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Zoë

Titel: Zoë Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Carmichael
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vorbei.
    »Die Heimkehr des Odysseus«, sagte der Mann und stand auf, sobald ich ins Zimmer trat. In Filmen hatte ich das schon gesehen, dass jemand das tat, aber für mich war noch nie jemand aufgestanden. Er streckte die Hand aus, und ich ging hin und schüttelte sie. »Franklin Cavanaugh. Ich freue mich, die Bekanntschaft eines so cleveren und unerschrockenen Mädchens zu machen.«
    »Ich bin Helen«, sagte die Frau. »Einfach nur Helen. Du kannst dich übrigens geschmeichelt fühlen – Franklin steht normalerweise nie auf, wenn es sich irgendwie vermeiden lässt.«
    »Steh nicht, wenn du sitzen kannst, sitze nicht, wenn du liegen kannst«, sagte Franklin und streckte sich gleich wieder neben Helen auf den restlichen zwei Dritteln der Couch aus.
    »Das gefällt mir«, sagte Bessie. »Das muss ich mir aufschreiben.«
    Franklin zog am Ende seiner leeren Zigarettenspitze.
    »Da ist doch gar keine Zigarette drin«, bemerkte ich.
    »Die hat Dr. Royster mir verboten«, jammerte Fred mit einem Leidensblick in Henrys Richtung.
    »Ich sag das auch, aber auf mich hörst du ja nicht«, sagte Helen. Sie drehte sich zu Henry um. »Könnten wir vielleicht einfach hier einziehen, damit Franklin sich benimmt?«
    »Hier tut doch offensichtlich kein Mensch, was ich sage«, antwortete Henry scharf, »wieso sollte Franklin da eine Ausnahme sein?« Als ich zur Tür hereinkam, hatte er erleichtert ausgesehen,aber als er sich jetzt an mich wandte, schien er nur noch sauer. »Nett, dass du uns auch mal Gesellschaft leistest.«
    »Wir haben von der Sache mit diesen beiden Jungs gehört«, sagte Bessie. »Fred und Henry haben sich bald ins Hemd gemacht vor Sorge, aber ich hab ihnen gesagt, dass du eine Draufgängerin bist und außerdem schneller und schlauer als wir alle zusammen. Ich wäre ja mit dir gegangen, wenn diese alten Weibsen hier mich nicht festgehalten hätten. Was hast du denn rausgefunden?«
    »Nicht viel«, sagte ich, während ich mich insgeheim freute, dass Bessie mich schlau fand. »Ein Riesenchaos haben sie gemacht. Bierdosen, Kippen …«
    »Quäl mich nur weiter«, maulte Franklin.
    »Tut mir leid«, sagte ich.
    »Wenn du Bridge spielst, verzeihe ich dir noch mal.«
    »Gar nicht.«
    »Poker?«
    »Nicht wirklich.«
    »Gin Rommé?«
    »Na endlich!«
    Franklin zog ein Blatt Spielkarten aus der linken Hemdtasche. »Einen Dollar pro Punkt?«
    Helen sah mich an, dann Franklin. »Ihr zwei seid füreinander gemacht. Fünf Cent pro Punkt. Ich übernehme deinen Einsatz aber später, okay?« Dann wandte sie sich wieder mir zu. »Henry hat erzählt, dass du schreibst.«
    »Ich schreibe meine Memoiren, wenn Sie das meinen.« Ich sah Henry von der Seite an. Ich war mir nicht sicher, ob ich es gut fand, wenn jeder davon wusste – vielleicht nein, vielleicht aber auch ja.
    »Franklin schreibt schöne Bücher«, sagte Helen. »Henry hat sie auch in seiner Bibliothek.«
    »Die würde ich mir gerne ausleihen«, sagte Bessie. »Für eine gute Geschichte bin ich immer zu haben.«
    Franklin nickte erfreut.
    »Worüber schreiben Sie?«, fragte ich.
    »Dies und das«, antwortete er.
    Franklins Name kam mir irgendwie bekannt vor, und ich überlegte hin und her. »Haben Sie ein Kinderbuch geschrieben, das nach einem Atomkrieg spielt, darin geht es um Thaniel, einen Jungen mit einem Frettchen und einem dreibeinigen Hund? Als die Bomben fielen, ging der Junge in England aufs Internat, und danach versuchte er, sich nach Tennessee durchzuschlagen, wo seine Eltern leben?«
    »Allerdings«, sagte Franklin erfreut.
    Alle sahen mich an.
    »Das war ein gutes Buch!«, sagte ich.
    »Dieses Kind ist ein Genie«, sagte Franklin. »Wir werden noch große Dinge von ihm hören.«
    »Besonders gern mochte ich den Hund, obwohl es am Ende ziemlich traurig wird, als …«
    »Halt, nicht erzählen, wie’s ausgeht! Ich will’s selber lesen!«, rief Bessie. Im selben Moment rief Fred uns zu Tisch.
    Es gab glasierten Schinken, Kartoffelbrei, grüne Bohnen, kleine Hefebrötchen und zum Nachtisch Apfelauflauf. Zu meiner Erleichterung musste ich beim Essen nicht viel reden. Helen und Bessie redeten ohne Punkt und Komma – über eine Ausstellung von Helens Bildern in irgendeinem Museum, über Bessies Quilts und über Freds Blumengarten. Helen fand, dass all diese Dinge viel miteinander gemein hatten. Noch nie habe sie solche Quilts gesehen wie die von Bessie, mit so außergewöhnlichen Farbtönen und Farbzusammenstellungen. Ein Quilt, den Bessie ihr früher einmal

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