Natürlich waren die Trinkgelder für sie nur ein Spaß. Sie hatte diesen Job zur Tarnung behalten, und weil er ihr eine Möglichkeit gab, vor Ort potenzielle Opfer auszukundschaften, die im Casino ihre Kreditkarten präsentierten und ihre Adressen hinterließen.
Aber das sollte jetzt ein Ende haben. Schon bald würde »Madame« ganz oben sein – und wer auch immer sie dorthin bringen konnte, mit ihr. Iceman. Tad. Verdammt, sie würde auch bei den Renegades Zuflucht suchen, wenn es denn sein musste. Schließlich stand sie im Begriff, sie aus der Nähe und ganz persönlich kennenzulernen. Natürlich, wenn sie sich in den inneren Kreis der Renegades vorarbeitete und Rebecca Burns tötete, so wie Tad es verlangte, würden sie sie dort nicht sonderlich mögen. Sie zuckte die Achseln. Freundschaft hatte eben ihre Grenzen. Hauptsache, sie erfüllte ihren Zweck.
Eine Stunde später ging sie durch die Küche zu ihrem Parkplatz hinterm Haus, bereit, in ihre Rolle als »Madame« zu schlüpfen. Die heiße Vegas-Nacht traf sie wie ein Keulenschlag, und sie fühlte sich ein wenig schwach in den Knien. So wie sie sich fühlte, wenn sie einen Hit
Ice
brauchte.
26
Becca riss keuchend die Hand von Sterlings Brust und griff nach ihren Labormantel, um seine Hand sauber zu wischen. »Bist du verrückt geworden?«, fragte er. »Hör auf, dir um mich Sorgen zu machen. Ich mache mir Sorgen um
dich
.«
Er zog sie zum Waschbecken und wusch ihre Hand. Sie presste die Augen fest zu und machte sich bewusst, dass seine Wunden schnell heilten. Da würde es schon keine offene Wunde mehr geben, durch die ihr Blut eindringen konnte. Und solange sich sein machomäßiger Beschützerinstinkt derart in den Vordergrund drängte, war klar, dass ihr keine andere Möglichkeit blieb, als nachzugeben und ihn ihre Hand versorgen zu lassen.
Sie setzten sich telefonisch mit Kelly in Verbindung, nahmen Becca Blut ab und ließen es von einem Windwalker sofort nach Sunrise City bringen. Dann begann das Warten. Sie wollte, dass Kelly die Ergebnisse ihrer Tests vorlegte, wollte wissen, woran sie war, wollte, dass Kelly ihr versicherte, dass ihr Lebensband Sterling nicht in Gefahr gebracht hatte. Während sie auf Kellys Auswertung der Testergebnisse wartete, setzte sie sich an den Schreibtisch und versuchte zu arbeiten, aber im Stillen ergriff immer mehr Panik von ihr Besitz. Sie hatte keine Zeit gehabt, mit Kelly über die Veränderungen zu reden, die seit Erscheinen des Symbols in ihrem Blut vorgegangen waren, und vor Sterling konnte sie das Thema nicht zur Sprache bringen. Eine Stunde verging. Becca las sich währenddessen das GTECH -Untersuchungsmaterial durch, das ihr Kelly gemailt hatte.
Sterling stand unruhig neben ihr im Raum oder ging auf und ab. Dann blieb er wieder stehen, nur um sein Herumtigern erneut aufzunehmen.
Mit einem frustrierten Knurren schlug sie die Donutschachtel zu und drehte sich auf ihrem Stuhl zu Sterling um. »Genug damit«, sagte sie. »Keine Süßigkeiten mehr für dich. Hast du keinen
Ice
-Dealer, den du zur Strecke bringen musst?«
»Wir sollten nach Sunrise City gehen«, erwiderte er. »Sofort – wir windwalken dorthin und lassen Kelly richtige Tests bei dir machen.«
Dass er sich um sie sorgte, berührte Becca tief, aber es verriet ihr auch eine ganze Menge. Er würde darauf bestehen, sie zu retten, sobald er wusste, dass er es konnte, und das kam jetzt noch weniger infrage als zuvor. Dorian konnte sie töten – und wenn sie durch ein Lebensband verbunden waren, konnte er Sterling mit ihr umbringen. »Es ist viel zu viel Zeit auf mich und meine Gesundheitsprobleme verschwendet worden«, antwortete Becca mit Nachdruck. »Wir müssen uns vielmehr auf eine Immunisierungsmethode und die Entwicklung eines Heilmittels für die
Ice
-Süchtigen konzentrieren.« Die Sache mit der Notwendigkeit, Dorian
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