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Zoë

Titel: Zoë Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Carmichael
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Stiefmütterchen.
    Franklin und Helen hatten mir einen Laptop geschickt, damit ich meine Memoiren darauf schreiben konnte. Außerdem hatte ich unter dem Weihnachtsbaum einen unglaublich schönen Quilt gefunden, den Bessie für mich genäht hatte. In neun Rechtecken waren die Wunder meines neuen Lebens zu sehen: Herr Kommkomm, Henrys Bauernhaus, eine Holzhütte, der Padre mit einem schiefen Heiligenschein, Freds roter Pick-up, Schwesterchen und Wil, wie sie durch den Wald rennen, ein Päckchen Kaugummi für Sheriff Bean, mein Tagebuch, auf das die Worte Zoës Memoiren gestickt waren, und schließlich ein geflügeltes Herz, das mit roten und silbernen Pailletten besetzt war. Mein Geschenk für Henry war, dass er auf meinem neuen Laptop die Seite anschauen durfte, auf der stand, wem meine Memoiren gewidmet waren: Für Henry, den ich sehr lieb habe stand da. Noch nie hatte ich das jemandem geschrieben.
    Irgendwo ging eine Kette von Feuerwerkskörpern los und zerrte mich zurück in die Gegenwart, und mit einem Mal brach unten ein Johlen und Rufen und Hupen los – ein neues Jahr war angebrochen. Das Jahr, in dem ich auch offiziell zwölf werden würde.
    Henry sprang auf, schwenkte mich herum, sang erst »Happy New Year« und dann »Happy Birthday«, und während die New Yorker Nacht an mir vorüberwirbelte, dachte ich an all die Dinge, die im vergangenen Jahr passiert waren – schöne und traurige, gemeine und liebe, schreckliche und wundervolle, Anfänge und Enden, von allem etwas. Den ganzen Tag lang hatte ich schon nach einem Wort gesucht, mit dem sich dieses Gefühl beschreiben ließ, dieses Alles-auf-einmal-Gefühl, das mich eigentlich schon mein ganzes Leben lang begleitete, das ich empfand, wenn ich an Mama dachte oder wenn ich die geschnitzten Tiere meines Halbbruders ansah oder das Bild von seiner Mama und unserem Daddy, das Gefühl, das ich in Henrys Gesicht sah, wenn er an seine verstorbene Frau dachte, oder in Freds, wenn er sich wegen Bessie Sorgen machte, oder in Hargroves, als er Schwesterchen befreite.
    Bittersüß, vielleicht war das das Wort.
    Gerade als ich das dachte, tauchte Franklin hinter uns auf und flüsterte Henry etwas ins Ohr.

 
    Das Knirschen von Kies weckte ihn, als der lange schwarze Wagen die verschneite Einfahrt hochgefahren kam.
    Schon seit einigen Tagen hatten Fremde ihm jeden Abend die Näpfe aufgefüllt. Er vermisste das Mädchen, und so schlief er leicht, ein Ohr stets gespitzt, während er zusammengerollt am Fuß des glänzenden neuen Dings vor dem Haus lag.
    Dieses Ding sollte das Mädchen sein, eindeutig. Ein Oval aus feinem Silber über ihrem anmutigen Hals formte ihr Gesicht und zeichnete unverkennbar die Umrisse ihrer großen Augen nach. Feine kupferfarbene Haarsträhnen wehten nach hinten. Andere Metallteile bildeten Arme, Rumpf, Beine. Leicht wie die Luft schien sie, wie sie da rannte, die Arme schwungvoll nach hinten geworfen, voller Leben, und mitten in ihrer Brust drehte sich ein silbernes Herz mit zwei ausgebreiteten, an den Spitzen leicht nach innen gebogenen Flügeln, zwischen denen das Herz beim leichtesten Wind kreiste. Und zu ihren Füßen, im geschmeidigen Sprung, der Kater.
    An dem Tag, als der Mann das Ding draußen aufstellte, kam das Mädchen in Windeseile angerannt. Lächelnd sah der Mann zu, wie sie im Kreis herumtanzte, ihr Geschenk entgegennahm, bevor er sie in die Arme nahm und wild herumschwenkte. Bald danach waren sie zusammen fortgefahren, und über die einsamen Tage, die darauf folgten, hatte sich Schweigen gelegt wie eine stumme Musik. Schnee war gefallen, hatte seine weiße Decke über die Wälder und die Bäume gebreitet. Totenstille herrschte an diesem Ort.
    Ein untersetzter Mann stieg aus dem Wagen und knöpfte sichden Mantel gegen die Kälte zu. Er ging zur Tür und klopfte, dann stampfte er ein paarmal auf, damit der Schnee von den Schuhen fiel. Er spähte durch die Glasscheibe, legte eine Hand über die Augen, dann trat er an die Stufen und ließ die Blicke über den schneebedeckten Vorplatz schweifen. Da niemand zu sehen war, ging er ums Haus herum zum Atelier des Mannes. Der Kater sprang auf die Motorhaube des Wagens und schaute durch das Glas ins Innere. Statt der langen Kiste, die sonst aus diesen Autos hervorgekommen war, sah er nur ein großes Gefäß mit einem Deckel, das auf dem Beifahrersitz stand.
    Hallo, Miez, sagte der Mann, als er zum Auto zurückkam. Vermutlich sind sie alle noch in der Kirche. Schrecklich, wenn man zu seiner

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