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Zorn des Loewen

Zorn des Loewen

Titel: Zorn des Loewen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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schwer und setzte seinen Weg fort.

    Mallory lag in seiner Koje an Bord der Foxhunter und beobachtete den Rauch seiner Zigarette, der im Luftstrom der Klimaanlage herumwirbelte. Er hatte ein ausgezeichnetes Mittagsmahl im Hotel in Gesellschaft von Owen Morgan bekommen; nur der Franzose war nicht aufgetaucht.
      Seine Gedanken gingen zurück zu dem Treffen mit Hamish Grant im Haus auf den Felsenklippen. Er war sich sicher, daß hinter dem einschüchternden Verhalten des alten Herrn Methode steckte. Zu lange war er selbst Soldat gewesen, um dem Irrtum zu erliegen, daß alle Generale dumme, stumpfsinnige Reaktionäre waren, die nichts anderes konnten als unnötigerweise Männer in den Tod zu hetzen oder ihre Leidenschaften am Spieltisch auszuleben.
    Hinter dem verwitterten, ledernen Gesicht und den halbblinden Augen verbarg sich ein eiserner Wille und ein scharfer In tellekt. Der Eiserne Grant war ein Gegner, mit dem unter allen Umständen gerechnet werden mußte: hatte er doch lieber seine Division in einem Gewaltmarsch durch die Hölle der Qattara Senke gehetzt, als sich Rommel zu ergeben; und er war den ersten Landungstruppen am D-Day (Tag der alliierten Landung in der Normandie) in der ›Sword-Bay‹ vorangeschritten.
      Dann war da auch noch die Schwiegertochter. Mallory schloß seine Augen, um sich ihr Gesicht bildhaft vorzustellen. Sie strahlte eine Ruhe aus, eine Sicherheit, die er verwirrend fand. Selbst auf dem Pier in Southampton war sie ihm nicht verängstigt erschienen. Es war, als ob das Leben ihr so furchtbar mitgespielt hatte, daß darüber hinaus nichts Schlimmeres mehr möglich war, so, als könne ihr gar nichts mehr nahekommen. Ihn überkam plötzlich der Gedanke, daß sie ihren Mann sehr geliebt haben mußte, und er konnte sich einer unbestimmten, irrationalen Eifersucht nicht erwehren.
      Kein Geräusch war zu vernehmen, und trotzdem hatte er das Gefühl, als hätte ihn ein Luftzug gestreift. Er spannte seine Muskeln an, um jederzeit angriffsbereit zu sein. Die unterste Stufe der Kajütentreppe knarrte, und Mallory griff nach dem Revolver unter dem Kissen.
    »Nicht nötig, mein Freund«, sagte Raoul Guyon ruhig.
      Mallory öffnete die Augen. Der junge Franzose ließ sich in der gegenüberliegenden Koje nieder und kramte eine Zigarettenschachtel hervor.
      »Man hat dich beim Essen vermißt«, eröffnete Mallory das Gespräch. »Was ist geschehen?«
      Guyon antwortete gelassen: »Ist was dazwischen gekommen; du weißt, wie das ist?!«
    »Klar, weiß ich. An deiner Jacke hängt noch Gras.«
    »Ist auch ein schöner Tag, um auf dem Rücken zu liegen und den Himmel anzuschauen«, meinte Guyon keß.
      »Allerdings nicht, wenn Arbeit zu erledigen ist.« Mallory öffnete eine Wandtür unter seiner Koje, holte eine Flasche Whisky und zwei Gläser hervor und stellte sie auf den Tisch. »Geschäft und Vergnügen sollten auseinandergehalten werden.«
      »Es gibt Gelegenheiten, da habe ich das Glück, daß sie zusammengehen. Soll ich nicht ein junger Künstler sein, der sich in den Ferien amüsiert?« Guyon schenkte sich großzügig von dem Whisky ein und hob sein Glas: »Santé.«
      So schmalhüftig, hager und sehnig, wie er war, besaß er die idealen Eigenschaften, wie man sie bei Angehörigen von Luftlandetruppen eines jeden Landes finden konnte. Eine Art arrogante Selbstzufriedenheit entsprang der Erfahrung mit dem Risiko des Gewerbes. Während er sich dessen bei seiner eigenen Person nicht bewußt war, erkannte er sie sofort bei dem Engländer. Da war aber noch etwas mehr. Viel mehr. Mallory war genau dieselbe seltsame Mischung aus Soldat und Mönch, aus Draufgänger und geheimnisvollem Außenseiter, die er bei den großen Fallschirmjäger-Offizieren in Algier angetroffen hatte. Männer wie Philippe de Beaumont! Seltsame, wilde, halbverrückte Fanatiker, geprägt von den Erlebnissen in vietnamesischen Gefangenenlagern, die eine Zeitlang die Geschicke eines großen Landes in der Hand haben.
      Mallory aber war zudem durch das Feuer eines kommunistischen Gefangenenlagers gegangen und hatte, ähnlich wie de Beaumont, jene hart erlernten Lektionen seiner chinesischen Aufseher versucht, in die Wirklichkeit umzusetzen, mit demselben verhängnisvollen Ergebnis.
      Mallory zündete sich eine Zigarette an und lehnte sich an die Schiffswand zurück. »Wie gut bist du im Tauchen?«
    »Ich kenn' mich aus. Ein bißchen aus der Übung, vielleicht.«
    »Anne Grant möchte, daß ich sie heute

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