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Zorn des Loewen

Zorn des Loewen

Titel: Zorn des Loewen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Verfügung steht.«
    »Was muß ich also tun?« wollte Mallory wissen.
      Sir Charles öffnete eine weitere Akte und reichte ihm daraus ein Foto. Das Mädchen, das ihm aus dem Bild entgegenschaute, war etwa zwanzig Jahre alt. Sie hatte schwarzes, kurzgeschnittenes Haar und mandelförmige Augen, die schräg über hohen Wangenknochen lagen. Man hätte sie im landläufigen Sinne nicht als schön bezeichnen können, aber selbst in einer Menschenmenge wäre sie aufgefallen.
    »Anne Grant?« vermutete er instinktiv.
    Sir Charles nickte. »Sie kam heute morgen herüber, um den Kauf einer Zehn-Meter-Jacht namens Foxhunter perfekt zu machen. Die liegt in Lulworth vor Anker. Offensichtlich hat Mrs. Grant über die Vermittlungsstelle einen Matrosen angeheuert, der das Schiff eine Zeitlang als Skipper führen soll, bis sie und ihre Schwägerin selber in der Lage sind, es zu bedienen. Ziemlich großes Boot für zwei junge Frauen.«
      Mallory nickte zustimmend. »Ich habe ein solches Boot 1959 mal in Tanger geführt. Sie erinnern sich?«
    »Trauen Sie sich das noch mal zu?«
    »Kein Grund, daran zu zweifeln«, grinste Mallory.
      Sir Charles war sichtlich zufrieden. »Als erstes müssen Sie mit diesem Matrosen fertig werden, und dann versuchen Sie, seinen Job zu bekommen.«
      »Das dürfte sich nicht als so schwierig erweisen.« Mallory schien etwas unschlüssig, bevor er fortfuhr: »Kann man nicht versuchen, mit General Grant in Kontakt zu kommen und ihn in die Sache einzuweihen? Er wäre bestimmt bereit, mit uns zusammenzuarbeiten.«
      Sir Charles schüttelte den Kopf. »Noch ehe Sie wüßten, wo Sie sich befinden, hätte er die ganze Sache in die Hand genommen. Ich habe immer Bedenken, Amateure in solche Angelegenheiten hineinzuziehen, wenn es sich irgendwie vermeiden läßt. Sie geben das Spiel zu früh aus der Hand. Wenn es unbedingt sein muß und es nicht mehr anders geht, dann weihen Sie ihn auf alle Fälle ein und bitten ihn um Hilfe.« Er erhob sich abrupt. »Ich möchte in diesem Fall Ergebnisse sehen, Neil, und ich möchte sie sobald wie möglich. Räumen Sie alle Hindernisse ohne Rücksicht aus dem Weg, ich werde Ihnen den Rücken freihalten, was auch passiert.«
      Mallorys Mundwinkel verzogen sich zu einem ironischen Grinsen. »Wenn ich mich recht erinnere, hat das schon mal jemand zu mir gesagt.«
    Sir Charles' Gesichtsausdruck war ernst und leidenschaftslos, seine Augen ruhig. Mallory wußte jedoch ohne jeden Zweifel, daß ihn dieser Mann, wenn nötig, ohne die geringsten Bedenken fallenlassen und den Wölfen zum Fraß vorwerfen würde. »Tut mir leid, Neil«, sagte er.
      »Wenigstens weiß ich, woran ich mit Ihnen bin.« Mallory zuckte mit den Achseln. »Das ist doch schon etwas.«
      Sir Charles zog eine alte goldene Uhr aus der Tasche und verglich die Zeit. »Sie müssen langsam los. Ich habe für acht Uhr einen Termin in der G3 vereinbart, wo Ihnen die vollständigen Instruktionen erteilt werden. Dort wird man Sie mit allem versorgen: Geld, Seemannspapieren und einem speziellen Funkgerät. Bestätigen Sie Ihre Ankunft. Danach Funkstille, bis Sie etwas Neues haben. Ich habe drei Torpedoboote in Richtung Jersey beordern lassen. Diese Boote sind auch für flache Gewässer einsatzfähig. In dem Augenblick, wo Sie positive Meldung machen, werden sie so schnell dort sein, daß de Beaumont gar nicht weiß, was ihn da eigentlich getroffen hat.«
      Mallory bewegte sich auf die Tür zu. Als er sie öffnete, sagte der alte Mann hinter ihm: »Viel Glück, Neil. Wenn's gut läuft, könnte dies eine ziemlich direkt und leicht zu lösende Aufgabe sein.«
    »Sind sie das nicht alle?« entgegnete Mallory trocken. Die Tür fiel sanft ins Schloß.

    4
Die G3

    Professor Yoshiyama war kaum größer als einen Meter fünfzig. Er trug einen ausgewaschenen Judoanzug, den ein schwarzer Gürtel über der Hüfte zusammenhielt. Das auffälligste Merkmal war sein Gesicht, dessen Haut pergamentfarben und fast durchsichtig war. Nichts Weichliches war in seinen Zügen zu entdekken, nur Willensstärke und Intelligenz mit einem Anflug von Sanftmut. Es hätte das Gesicht eines Heiligen oder Gelehrten sein können, und es handelte sich bei ihm tatsächlich um einen großen Meister, der seine Kunst schon über fünfzig Jahre ausgeübt hatte.
      Seine Stimme klang trocken, irgendwie pedantisch, und beim Sprechen verschluckte er bisweilen die Vokale. Die Männer aber, es mochten ein Dutzend sein, saßen mit verschränkten

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