Zonta-Norm regelwidrig
winklige Gäßchen und gelangten schließlich an einen unregelmäßig geformten Platz, in dessen Mitte sich ein zweistöckiges, langgestrecktes Gebäude erhob. Es war ganz eindeutig kein Wohnhaus. Allein die große Zahl der Fenster wies darauf hin. In seiner privaten Sphäre liebte es der Marsianer nämlich, sich von der Umwelt abzuschirmen und stattete daher die Wände seines Hauses mit möglichst wenigen Fenstern aus. Gebäude, die der Öffentlichkeit dienten, hatten jedoch in jeder Hinsicht offen zu sein: Deshalb mehr Fenster, eine größere Anzahl von Eingängen.
»Das möchte ich mir ansehen«, bedeutete ich Listerman. »Durchsuchen Sie mit Ihren Leuten das Erdgeschoß, Major Utan und ich nehmen uns den Keller vor … wenn wir einen finden.«
Die Türen der Eingänge funktionierten einwandfrei. Im Innern des Gebäudes sprang bei unserem Eintritt automatisch die Beleuchtung an. Zwei parallele Gänge führten die gesamte Länge des Hauses entlang. Rechts und links gab es Türen, die zu den ehemaligen Amtsräumen gingen. Etwa in der Mitte des Gebäudes gab es einen runden Schacht, der von der zweiten Etage bis hinab unter das Niveau des Erdgeschosses reichte. Früher hatte er ein Antigravfeld enthalten, das jetzt jedoch nicht mehr existierte. Für uns bedeutete die Abwesenheit des Feldes kein Hindernis. Die Sohle des Schachts lag kaum sechs Meter unter der Ebene des Erdgeschosses. Wir sprangen einfach hinab.
Hier unten gab es nur einen Korridor, auch dieser zu beiden Seiten mit Türen versehen. Wir untersuchten einen Raum nach dem andern und fanden sie ohne Ausnahme leer. Um schneller vorwärts zu kommen, teilten wir uns und suchten einer die rechte, der andere die linke Gangseite ab.
Ich näherte mich dem Ende des Ganges und hatte soeben die vorletzte Tür geöffnet, als der Psi-Sektor meines Gehirns einen scharfen Mentalimpuls registrierte. Ich blieb sofort stehen.
»Was gibt es?« fragte ich auf telepathischer Ebene.
Ein halb erstickter mentaler Schrei antwortete mir:
»Hilfe …!«
Das war Hannibal! Schreck und Angst verzerrten seine telepathische Stimme so, daß sie nicht mehr zu erkennen war … aber er mußte es sein!
»Wo steckst du?« rief ich.
»Letzter Raum …«, würgte der Kleine, dann riß der Kontakt ab.
Ich wäre wahrscheinlich ein wenig vorsichtiger vorgegangen; aber in diesem Augenblick fiel oben im Erdgeschoß eine Serie von Schüssen. Ich hörte das helle Peitschen unserer Rakwerfer und das zornige Fauchen eines marsianischen Hochenergiestrahlers. Das fegte meine Bedenken beiseite. Wir waren in eine Falle geraten!
»Letzter Raum«, hatte der Kleine gesagt. Ich stürmte hinaus in den Korridor. Hannibal hatte die linke Seite des Ganges abgesucht. Die letzte Tür lag schräg gegenüber. Ich hetzte darauf zu. Die Tür öffnete sich selbsttätig, aber ein wenig zu langsam für meine Ungeduld. Ich prallte mit der rechten Schulter gegen die zurückweichende Türfüllung und wurde durch den eigenen Schwung halb herumgewirbelt. Mehr rückwärts als nach vorne gewandt, schoß ich in den Raum hinein.
»Wo bist du?« brüllte ich.
Mit einem Ruck gewann ich das Gleichgewicht wieder. Ich bemerkte einen eigenartigen Geruch, der mir bekannt vorkam. Ich sah stämmige Gestalten vor mir und griff nach der Waffe, die im Gürtel steckte.
Aber der Feind hatte auf mich gewartet. Irgend etwas versetzte mir einen wuchtigen Schlag gegen den Schädel. Mitten in meinem Gehirn explodierte etwas mit grellem Blitz, und im gleichen Augenblick war mein Bewußtsein dahin.
7.
Das Erwachen war eine mühselige Angelegenheit. In meinem Schädel rumorte es wie von einem Schwarm Hornissen. Mir war
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