Zoë
Stelle an und verschlang es. Es handelte von dem achtjährigen Peter, genannt Bunny, und seinem dreizehnjährigen Bruder Robert, ihrem Daddy, James, und ihrer Mutter, die an Grippe stirbt. Abends hatte ich das ganze Buch aus.
Ich lebte für Ms Averys Bücher und für das Läuten nach der Schule, wenn Henry oder Fred mich abholten und nach Hausefuhren. Von Hargrove abgesehen, waren meine Klassenkameraden wirklich ganz nett, nur ein bisschen langweilig. Was immer irgendein Erwachsener von ihnen erwartete, taten sie automatisch. Ich war meinerseits nett zu ihnen, aber mehr auch nicht. Wenn Henry oder Fred mich fragten, wie es in der Schule war, sagte ich wenig. Ich war froh, die Schulstunden runtergewürgt zu haben, jetzt wollte ich nicht meine Zeit damit vergeuden, alles wieder auszuspucken.
Henry nahm es locker. »Mir würde es nicht anders gehen«, hörte ich ihn einmal zu Fred sagen, und dann sagte er noch, nach all den Ausgaben, die er in letzter Zeit hatte – Unterhaltszahlungen, Mamas Schulden, Anwaltskosten –, sei erst mal Ebbe in der Kasse. Wenn wir alle weiterhin essen wollten, müsse er jetzt mal in sein Atelier gehen und da bleiben. Ein paar Stunden lang hatte ich ein schlechtes Gewissen, weil ich so abweisend gewesen war, aber als ich am nächsten Morgen in die Schule kam und Hargrove sah, verhärtete sich mein Herz gleich wieder. Bis Weihnachten gab ich Henry noch, dann würden wir weitersehen.
Als der Sommer ging und der Herbst kam und Tag und Nacht schwere Lastwagen über die Zufahrt zum Haus des Mannes donnerten, änderte er seine Meinung über die Menschen wieder. Die ganze Gattung war eine einzige rastlose, schlaflose, ohrenbetäubende Plage.
Was war nur aus diesem Ort geworden? Menschen mochten zwar an Hunde erinnern, aber immerhin hatte der Mann früher durchaus Sinn für Einsamkeit bewiesen, dafür, dass ein lebendiges Wesen Raum für sich braucht. Doch neuerdings schwärmten Menschen wie Ameisen über diesen Ort und schleppten die Metalldinge weg, die der Mann herstellte. Sie nahmen sie auseinander, hoben und senkten die einzelnen Teile mit dröhnenden Maschinen, brüllten und fluchten, während sie die Teile mit Seilen befestigten. Endlich fuhren die Lastwagen davon, wobei sie Wolken von Staub hinter sich aufwirbelten. Der Kater nieste, schüttelte heftig den Kopf und floh unters Haus, damit der Brummton in seinen Ohren, das Hämmern in seinem Kopf zur Ruhe kamen.
Später erschien dann noch der Junge. Der, der sich normalerweise um seine eigenen Angelegenheiten kümmerte. Der gegangen und fortgeblieben war, ganze Jahreszeiten lang. Selbst der trapste auf einmal mitten durch den Garten, zusammen mit seinem dümmlichen Reh, und trug das schlafende Mädchen die Stufen hoch, zur Tür hinein und ins Haus. Waren denn alle verrückt geworden?
Am meisten enttäuschte ihn das Mädchen. Anfangs war es ihm so ähnlich gewesen, war lange dageblieben, nachdem es ihm dieNäpfe gefüllt hatte, hatte stundenlang nahe beim Gestrüpp gesessen, hatte ihm Dinge zugeflüstert, mit sanfter, beruhigender Stimme. Es hatte ihm gefallen, wenn sie in der Nähe war. Sie hatte sich im Gras ausgestreckt, hatte so getan, als würde sie lesen, hatte in den Himmel geschaut, den Wolken zugesehen, und dabei war sie unauffällig immer ein Stückchen näher gerückt, wenn sie glaubte, er würde es nicht mitbekommen.
Dann hatte es Streit gegeben zwischen ihr und dem Mann, und anscheinend hatte sie verloren. Er hatte beobachtet, wie sie fortgelaufen war, wie der Junge sie zurückgebracht hatte. Seit jenem Tag ging sie morgens früh weg, kam erst spät zurück und verschwand im Wald, bis es dunkel wurde. Ihn schien sie ganz vergessen zu haben.
Es war ihm alles zu viel. Er mied das Fressen in seinen Näpfen, verzog sich lieber in den Wald hinter dem Garten mit den Steinen und machte im Haus mit dem Turm Jagd auf Ratten.
Er schlief unter dem weißen Gebäude aus Holz, dort, wo in der Nähe ein noch größerer Garten mit Steinen war. Manchmal läuteten Glocken im Turm, Menschen liefen langsam durch den Garten oder versammelten sich im Gebäude über ihm, aber seit Tagen war es an diesem Ort nun schon ganz still gewesen. Er schlief und ging auf die Jagd, jagte und legte sich schlafen.
Langsam wurde er hungrig, und so richtete er den Blick fest auf die Steine. Er schaute, lauschte auf eiliges Trippeln. Mittlerweile fand er diese Angewohnheit der Menschen, Steine aufzurichten, nicht mehr so merkwürdig. Inzwischen sah er das
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