Zodius: Gegen den Sturm (German Edition)
geglaubt, ich könnte Becca in Sicherheit bringen und rechtzeitig zu ihm zurückkehren. Aber was ich vor allem im Kopf hatte, war mein Bedürfnis, Becca zu retten.«
»Becca bedeutet dir mehr als irgendjemand sonst«, unterstrich Caleb. »Sie ist eine Waffe, die auf keinen Fall in die falschen Hände gelangen darf. Ich an deiner Stelle hätte genauso gehandelt.«
»Aber nicht aus denselben Gründen wie ich«, entgegnete Sterling. »Die Vorstellung, dass Becca etwas zustoßen könnte, war mir unerträglich. Sie hat meine Urteilskraft getrübt. Und jetzt ist Eddie in diesem Operationssaal und klammert sich an sein nacktes Leben, mit seiner kranken Mutter daheim, um die sich sonst niemand kümmert.«
»Eddie könnte immer noch in diesem Schrank liegen und inzwischen tot sein, wenn du nicht rechtzeitig gehandelt hättest«, gab Caleb zu bedenken. »Ich hätte versucht zu verhandeln. Und das wäre falsch gewesen.«
Sterling wandte den Blick ab und sah den engen Flur hinunter, dann drehte er sich wieder zu Caleb um.
Er lachte bitter, und es klang selbst für seine eigenen Ohren erstickt. »Ich wollte Beccas Lebensband sein. Ich wollte sie retten. Heute Abend ist mir klar geworden, dass ich nicht Michael bin. Ich kann nicht in den Kampf ziehen und mir Sorgen machen, dass mein Lebensband stirbt, falls ich sterbe. Wenn ich zögere, innehalte und nachdenke, statt zu handeln, sterben Menschen. Sie wird sterben.« Er atmete tief ein. »Das GTECH -Serum …«
»Sterling«, fiel ihm Caleb ins Wort. »Wir müssen über Becca reden, aber jetzt ist weder die Zeit noch der Ort dafür.«
Ein Arzt im OP -Kittel kam durch die Doppeltür; seinen Mundschutz hatte er heruntergezogen, sodass er ihm lose am Hals baumelte. Sterling und Caleb standen auf und eilten ihm entgegen. Das Gleiche taten mehrere Männer der Polizeibehörde von Las Vegas. Eine Familie hatte Eddie nicht.
»Er ist stabil, liegt jedoch im Koma«, berichtete der Arzt. »Wir müssen einfach abwarten. Die nächsten vierundzwanzig Stunden sind die kritische Phase.« Es wurden noch ein paar Fragen gestellt, und sie erfuhren, dass keine Besuche gestattet waren.
Caleb legte Sterling die Hand auf die Schulter. »Geh zu Becca«, riet er ihm. »Der Rest kann bis morgen warten.«
Sterling wandte sich zu Caleb um. »Was ich mich, während ich hier saß, wieder und wieder gefragt habe – wie ist Eddie so schnell in den Schrank gekommen? Weißt du, Caleb, ich war vielleicht ganze sechzig Sekunden auf dem Flur. Es ist einfach unmöglich.«
»Was willst du damit sagen?«
»Ich denke die ganze Zeit über das nach, was Becca über die Erinnerungen von Damion und mir zu ihrer Entführung gesagt hat. Sie meinte, es sei alles anders gewesen, als es den Anschein hat. Ich habe damals geglaubt, ich hätte Damion gesehen, als ich Becca übergeben habe.«
»Geglaubt?« Überrascht runzelte Caleb die Stirn.
Sterling strich sich mit der Hand übers Kinn. »Ich weiß nicht, Caleb. Jetzt in dieser Wohnung habe ich Eddie gesehen und sogar mit ihm gesprochen, und doch war er im Schrank. Er kann nicht an zwei Orten gleichzeitig gewesen sein. Ich habe mich gefragt, ob man mich in Beccas Haus unter Drogen gesetzt hat. Vielleicht war etwas in dem Rauch. Aber diesmal, diesmal war ich völlig klar im Kopf. Hier geht irgendetwas ganz Besonderes vor.«
»Vielleicht kann Eddie uns ein paar Hinweise geben.«
»Falls er wieder aufwacht«, befand Sterling finster. Er griff in seine Tasche und zog den USB -Stick hervor. »Marcus hat mir Fotos und persönliche Informationen zu einer
Ice
-Dealerin gegeben, die für mich verdammt nach Madame klingt.« Er verzog das Gesicht. »Wir wandeln hier auf sehr unsicherem Boden. Er hat uns wahrscheinlich heute an Tad verraten. Ich war mit ihm zusammen. Er hat Becca gesehen. Und plötzlich hatte ich Tad im Nacken.«
»Womöglich wurde auch Marcus verfolgt«, überlegte Caleb. »Schließlich hat er Informationen über Adams Dealer weitergegeben.«
»Ich weiß nicht«, erwiderte Sterling skeptisch. »Ich hatte heute ein eigentümlich mulmiges Gefühl gegenüber Marcus. Die ganze Sache stinkt zum Himmel – das mit Marcus eingeschlossen.«
Caleb nahm den Stick. »Ich werde diese Frau aufspüren und Marcus zusätzlich überwachen lassen. Du hast eine schlimme Nacht gehabt. Geh zu deiner Frau und sieh zu, dass du eine Mütze Schlaf bekommst.«
Aber Sterling konnte nicht zu Becca gehen. Noch nicht. Nicht ohne zuvor noch einen schweren Gang absolviert zu haben. Er
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