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Zonta-Norm regelwidrig

Zonta-Norm regelwidrig

Titel: Zonta-Norm regelwidrig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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we­ni­ger Mü­he mit uns hat­ten, oder ar­bei­te­ten sie mit ei­ner Dop­pel­tak­tik, die uns auf die ei­ne oder die an­de­re Art zu eli­mi­nie­ren such­te? Es gab noch ei­ne drit­te Mög­lich­keit: Die Öff­nung des Druck­re­ser­voirs war von dem ver­wirr­ten ZON­TA oh­ne ir­gend je­man­des Zu­tun ver­an­laßt wor­den und völ­lig spon­tan, oh­ne Ab­sicht, ge­sche­hen.
    Ich kann­te mich nicht mehr aus. Al­li­sons Theo­rie hat­te ei­ni­ges für sich, aber sie er­klär­te nicht al­les. Wenn die So­gh­mo­ler dort oben am Schacht­aus­gang auf uns war­te­ten, um so bes­ser für uns. Viel­leicht hat­ten sie nicht be­merkt, daß wir so­zu­sa­gen zur Sei­te hin aus­ge­bro­chen wa­ren. Noch bes­ser! Aber si­cher … nein, si­cher konn­ten wir un­se­rer Sa­che nicht sein.
    Von den Gän­gen, die von dem halb­kreis­för­mi­gen Platz vor den Mann­schafts­quar­tie­ren in die Stadt hin­ein­führ­ten, hat­te ich mich schließ­lich für den mitt­le­ren ent­schlos­sen. Die Nä­he des Stadt­zen­trums war dar­an er­kennt­lich, daß der Gang mit ei­nem Roll­steig­sys­tem aus­ge­stat­tet war, Lauf­bän­dern al­so, die sich in ent­ge­gen­ge­setz­ten Rich­tun­gen durch den Gang be­weg­ten und den Be­sat­zun­gen das müh­sa­me Zu­fuß­ge­hen er­spar­ten. Im Au­gen­blick al­ler­dings la­gen die Bän­der still, und wir un­ter­nah­men nichts, sie zu ak­ti­vie­ren. So­lan­ge wir nicht wuß­ten, an wel­cher Stel­le sie en­de­ten, wä­re es ein Ri­si­ko ge­we­sen, uns ih­nen an­zu­ver­trau­en.
    Der Gang war knapp einen Ki­lo­me­ter lang und mün­de­te schließ­lich auf die Gür­tel­stra­ße, die den ei­gent­li­chen Kern der al­ten Mar­s­stadt um­gab. Ich kann­te die­se Stra­ße von frü­he­ren Be­su­chen her. An die­ser Stel­le al­ler­dings hat­te ich sie noch nie zu Ge­sicht be­kom­men. Wir nä­her­ten uns der Stadt aus ei­ner Rich­tung, die ich nie zu­vor be­gan­gen hat­te.
    Der An­blick der Stadt be­ein­druck­te mich im­mer wie­der von neu­em. Wer von den Mar­sia­nern er­war­tet hat­te, daß sie, die Her­ren ei­ner hoch­ent­wi­ckel­ten Tech­nik, ih­re Städ­te grund­sätz­lich bom­bas­tisch und groß­zü­gig an­leg­ten, wie es der­zeit auf der Er­de der Trend war, sah sich beim Be­trach­ten der sub­lu­na­ren Sied­lung gründ­lich ent­täuscht. Es war eher das Ge­gen­teil der Fall: Die al­ten Mars­men­schen schie­nen ge­spart zu ha­ben, wo sich ih­nen nur ei­ne Mög­lich­keit da­zu bot. Al­les wirk­te klein und ge­drun­gen, wo­bei man al­ler­dings be­den­ken muß­te, daß die Mar­sia­ner von weitaus klei­ne­rer Sta­tur ge­we­sen wa­ren als wir selbst.
    Erst der nä­he­re Blick ent­hüll­te die Schön­hei­ten der Stadt. Groß­zü­gig­keit war dort ein­ge­setzt wor­den, wo man sie brauch­te, zum Bei­spiel beim Bau der Stra­ßen, die den mo­to­ri­sier­ten Ver­kehr zu tra­gen hat­ten. Sie wa­ren breit und über­sicht­lich, und die or­dent­li­chen Rei­hen von klei­nen Er­he­bun­gen, die sich auf den Fahr­bah­nen ent­lang­zo­gen und wahr­schein­lich Son­den ent­hiel­ten, wie­sen dar­auf hin, daß der rol­len­de Ver­kehr zen­tral ge­steu­ert wor­den war. Im großen und gan­zen hat­te man sich Mü­he ge­ge­ben, den Fahr­zeug­ver­kehr von den Wohn­ge­gen­den fern­zu­hal­ten. Die al­te Stadt hat­te in ih­rer Blü­te­zeit meh­re­re hun­dert­tau­send Ein­woh­ner ge­habt. Sie hat­ten in Quar­tie­ren oder Stadt­vier­teln zu­sam­men­ge­lebt, von de­nen je­des ei­ne Ein­woh­ner­schaft von rund acht­zig­tau­send hat­te. Die Vier­tel wa­ren durch Haupt­ver­kehrs­we­ge und Grün­an­la­gen von­ein­an­der ge­trennt.
    Die Stadt lag in ei­nem Fel­sen­kes­sel – die­ser al­ler­dings von durch­aus gi­gan­ti­schen Aus­ma­ßen – un­ter des­sen Kup­pel­de­cke meh­re­re Son­nen­lam­pen brann­ten und die Stadt mit Licht ver­sorg­ten. Ih­re Hel­lig­keit va­ri­ier­te im mar­sia­ni­schen Tag-Nacht-Rhyth­mus. Auf­fal­lend war, daß sie am Ta­ge we­sent­lich hel­ler strahl­ten als die Son­ne auf dem Mars. Das be­deu­te­te wohl, daß sich die auf Mond und Er­de sta­tio­nier­ten Mar­sia­ner rasch an die grö­ße­re Ta­ges­hel­lig­keit ge­wöhnt

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