Zonta-Norm regelwidrig
weniger Mühe mit uns hatten, oder arbeiteten sie mit einer Doppeltaktik, die uns auf die eine oder die andere Art zu eliminieren suchte? Es gab noch eine dritte Möglichkeit: Die Öffnung des Druckreservoirs war von dem verwirrten ZONTA ohne irgend jemandes Zutun veranlaßt worden und völlig spontan, ohne Absicht, geschehen.
Ich kannte mich nicht mehr aus. Allisons Theorie hatte einiges für sich, aber sie erklärte nicht alles. Wenn die Soghmoler dort oben am Schachtausgang auf uns warteten, um so besser für uns. Vielleicht hatten sie nicht bemerkt, daß wir sozusagen zur Seite hin ausgebrochen waren. Noch besser! Aber sicher … nein, sicher konnten wir unserer Sache nicht sein.
Von den Gängen, die von dem halbkreisförmigen Platz vor den Mannschaftsquartieren in die Stadt hineinführten, hatte ich mich schließlich für den mittleren entschlossen. Die Nähe des Stadtzentrums war daran erkenntlich, daß der Gang mit einem Rollsteigsystem ausgestattet war, Laufbändern also, die sich in entgegengesetzten Richtungen durch den Gang bewegten und den Besatzungen das mühsame Zufußgehen ersparten. Im Augenblick allerdings lagen die Bänder still, und wir unternahmen nichts, sie zu aktivieren. Solange wir nicht wußten, an welcher Stelle sie endeten, wäre es ein Risiko gewesen, uns ihnen anzuvertrauen.
Der Gang war knapp einen Kilometer lang und mündete schließlich auf die Gürtelstraße, die den eigentlichen Kern der alten Marsstadt umgab. Ich kannte diese Straße von früheren Besuchen her. An dieser Stelle allerdings hatte ich sie noch nie zu Gesicht bekommen. Wir näherten uns der Stadt aus einer Richtung, die ich nie zuvor begangen hatte.
Der Anblick der Stadt beeindruckte mich immer wieder von neuem. Wer von den Marsianern erwartet hatte, daß sie, die Herren einer hochentwickelten Technik, ihre Städte grundsätzlich bombastisch und großzügig anlegten, wie es derzeit auf der Erde der Trend war, sah sich beim Betrachten der sublunaren Siedlung gründlich enttäuscht. Es war eher das Gegenteil der Fall: Die alten Marsmenschen schienen gespart zu haben, wo sich ihnen nur eine Möglichkeit dazu bot. Alles wirkte klein und gedrungen, wobei man allerdings bedenken mußte, daß die Marsianer von weitaus kleinerer Statur gewesen waren als wir selbst.
Erst der nähere Blick enthüllte die Schönheiten der Stadt. Großzügigkeit war dort eingesetzt worden, wo man sie brauchte, zum Beispiel beim Bau der Straßen, die den motorisierten Verkehr zu tragen hatten. Sie waren breit und übersichtlich, und die ordentlichen Reihen von kleinen Erhebungen, die sich auf den Fahrbahnen entlangzogen und wahrscheinlich Sonden enthielten, wiesen darauf hin, daß der rollende Verkehr zentral gesteuert worden war. Im großen und ganzen hatte man sich Mühe gegeben, den Fahrzeugverkehr von den Wohngegenden fernzuhalten. Die alte Stadt hatte in ihrer Blütezeit mehrere hunderttausend Einwohner gehabt. Sie hatten in Quartieren oder Stadtvierteln zusammengelebt, von denen jedes eine Einwohnerschaft von rund achtzigtausend hatte. Die Viertel waren durch Hauptverkehrswege und Grünanlagen voneinander getrennt.
Die Stadt lag in einem Felsenkessel – dieser allerdings von durchaus gigantischen Ausmaßen – unter dessen Kuppeldecke mehrere Sonnenlampen brannten und die Stadt mit Licht versorgten. Ihre Helligkeit variierte im marsianischen Tag-Nacht-Rhythmus. Auffallend war, daß sie am Tage wesentlich heller strahlten als die Sonne auf dem Mars. Das bedeutete wohl, daß sich die auf Mond und Erde stationierten Marsianer rasch an die größere Tageshelligkeit gewöhnt
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