Zombie-Lover
zu den Hüften reichte, und strahlend grüne Augen. Ihre dunkle Haut glänzte hübsch, was sie dem Umstand zu verdanken hatte, dass sie ein kluges, gesundes Mädchen der Schwarzen Welle und stolz auf ihr Erbe war. Aus ihr würde wirklich noch etwas werden, wenn sie erst sechzehn war, dachte sie immer.
Sie wandte sich von dem Spiegelteich ab und begann, nach einem Schwarzbeerkuchen Ausschau zu halten, den sie essen wollte, bevor der Morgen dämmerte. Das war das Größte: Von den Heranwachsenden ihres Heimatdorfes hatte sie als Einzige ein magisches Talent. Gewöhnlich erhielten nur Kinder, die in Xanth zur Welt kamen, eine solche Gabe, Breanna aber war etwas Besonderes. Sie segnete den Tag, an dem sie ihr Talent entdeckte, denn es hatte ihr Leben verändert. Vor sechs Jahren war sie als Neunjährige mit ihrer Welle ins Land Xanth gekommen und hatte immer geglaubt, niemals zaubern zu können. Großartig, dass sie sich da so sehr getäuscht hatte!
Ihr Talent bestand darin, auch in schwärzester Finsternis sehen zu können. Deshalb strich sie gern im Dunkeln umher und schlief tagsüber. In der Nacht, wenn die Menschen schliefen und die merkwürdigen Geschöpfe der Finsternis unterwegs waren, war es viel interessanter als bei Tag.
Ja, natürlich, es gab Gefahren. Doch Breanna hatte einen Schutzzauber erworben, der sie vor jeder Gefahr warnte, die ihr zartes Fleisch unmittelbar bedrohte, und das genügte – so hoffte sie wenigstens, denn sie hatte ihn in letzter Zeit nicht mehr erneuern lassen. Darum war es gut möglich, dass die Kraft des Zaubers langsam nachließ. Doch Breanna verstand sich darauf, rasch und leise zu gehen und in die Dunkelheit zu verschwinden, womit sie die meisten Ungeheuer überlistete. Außerdem besaß sie einen spitzen Dolch, von dem sie aber hoffte, ihn niemals anders als zur Warnung benutzen zu müssen. Die Geheimnisse der Dunkelheit aber verlockten sie zu immer größeren Erkundungszügen.
Leider stand in der Nähe kein Kuchenbaum, aber Breanna fand einen Törtchenbusch. Das Obst dieser Törtchen war oft herb und bitter, doch musste es reichen. Breanna pflückte sich ein schwarzes Himbeertörtchen, und es schmeckte gut. An einem Kaffeestrauch nahm sie sich eine Tasse schwarzen Kaffee, und auch der schmeckte ihr. Zu Hause durfte sie noch keinen Kaffee trinken, und gerade das bildete einen weiteren großen Anreiz, auf eigene Faust loszuziehen: Niemand sagte ihr, was sie zu tun und zu lassen habe. Ihre Verwandten waren so schwerfällig, dass sie ihre mundanische Sichtweise noch immer nicht aufgegeben hatten, obwohl sie nun schon seit Jahren in einem Zauberreich lebten. Um den Zauber Xanths erkennen zu können, bräuchten sie eine besondere magische Brille.
Breanna vermisste Mundanien eigentlich gar nicht. Xanth war so viel interessanter. Gewiss gab es Gefahren, doch hier waren sie meist magischer Natur und keine furchteinflößenden Menschen wie Straßenräuber oder betrunkene Autofahrer. Gern hätte sie etwas Kaugummi gehabt, doch hier in Xanth hätte es wahrscheinlich die Person gekaut, die versuchte, es sich in den Mund zu stecken.
Als Breanna weiterging, entdeckte sie eine Blume, die ihr ganz nach einer Studentenblume aussah. Wenn sie die Blüte trug, würde sie vielleicht beredsamer werden und zu Hause ihre Vorstellungen besser vertreten können. Die Blume hatte eine hübsche Blüte, die an ein Gänseblümchen erinnerte. Doch als Breanna sie berührte, spürte sie, wie sich ihr die Worte auf der Zunge verdrehten, und sie sprang zurück. Da erst bemerkte sie, dass sie fast auf eine Stilblüte hereingefallen wäre. Nein, solch eine Blume sollte sie auf keinen Fall tragen.
Nach einer Weile kam sie an einen Fluss, der ein wenig zu breit und zu tief erschien, um hindurchzuwaten. Zum Glück wuchsen am Ufer Riesenbananenstauden, die die größten Früchte trugen, die Breanna je gesehen hatte. Zauberei konnte das Pflanzenwachstum sehr begünstigen. Mit beiden Armen packte sie eine alte Bananenstaude und schaffte es mit einiger Mühe, sie abzureißen. Dann öffnete sie sie und schabte die Reste des Fruchtfleisches heraus. Flugs besaß sie ein Bananenboot. Einen alten Fruchtstiel nahm sie als Paddel und überquerte den Strom.
Auf dem Fluss kam ein anderes Gefährt herangetrieben. Es war klein und bestand aus zwei Rümpfen; an Bord waren etliche Katzen. Aha, dachte Breanna, ein Katzamaran. Das passte. Das Fahrzeug hatte zwar ein Segel, aber eine Katze beschäftigte sich emsig damit, es mit den
Weitere Kostenlose Bücher