Zodius: Gegen den Sturm (German Edition)
sicheres E-Mail-Konto ein und mailte Becca die verlangten Beweisdokumente, die belegten, dass die Renegades für die Regierung arbeiteten. Nachdem sie voll und ganz davon überzeugt war, auf der richtigen Seite zu stehen, und echte Zuneigung zu Kelly gefasst hatte, war es an der Zeit, ihre Theorien vorzubringen und zu erläutern, wie sie im Labor helfen wollte.
»Ich werde Ihnen einiges Datenmaterial über die GTECH s mailen«, erklärte Kelly. »Sie können es dann mit dem der
Ice
-Abhängigen vergleichen. Einige der Zodius-Soldaten verfügen über etwas, das wir das X2-Gen nennen. Es hat sich ungefähr fünfzehn Monate nach der Umwandlung entwickelt. Und um die Sache in die richtige Perspektive zu rücken: Die Laborratten, die X2 entwickelt haben, haben sich alle gegenseitig umgebracht.« Sie hob den Zeigefinger. »Doch seien Sie versichert: Sterling hat das X2-Gen nicht. Keiner der Renegades hat es – nun ja … bis auf Michael, aber er ist ohnehin in mehrfacher Hinsicht anders. Ich maile Ihnen seine Akte ebenfalls mal. Aber bitte, erzählen Sie es ihm nicht. Es dürfte ihm nicht gefallen.«
Das mit dem X2 war keine gute Neuigkeit für Becca. »Meine größte Sorge war, was mit den Langzeitabhängigen passiert. Es ging mir nicht so sehr um die wenigen unter Tausenden, die gestorben sind. Nicht, dass ich dieses Problem kleinreden will, aber wir haben es hier mit einem außerirdischen Bestandteil zu tun, und wir haben keine Ahnung, wie er in unserer Lebensumwelt reagiert und sich entwickelt.«
»Glauben Sie mir, das weiß ich«, erwiderte Kelly. »Was mich zu der Frage führt, über die ich mir die ganze Zeit vergeblich den Kopf zerbrochen habe. Wie können wir verhindern, dass dergleichen passiert? Die Uhr tickt, und dass uns bei der Lösung dieser Frage die Zeit davonläuft, bringt mich irgendwann noch um.« Sie zuckte zusammen. »Oh Gott, Becca, tut mir leid. Das war unsensibel von mir. Wissen Sie, ich bin ziemlich gespannt darauf, welche Veränderungen ich in Ihrem Blut sehen werde. Ich weiß nicht, ob Sterling Ihnen meine Überlegungen dazu mitgeteilt hat, aber sollten Sie wirklich geheilt sein, dann stellen Sie sich einmal vor, was das für die Krebsforschung bedeuten könnte, wenn wir unsere aktuellen Schwierigkeiten erst einmal hinter uns haben.«
Becca ließ Kellys Worte wirken und merkte, dass sie innerlich schmunzelte, wenn sie daran dachte, wie oft sie sich die Frage »Warum gerade ich?« gestellt hatte. Sie begriff, dass sich hier und jetzt womöglich eine Antwort eröffnen könnte. Sie würde vielleicht in der Lage sein, Menschen zu helfen, und das weit über die gegenwärtigen Probleme mit Adam hinaus. Ohne es selbst zu beabsichtigen, mochte selbst Adam den Krebspatienten helfen. Sie öffnete schon den Mund, um ihre Überlegungen auszusprechen, als sich ein lautes Kreischen wie ein Stich in ihre Ohren bohrte.
Sie griff sich an den Kopf. »Oh Gott! Was ist das? Machen Sie, dass es aufhört!«
»Becca«, sagte Kelly. »Ich kann nichts hören. Sagen Sie mir, was los ist.«
»Wie können Sie das nicht hören?«, schrie Becca. Das Kreischen tobte in ihrem Kopf, schien ihr in den Leib zu schneiden, ihre Nerven aufzureißen und sich einen Weg durch ihr Innerstes zu wühlen.
»Caleb!«, schrie Kelly. »Caleb, hilf uns! Schaff Sterling ins Labor zurück!« Dann: »Halt durch, Becca. Sterling kommt. Er ist gleich bei dir.«
Becca stürzte zu Boden. »Es ist zu spät«, flüsterte sie. Der Tod hatte sie erneut an sich gerissen – immer wieder rief er ihren Namen. Und der Tod, begriff sie, als sie nun
ihn
in ihrem Kopf spürte, trug den Namen Dorian.
18
Sterling konnte Beccas schrillen Schrei hören, noch bevor er durch die Labortür stürzte und Caleb und Michael im Flur zurückließ. Das Adrenalin flutete seinen Körper wie hochprozentiger Alkohol. Er spürte diesen Schrei bis in die Seele, das Entsetzen, das in ihm lag, den Schmerz und den verzweifelten Wunsch zu überleben. Becca glaubte, sterben zu müssen. Dass irgendjemand versuchte, sie zu töten. Woher er das wusste, konnte er nicht sagen. Aber er wusste es.
Das Labor glich einem Wirbelwind fliegender Trümmerteile, durch die sich Sterling einen Weg bahnte, bis er den Computer und den umgekippten Stuhl sah. Eine Woge der Erleichterung durchströmte ihn, als er Becca zusammengekauert unter dem Schreibtisch entdeckte, die Knie an die Brust gezogen. Es schien kein Eindringling im Raum zu sein.
Er eilte zu ihr. Glas knirschte unter seinen
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