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Zores

Zores

Titel: Zores Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Pittler
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Weil sie wieder … gearbeitet hat. Ich bin zum Wirten gangen – ja, den, wo S’ mich z’erst abg’holt haben. Und dann bin ich langsam zu Fuß runter zur Skodagassen. Um sechs war ich da. Wie ausg’macht. Ich hab beim Frank ang’läutet, aber der hat ned aufg’macht. Im Stiegenhaus wollt ich nicht herumstehen, also bin ich wieder auf die Straßen. Von dort sieht man ja die Fenster von der Frank-Wohnung. War kein Licht. Also wart ich. Nichts tut sich. Irgendwann ist irgendwer kommen, der im Haus verschwunden ist, aber das war nicht der Frank.“
    Das musste Lehner gewesen sein, dachte sich Bronstein.
    „Na, ich wart weiter, bis es mir irgendwann zu kalt worden ist. Ich wollt was trinken, ned wahr, und hab mir g’sagt, na ja, morgen ist auch noch ein Tag. Also bin ich gangen.“
    „Wann war das?“
    „Fünf vor sieben.“
    „Da schau her! Woher wissen wir das so genau?“
    „Weil da grad zwei junge Herren vorbeigekommen sind, die was auch in dem Haus verschwunden sind. Und weil ich selber keine Uhr hab und ned g’wusst hab, wie lang ich schon wart, hab ich die g’fragt. Und die haben mir die Uhrzeit g’sagt. Die sind dann ins Haus rein – und ich zum Wirten.“
    „Witzmann, du g’fallst mir. Da hättest ja dein Alibi“, grinste Bronstein.
    Witzmann stutzte. „Ah jo“, sagte er dann.
    „Dann beschreib mir die Herren doch einmal näher. Vielleicht können wir sie ausfindig machen, damit sie deine Angaben bestätigen können. In dem Fall könnten wir dich nämlich laufen lassen, weißt du?!“
    Witzmanns Gesicht hellte sich auf, er schien auf einmal wieder Licht am Ende des Tunnels zu sehen. „Genau“, entfuhr es ihm, „die zwei Herren, die sind mein Alibi! Die haben gesehen, wie ich weggegangen bin! Die müssen Sie finden, Herr Inspektor, dann wissen auch Sie, dass ich unschuldig bin.“
    „Na, dann beschreib sie mir einmal, deine beiden Herren.“ Bronstein klopfte mit der Bleistiftspitze auf die Tischplatte.
    „Der eine, an den kann ich mich genau erinnern. Der war mittelgroß, so irgendwo zwischen Ihnen und mir. Ziemlich dünn. Er trug Haferlschuh, die hab ich genau gesehen, weil sie im Licht der Laterne geglänzt haben. Drüber hatte er weiße Stutzen und eine Lederhose, glaub ich. Obenherum so einenAlpinjanker. Sie wissen schon, Herr Inspektor, wie man sie in der Steiermark trägt oder im Ausseerland. Die Haar’ waren jedenfalls ganz blond. Hinten ganz kurz, aber vorne recht lang. Ich hab das eine Aug’ nicht g’seh’n, weil ihm so eine Strähne drüberg’hängt ist. Und jung war er, der Herr, sehr jung. Knapp über zwanzig, würd ich sagen.“
    Bronstein kam die Beschreibung merkwürdig bekannt vor. Sie erinnerte ihn an den Mitarbeiter des Ministers, der ihn am Vormittag so unsanft zu Boden gestreckt hatte.
    „Und du weißt natürlich nicht, wie der heißt, der Herr?“
    „Natürlich nicht, Herr Inspektor! Wie sollte ich? Ich hab den noch nie zuvor gesehen!“
    „Und nachher bist zum Wirten gangen? Wann war das?“
    „Na ja“, zuckte Witzmann mit den Schultern, „wann wird das g’wesen sein? So gegen Viertel acht, tät ich sagen. Es ist ja ned weit von der Skodagassen zum Bennoplatz.“
    „Kann das wer bezeugen?“
    „Na sicher“, schöpfte Witzmann neue Hoffnung, „der Ferdl, der was der Wirt ist. Der weiß ganz genau, dass ich vorgestern bei ihm war. Und dem hab ich auch die G’schicht’ mit dem Frank erzählt. Den müssen S’ nur fragen, Herr Inspektor, der wird Ihnen das sicher alles bestätigen.“
    „Gut. Wie heißt er, der Wirt?“
    „Müllner. Ferdinand Müllner. Der ist jeden Tag in seiner Gastwirtschaft. Und Sie kennen ihn sofort. So einen riesigen Schnurrbart hat sonst keiner im Bezirk. Fragen S’ den, dann werden S’ sehen, Sie haben den Falschen in mir.“
    Bronstein überlegte einen Augenblick und trommelte dabei gedankenverloren mit dem Bleistift gegen die Tischkante. Hatte Cerny nicht irgendetwas von der HJ berichtet? Dass ihm da was spanisch vorkam? Vielleicht sollte er Witzmannshalbes Alibi doch überprüfen? Er sah den Mann wieder direkt an.
    „Du bleibst die Nacht hier. Wir überprüfen das. Wenn der Wirt deine Aussage bestätigt, dann darfst da raus. Aber das heißt nicht, dass ich dich nicht weiterhin im Auge behalte. Du stehst weiterhin auf der Liste der Verdächtigen, ist dir das klar?“
    Witzmann schniefte und nickte dabei.
    „Gut!“ Bronstein rief nach der Wache, die unmittelbar darauf das Zimmer betrat. „Abführen, den Kerl. Der

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