Zombie-Lover
ihr denn gar nichts? Einen Segensfluch. Seguch. Etwas Nützliches, das trotzdem wie mit einem Stachel an dir haftet. Wenn ihr diesen Wald betreten wollt, dann müsst ihr zahlen.«
Dolph blickte Dor und Bink an. »Wir haben insgesamt sechs Daumen. Wie viele Següche haben wir?«
»Ihm sollen die Flügel verbrennen, damit er sich neue wachsen lassen kann, die sauber sind«, sagte ein Stein.
»Das wäre einer«, stimmte Drarpold zu.
»Im Ernst? – Aber sicher, wollte ich sagen.« Dolph wusste, dass sein Talent im Verändern der Gestalt zu suchen war und nicht in seinem Verstand, aber allmählich begriff er. Segen und Fluch z u sammen. Wünsche, die etwas Gutes und Schlechtes zugleich b e wirkten.
»Eine interessante Währung«, merkte Dor an.
»Wer hat denn dich nach deiner Meinung gefragt, du königlicher Klotzkopf?«, fragte ein anderer Stein.
»Das ist noch einer«, sagte Drarpold. »Königtum und Dummheit vereint.«
Dank Dors Talent wurde es immer einfacher. »Du sollst in einem Bett aus süßen Rosen ersticken«, sagte Dolph. »Lass dir ins Gesicht schlagen, bis es zu wahrer Schönheit anschwillt. Du sollst ein wir k lich hübsches Mädchen kennen lernen, das dich verabscheut. Und du sollst so viele Següche kassieren, dass du eine Woche lang nicht sitzen kannst.«
»Drei, vier, fünf, sechs«, zählte Drarpold an seinen Zehen ab. »Sehr gut, ihr dürft den Wald betreten.« Er breitete die Flügel aus und flog davon.
Sie folgten den Spuren in den Wald. Der Wald schloss sich über und um sie. Schließlich wurde er so dicht, dass sie trotz der F u ßabdrücke den Weg nicht mehr sehen konnten.
»Ich kann nicht durch«, beschwerte sich Dor, der vergeblich ve r suchte, sich zwischen den Baumstämmen hindurchzuzwängen.
»Kann«, erklang eine Stimme.
»Kann nicht kann nicht«, gab ein halb vergrabener Stein zurück.
Vor ihnen ringelte sich eine lange Ranke herab. Anstelle von Blättern entsprossen ihr zahlreiche Beinchen, und diese Beinchen begannen nun zu tanzen. »Kann kann«, sang sie. Und dann öffnete sich der Weg ein wenig.
»Eine Chorea«, sagte Bink, der die Art kannte. »Danke dir, Ra n ke; du hast hübsche Beine.«
Die Chorea verfärbte sich von grün zu rot. Sie wusste es zu schätzen, wenn man sie zu schätzen wusste.
Wenig später aber wurde der Weg wieder unpassierbar, und sie verloren die leuchtenden Fußabdrücke; sie hatten sich verirrt.
Dolph blickte hoch. »Weiter oben scheint mehr Platz zu sein«, sagte er. »Vielleicht kann ich uns hinauffliegen.«
»Aber für einen Vögel Rokh ist es hier zu eng«, wandte Dor ein.
Dolph überlegte. »Vielleicht ist es groß genug für einen kleinen. Ja genau, ich verwandle mich in einen Minirokh.« Nachdem er das getan hatte, schien es gerade genug Platz für seine Flügel zu haben, wenn er die Route sorgfältig wählte. Auch ein Minirokh ist noch ein hübsch großer Vogel.
Die anderen klammerten sich an seine Beine, dann stieg Dolph auf. Seine Passagiere kamen ihm mit einem Mal sehr viel schwerer vor als zuletzt, doch dann begriff er, dass es daran lag, dass er so viel kleiner war. Mit dieser Last konnte er sich gerade eben noch in der Luft halten.
Er fand einen Weg durch das Labyrinth der Etagen im Wald und gelangte schließlich auf der anderen Seite heraus. Und fast wäre er vor Schreck abgestürzt.
Hier war die Welt zu Ende.
Dann erst sah er, dass er den Rand von Konus erreicht hatte. Der Wald reichte bis dorthin und endete an der Kante, wo die Welt sich nach innen stülpte.
Und die Innenseite Konus’ bestand aus einem gewaltigen Meer, das sich über die gesamte Schnittfläche erstreckte und die ›Tüte‹ des Konusinnern erfüllte. Das Wasser stand im rechten Winkel zum Rand, und als Dolph es überflog, wurde es zur ebenen Wa s serfläche. Orientierungsprobleme wie auf Pyramid gab es nicht; als sie um die Kante Konus’ bogen, bog sich die Schwerkraft mit i h nen.
Dolph flog niedrig über das Wasser hinweg. Überall am weit g e schwungenen, kreisförmigen Rand beobachtete er hektische Akt i vität. Anscheinend waren Strandausflüge unter den Bewohnern Konus’ eine beliebte Freizeitbeschäftigung.
Freizeitbeschäftigung? Als er genauer hinsah, bemerkte er, dass die Aktivität aus Paaren bestand, die sich damit beschäftigten, die Störche zu rufen. Unter freiem Himmel, unter den Brandungswe l len des Meeres, gleich vor den Augen anderer Paare. Kinder sahen ihnen dabei zu. Auf dieser Welt lag offensichtlich kein Geheimnis über dem
Weitere Kostenlose Bücher