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Zores

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Titel: Zores Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Pittler
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ehe er wieder zu Boden starrte. Bronstein war sich sicher, dass Cerny eben den richtigen Punkt getroffen hatte. Doch nach außen hin blieb Schönberger bockig: „I sag überhaupt nix“, erklärte er kategorisch.
    „Na, dann werden wir uns wohl auf der Liesl weiterunterhalten“, hielt dem Bronstein lakonisch entgegen und schickte sich an, sich zu erheben.
    „A wos“, gab sich Schönberger selbstsicher. „In ein paar Stunden gehört der Laden eh uns. Dann seids ihr die Petschierten und ned i.“
    „Na, wenn das so ist, dann kannst uns ja umso mehr erzählen, was wirklich vorgefallen ist.“ Cerny lächelte entwaffnend, während der Jungnazi mit sich rang. Bronstein beobachtete die Situation und kam dabei zu dem Befund, dass Schönberger für sich selbst herausfinden wollte, was schwerer wog: sein Mitteilungsbedürfnis oder die Angst vor den Konsequenzen, wenn er seine Tat gestand.
    „Schau, was nutzt dir das, wennst jetzt bockig bist“, polterte Bronstein, „wennst recht hast, dann feiern deine Parteigenossen des ganze Wochenende, und du bist ned dabei, weilst derweil in der Liesl den Fensterkitt frisst.“
    „Wenn ich nix sag, könnts ihr mir auch nix“, hielt Schönberger dagegen.
    „Mitnehmen kömm ma di immer. Selbst wennst so unschuldig wärst wie ein neugeborenes Butzerl. Was d’ aber eh ned bist.“
    „Also sag uns schon, warum du die zwei umgebracht hast“, assistierte Cerny.
    „Des tätets ihr eh ned verstehen.“
    „Na dann erklär’s uns halt.“
    „Des dauert z’lang!“
    „Wir haben Zeit.“
    Einen Augenblick lang dehnte sich Schweigen zwischen den beiden Ermittlern und Schönberger aus. Bronstein behielt ihn instinktiv im Auge. Heckte Schönberger etwas aus? Legte er sich eine Lügengeschichte zurecht? Oder dachte er wirklich daran, sein Gewissen zu erleichtern?
    „Der Suchy war eine perverse Drecksau“, fauchte Schönberger endlich, „völlig artfremd. Der hat sich an kleinen Jungen aufgegeilt, die hirnkranke Krätzen!“
    „Und woher willst das wissen?“
    „Weil ich es selber erlebt hab.“ Schönberger schlug sich mit der Hand auf den Mund, und seine Augen weiteten sich vor Entsetzen.
    Instinktiv rückten die beiden Beamten näher: „Das musst uns jetzt schon genauer erzählen.“
    „Gar nix muss ich“, versuchte Schönberger es nun wieder mit sturem Trotz.
    „Schau“, begann Cerny, „wenn wir wissen sollen, was da wirklich vorgefallen ist, dann müssen wir einfach alle Fakten kennen. Und zumindest als Zeuge sind Sie verpflichtet, uns von allen Ihren Beobachtungen in Kenntnis zu setzen.“
    Bronstein war nicht entgangen, dass Cerny wieder zum höflichen „Sie“ gewechselt war, womit er Schönberger wohl gewogen zu machen hoffte. Tatsächlich war der weiterhin im Zweifel, was schließlich dazu führte, dass seine starre Körperhaltung plötzlich implodierte.
    „Der Saubartl war schon immer krank im Kopf. Mein Lehrherr, ein guter Volksgenosse, hat mich zur nationalsozialistischen Weltanschauung bekehrt. Und damit ich ein bisserl mehr lern über das Wesen des Nationalsozialismus, hatte er mich zu Weihnachten 1929 zum Suchy g’schickt. Der hat ja gar nicht gewusst, was der Suchy für eine Sau ist. Der hat mir … der hat … mir … ans Geschlecht gegriffen“, platzte es schließlich aus Schönberger heraus. „Damals schon! Verstehen S’?! Mitten da her, die Sau!“ Schönberger deutete mit dem Zeigefinger auf seinen Schritt und verzog dabei angewidert sein Gesicht.
    „Na servas.“
    Cerny schickte Bronstein einen kurzen Blick, der nahm sich sofort zurück. Doch Schönberger war ohnehin nicht mehr zu halten. „Damals hab ich mich natürlich nicht wehren können. Aber ich hab mir gleich denkt, der kommt noch in meine Gassen.“
    Schönbergers Augen funkelten nun böse. „Und der Suchy hat Fehler g’macht. Ned nur einen! Zuerst hat er sich ausgerechnet von so einem Geldjuden Kredit geben lassen, dann hat er die Volksgenossen auch noch bei einem G’schäft übers Ohr g’haut. Das hat der Partei natürlich ned g’fallen, und so hat ma mich zu ihm geschickt, damit ich ihm zeig, wo der Hammerhängt. Können S’ Ihnen vorstellen, dass mir das ned gerade unangenehm war. Ich bin zu dem Schwein hin, bei seinen Rindviechern hab ich ihn g’stellt, und hab ihm g’sagt, dass ihn die Partei satthat, und dass er scharf aufpassen soll, dass es ihm nicht wie dem Röhm geht.“ Unwillkürlich lachte Schönberger: „Der hat sich ang’schissen bis übers Kreuz. Endlich war

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