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Zorn der Meere

Zorn der Meere

Titel: Zorn der Meere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falconer,Colin
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die Tat bereits im Fleische getan. Pfarrer Bastians wollte gar nicht wissen, mit welchen Taten diese wüsten Gesellen seine Judith bereits besudelt hatten.
    Mit grimmigen Blicken nach allen Seiten scheuchte er seine Frau und die Kinder unter Deck.
    An einem trüben Oktobertag verließen sie Holland. Unter schweren Wolken wogte die Nordsee stürmisch und unfreundlich bis hin zum grauen Dunst des Horizonts.
    Die Batavia segelte ganz vorn, an der Spitze der Flotte, mit geblähten Segeln und unter der rot-weiß-blauen Fahne von Holland, die der Wind peitschte. An Bord befanden sich dreihundertsechsundzwanzig Seelen, im Laderaum türmten sich Käselaibe, Weinfässer, Kisten mit Zwieback, Trockenpflaumen und Pökelfleisch - und, wie es hieß, auch Truhen mit kostbaren Schätzen an Silber.
    Die Batavia wurde von den Retourschiffen Zandaam und Galias begleitet, von den kleineren Schonern Assendelft, Dordrecht und Cleenen David, und von dem bewaffneten Kriegsschiff Buren.
    Doch das Flaggschiff war und blieb die Batavia, vor deren feuerrotem Bugschnabel das Wasser aufgischtete und der Löwe Hollands vor dem Meer die Zähne fletschte.
    -10-

    Sie hatte den Kurs auf Ostindien gesetzt, mitten hinein in das Herz der Finsternis.
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    II
    Eine Frau ist doch ein entzückendes Spielzeug, finden Sie nicht? Sie ist nämlich das ideale Instrument, um Wirrwarr und Unheil anzurichten.
    Wie ich ihren Schöpfer kenne, dürfte er am Tag ihrer Erschaffung übermütiger Laune gewesen sein, denn kurz darauf ließ er mich dafür sorgen, dass der Mann dieses Spielzeug begehrt.
    Den Rest erledigten die Menschen selbst.
    Menschen wie die Holländer, die die Treue zum Gesetz erhoben und ihren Männern jeweils nur ein Spielzeug gestatteten.
    Was daraus folgte, dürfen Sie sich in etwa so vorstellen: Setzen Sie einen Mann im obersten Stockwerk eines brennenden Hauses fest. Was glauben Sie, wird er tun? Nun, als Erstes stürzt er natürlich zum Fenster, um hinauszuspringen. Dabei würde sein Körper jedoch elendig zerschellen. Er wendet sich also um -
    und blickt mitten hinein in das lodernde Höllenmeer.
    Er kann dann natürlich noch für eine Weile kopflos hin und her hetzen, doch eines ist gewiss: Er sitzt in der Falle seines Lebens.
    Lustig, nicht wahr?
    In dieser Geschichte haben wir es nun mit einem ganz besonderen Gottesgeschöpf zu tun. Spanisches Blut, olivfarbener Teint, das Haar rabenschwarz und glänzend. Dazu kommen Männer, die wissen, dass sie in ihrem ganzen Leben nicht einmal das Wort an diese Erscheinung richten dürfen, ganz zu schweigen von anderen Dingen. Sie hängen im Tauwerk der Batavia und malen sich aus, was sich unter dem Samtkleid der schönen Dame verbirgt. Warum auch nicht? Lassen wir ihnen doch den Spaß! Nutzen wird es ihnen nichts.
    -12-

    Im Moment empfinden sie das allerdings noch nicht als tragisch. Sie kommen ja gerade erst frisch aus den Bordellen. Es wird noch ein, zwei Tage dauern, bis sie erneut in Stimmung sind.
    Wir werden uns so lange gedulden.
    Um das Süppchen hübsch zum Köcheln zu bringen, möchte ich ohnehin noch ein paar Scheite nachlegen.

    Zweiundfünfzig Grad und achtundzwanzig Minuten nördlicher Breite
    achtundzwanzigster Tag des Oktober im Jahre des Herrn, 1628

    In der Offiziersmesse befand sich der Platz des Kommandeurs an der Stirnseit e der Tafel. Während der Mahlzeiten saßen Lucretia zu seiner Linken und sein Stellvertreter, der Unterkaufmann Jeronimus Cornelius, zu seiner Rechten. Pfarrer Bastians, seine Frau und Angestellte der Companie teilten sich die restlichen Plätze mit den Jonkers, jungen holländischen Edelleuten, die von ihren Familien ausgesandt wurden, damit sie als Kadetten erste Erfahrungen in der Seefahrt und den Geschäften des Ostindienhandels erwarben.
    Unter Letzteren war nur einer, der Lucretia bisher aufgefallen war: Conrad van Huyssen, ein schlanker, beinahe schön zu nennender Mann, mit einem Anflug von Verworfenheit um den Mund. Sein Lachen klang stets verächtlich, und bisweilen kam es dabei vor, dass ein Schauder Lucretia überlief.
    Der einzige Mensch, in dessen Gesellschaft sich Lucretia wohlfühlte, war Francois Pelsaert, der Kommandeur. Er machte einen ruhigen, besonnenen Eindruck, war zurückhaltend und besaß dennoch Augen, denen nichts entging. Sein langes schwarzes Haar fiel in einer hübschen Welle über seinen weißen
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    Spitzenkragen, sein Bart war gepflegt und ordentlich, seine Gesichtszüge bezeugten seine Intelligenz. Lucretia hatte gehört,

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