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Zorn des Loewen

Zorn des Loewen

Titel: Zorn des Loewen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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festgehalten für alle Ewigkeiten mit ein paar Federstrichen, und wie von einem Genius ausgeführt, war alles Gute in ihr ausgedrückt, all die Unschuld und die Sehnsucht ihrer Jugend.
      Sie sah zu ihm auf, Erstaunen war in ihr Gesicht geschrieben. »Es ist wunderschön.«
      »Du bist es doch auch«, erwiderte er schlicht. »Hat dir das noch nie jemand gesagt?«
      »Ich habe sehr früh in meinem Leben gelernt, daß es gefährlich ist, darauf zu hören«, meinte sie bedauernd. »Wir lebten bis zum Tode meiner Mutter vor vier Jahren in St. Tropez. Kennst du es?«
    »Sehr gut.«
      »Im Sommer, während der Saison, ist alles Weibliche sehr begehrt, und vierzehnjährige Mädchen scheinen auf bestimmte Männer eine ganz besondere Anziehungskraft auszuüben.«
    »Davon habe ich gehört«, bestätigte er mit großem Ernst.
      »Tja, das Leben hat so seine Probleme, aber dann kaufte der General diese kleine Insel, und ich ging einige Jahre zur Schule. Die mochte ich allerdings nicht.
    »Was hast du getan? Bist du weggelaufen?«
      Sie warf ihr langes Haar zurück und lachte. »Nein, ich habe den General überredet, mich nach Paris auf eine Schule zu schicken, wo ich meinen Abschluß machen kann. Das war schon was, kann ich dir sagen.«
      Guyon grinste sie an. »Sag mal, warum nennst du ihn immer ›General‹?«
      Sie zuckte mit den Achseln. »Tut jeder – außer Anne natürlich. Sie ist etwas Besonderes. Als sie meinen Bruder Angus heiratete, war sie erst so alt, wie ich jetzt bin. Er fiel in Korea.«
    Sie hielt inne und senkte ihren Kopf in ein paar wilde Blumen, als sie sinnend in die Vergangenheit blickte. Guyon legte sich zurück und starrte hinauf zum Himmel. Traurigkeit überkam ihn, während er sich einer anderen Zeit und eines anderen Mädchens erinnerte.
      Algier, 1958. Nachdem sie fünf Monate lang in den Korkeichenwäldern der Großen Kabylei Partisanen gejagt hatten, fand er sich in der Stadt der Angst wieder, wo er seine Männer durch die engen Gassen der Kasbah und des Bab el Oued führte, eingeschlossen in den Kampf auf Leben und Tod, der einmal die Schlacht um Algier genannt werden sollte.
      Und dort war Nerida in sein Leben getreten, ein junges, maurisches Mädchen, das nach einem Bombenanschlag auf dem Boulevard du Telemly auf der Flucht vor dem Pöbel war. Guyon schloß die Augen und sah wieder ihr schwarzes Haar über das Kissen fließen und den Mondschein, der durch das vergitterte Fenster hereinströmte. Die langen Nächte, in denen sie gemeinsam versucht hatten, das Morgen zu vergessen.
      Aber der Morgen kam; der kalte, düstere Morgen, an dem sie am Strand gefunden wurde, unbekleidet und geschändet, mit kahlgeschorenem Kopf, verstümmeltem Körper: das gebührende Ende einer Frau, die ihr Volk an einen »Frangaoui« verraten hatte.
      Die Kugel des Heckenschützen am darauffolgenden Tag, die ihn zwang, auf einer Bahre nach Frankreich heimzukehren, hätte man fast als gnädiges Schicksal empfinden können.
      ›Nerida‹. Ihr starker Duft wehte ihm in die Nase. Er streckte seine Arme aus und zog sie zu sich herab. Seine Lippen preßten sich auf ihren Mund. Ihr Körper war weich und biegsam und als sie sich auf den Rücken rollte, erwiderten ihre Lippen seinen Kuß. Er öffnete die Augen, und Fiona Grant lächelte ihn arglos an.
    »Wie soll ich mir das erklären?«
      Er stützte sich auf einen Ellbogen und fuhr sich mit der Hand über die Augen. »Schreib es der Meeresluft zu. Es tut mir leid.«
    »Mir nicht.«
    »Aber es sollte.« Er zog sie hoch auf ihre Beine. »Hast du nicht gesagt, daß du zum Mittagessen erwartet wirst?«
      Sie hielt seine Hand fest. »Geh mit mir zurück. Ich möchte dich dem General vorstellen.«
    »Ein anderes Mal. Ich habe im Hotel mein Essen bestellt.«
      Sie wandte sich von ihm ab wie ein verletztes Kind. Er unterdrückte einen starken Drang, sie in seine Arme zu nehmen, er erinnerte sich daran, daß er eine Aufgabe zu erledigen hatte – eine wichtige Aufgabe und ging davon. Als er auf der Anhöhe angelangt war, hielt er an und schaute unwillig zurück.
      Sie stand immer noch so da, wie er sie verlassen hatte, mit gesenktem Kopf, und etwas rührend Verzweifeltes ging von ihr aus. Das helle Sonnenlicht, das durch den Stoff ihres Kleides hindurchdrang, zeichnete ihre festen jungen Schenkel vollkommen ab.
      »Zum Teufel mit ihr«, sagte er leise zu sich selbst, »sie könnte genausogut gar nichts anhaben.«
    Er seufzte

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