Zodius: Gegen den Sturm (German Edition)
wo die Frau ist, Dorian?«
»Ich weiß nur das, was ich in ihrem Bewusstsein gesehen habe«, antwortete Dorian. »Sie ist noch immer in der Stadt – nicht weit weg von hier, glaube ich. In einem Labor, zusammen mit dem, den sie Sterling nennen. Er war ebenfalls in ihrem Bewusstsein. Sterling mag die Frau. Sie könnte, wenn sich die Notwendigkeit ergibt, gegen ihn eingesetzt werden.«
Adam musste lächeln. Dorian verstand es so gut, instinktiv Schwächen aufzuspüren und daraus Strategien abzuleiten. Er schnippte mit den Fingern in Richtung Tad, der in der Nähe stand. »Finde Sterling. Folge ihm. Er wird dich zu Rebecca Burns führen.«
Sie hatte Caleb mit Dorian bekannt gemacht, der Quelle des
Ice
. Das machte ihm einen Strich durch seine Pläne, Dorian erst als Geheimwaffe einzusetzen, sobald er das beste Alter dafür erreicht hatte. Adam ballte die Fäuste. Er hätte dieses Miststück selbst töten sollen, als er Gelegenheit dazu hatte.
Adam warf Dorian einen Blick zu. »Gib den Menschen hier einen Denkzettel, den sie so schnell nicht vergessen werden.«
Eine Mischung aus Bedrohlichkeit und Aufregung trat in Dorians Augen. »Danke, Vater«, sagte er. »Es macht mir so viel Spaß, mit den Menschen zu spielen.«
Einen Moment später schossen Flammen aus einem nahen Wagen, dann aus einem anderen. Und aus noch einem. Adam lachte, während Stimmen durch die Luft gellten und Menschen sich hastig in Sicherheit brachten.
Adam und sein Gefolge verschwanden in den Böen des Winds, der durch die Schreie pfiff.
19
Beccas Blutbild war fast normal, jedenfalls wies kaum etwas auf Krebs hin. Es war ein Wunder, aber Becca feierte keine Party. Kelly und Sterling schienen zu verstehen, dass sie sich selbst zunächst hintanstellen wollte – wozu für sie auch die durch Dorian verkörperte Gefahr gehörte –, um sich auf die Gesamtzusammenhänge zu konzentrieren.
Sechs Stunden später beendete Becca durch einen Knopfdruck am Computer eine Sitzung mit Kelly, drehte sich vom Labortisch weg und stand auf, nur um direkt in Sterlings Arme zu rennen.
Er umfasste sie und gab ihr Halt. Hitze wallte durch ihren Bauch, und sie verspürte das drängende Verlangen, sich auf die Zehenspitzen zu stellen und mit den Fingern durch sein stacheliges blondes Haar zu fahren.
»Du wachst mal wieder über mich?«, rügte sie.
»Ich wollte dir deine Dosis
Ice
bringen«, gab er zur Antwort, dann grinste er. »Aber ja, ein bisschen bewache ich dich auch.«
»Ich habe meinen mentalen Schild aufgerichtet«, erwiderte sie. »Ich kann es spüren. Mit mir ist alles in Ordnung. Ich schwöre es. Du brauchst nicht vor mir zu stehen und darauf zu warten, dass Dorian angreift.«
»Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste«, entgegnete er. »Ich bleibe dicht bei dir. Also gewöhn dich am besten daran.« Er nahm die Hände von ihren Armen. Sie fröstelte und sehnte sich schon jetzt wieder nach seiner Berührung. Er hielt ihr die Ampulle mit dem
Ice
hin. »Ich will nicht, dass du Entzugserscheinungen bekommst.«
Widerstrebend griff sie danach, schloss aber, statt das
Ice
zu nehmen, ihre Hand um seine, da ihr plötzlich etwas einfiel, das sie bei der Kontaktaufnahme mit seinem Bewusstsein begriffen hatte. »Mir geht es nicht einfach darum, dass ich diese Sucht überlebe«, erklärte sie. Aus irgendeinem Grund wollte sie, dass er das wusste. »Mir ist bewusst, dass du dir deswegen Sorgen machst; dass du dich vielleicht sogar sorgst, ich könnte meine Meinung hinsichtlich der Notwendigkeit, das
Ice
zu zerstören, ändern. Aber dann hätte ich dir nichts von Dorian erzählt. Ich weiß, du denkst vielleicht, ich würde meine Entscheidungen einfach nur treffen, um am Leben zu bleiben – oder zumindest dürften das andere in deinem Umfeld denken. Aber das stimmt nicht. Hier geht es um etwas, das größer ist als ich.«
Er strich ihr das Haar aus den Augen, sanft, fürsorglich, beschützend. »Dann werde
ich
dich wohl am Leben erhalten müssen.«
In diesem Moment wäre sie am liebsten mit ihm verschmolzen – sie wollte glauben, dass er sie beschützen, sie retten konnte. Aber das konnte er nicht. Warum sich Sand in die Augen streuen? Sie nahm die Ampulle
Ice
aus seiner Hand und wandte sich von ihm ab. Sie schämte sich ihrer Sucht und wollte nicht, dass er sah, wie sie die Droge nahm.
Rasch schluckte sie das
Ice
und legte die leere Ampulle auf den Labortisch. Das eisige Gefühl durchschoss sie, und sie griff sich an die Kehle. Plötzlich waren da
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