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Zoë

Titel: Zoë Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Carmichael
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kniete auf einem Küchenstuhl, Ellbogen auf dem Tisch, rührte in meinem Becher und sah dem Strudel im Kaffee zu. »So nannte sie die Männer, die mit ihr ausgehen wollten, die sich um sie kümmerten, wenn es ihr nicht gut ging, und nach mir schauten, wenn sie ins Krankenhaus musste. Mama war wirklich hübsch, deshalb fand sie leicht Freunde, aber sie war auch wirklich verrückt, deshalb hielt es keiner lange bei ihr aus. Lester hat abends bei einem Tierarzt geputzt, und so lange durfte ich bei den Tieren sitzen, die über Nacht bleiben mussten.«
    Fred machte sich daran, das Geschirr zu spülen. Ich bot an, ihm zu helfen, aber er meinte, für ihn höre es sich so an, als hätte ich seit dem Tag meiner Geburt hinter Erwachsenen aufgeräumt, also hätte ich wohl eine Pause verdient. »Hast du noch andere Begabungen außer deinem Sinn für Tiere?«, wollte er wissen.
    »Von Manny hab ich gelernt, Mamas Rechnungen zu bezahlen und regelmäßig ihr Scheckbuch zu kontrollieren. Charlie hat mir gezeigt, wie man Rasen mäht und Bäume beschneidet.«
    »Das sind Aufgaben, die im Alltag so anfallen, dafür braucht man keine Begabung!«, sagte Fred mit einem kurzen Blick über die Schulter.
    »Was soll denn das heißen? Ich bin richtig gut darin!«
    »Sicher, aber Begabung ist was anderes. Aufgaben müssen erledigt werden, das lernt man, Begabung ist das, was man von Naturaus gut kann. Gläubige Menschen wie Bessie nennen so was ein Gottesgeschenk. Dinge, in denen man einfach gut ist, ohne dass man weiß, warum.«
    Über diesen Unterschied hatte ich noch nie nachgedacht.
    Fred sah mir meine Verwirrung an. »Du weißt vermutlich, dass Henry früher Arzt war?«
    »Ich hab darüber gelesen, in der Bücherei. Er hat den Präsidenten operiert.«
    »Richtig. Er war Herzchirurg. Er hat auch Bessie am Herzen operiert, nachdem er wieder hierhergezogen ist. Sogar umsonst.«
    »Ich dachte, er arbeitet nicht mehr als Arzt.«
    »Kaum noch. Aber er hat seine Zulassung behalten und schaut nach Bessie und noch ein paar anderen Leuten in der Freien Klinik in der Stadt, wo man sich umsonst behandeln lassen kann. Aber sag nicht, von wem du das weißt.«
    Ich machte eine Bewegung, als würde ich mir die Lippen mit einem Reißverschluss verschließen.
    »Jedenfalls war Henry ein guter Arzt«, fuhr Fred fort, »und das war es auch, was sein Vater, Augustus, gewollt hatte.«
    »Mein Großvater?«
    »Genau. Ein strenger Mann, dieser Augustus. Keiner, dem man widersprach.«
    »Sie haben ihn gekannt?«
    Fred nickte. »Bessie und ich sind hier aufgewachsen, genau wie Henry. Jeder hier kannte Augustus und sein Temperament. Der Typ Mensch, der sich noch mit dem Henker anlegt, weil ihm das neue Seil nicht passt.«
    »Was heißt das?«
    »Jemand, dem man nichts recht machen kann, egal wie nebensächlich etwas ist.«
    Jetzt begriff ich. Einer, der schon meckernd auf die Welt gekommen ist. Wie Ray.
    »Jedenfalls, als wir hier aufwuchsen, da war allen klar, dass Henry künstlerisch begabt war, allen außer Augustus. Seinem Vater zuliebe ging Henry zur Navy, studierte dann Medizin und wurde ein guter Arzt. Aber glücklich gemacht hat es ihn nicht. Also hat er den Beruf nach einer Weile an den Nagel gehängt und sich wieder der Kunst gewidmet. Die Sachen, die er gemacht hat, waren auch wirklich gut. Die Leute haben Schlange gestanden von hier bis nach China, um bei ihm zu kaufen. Dann hatte er einen kleinen Durchhänger, aber im Moment geht es wieder aufwärts.«
    »Was für einen Durchhänger?«
    Freds Stimme wurde weich. »Seine Frau ist gestorben.«
    Das also war die Frau auf all den Bildern und Zeichnungen.
    »Hat er dir das nicht erzählt?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Als Henry damals zurückkam, hatten wir uns zuletzt als Kinder gesehen. Unser Hausarzt, Doc Wilson, war gekommen, um nach Bessie zu schauen, und fragte, wieso ich denn ihn gerufen hätte, wo doch jetzt einer der besten Herzspezialisten des Landes praktisch nebenan wohne. Also bin ich zu Henry gefahren, aber der wütete gerade herum, weil sein Anhänger einen Platten hatte. Schmiss irgendwelche Sachen durch die Gegend und fluchte so laut, dass er Tote hätte erwecken können. Ich habe gleich wieder kehrtgemacht und gebrüllt: ›Ruf mich an, wenn du dich wieder wie ein zivilisierter Mensch benehmen kannst.‹«
    »Alles bloß wegen einem Reifen?«, fragte ich.
    »Er war extrem dünnhäutig nach dem Tod seiner Frau. Er ist schon an guten Tagen kein einfacher Mensch, aber das hat ihmden Rest

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