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Zorn - Tod und Regen

Zorn - Tod und Regen

Titel: Zorn - Tod und Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Ludwig
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bot.
    Zorn hatte darum gebeten, den Psychologen hinzuzuziehen. Dieser hatte in der letzten Stunde kein Wort gesagt, während Schröder den kompletten Ablauf der letzten beiden Wochen darlegte, angefangen beim Mord an Sigrun Bosch bis zu den Ereignissen der letzten Nacht. Auch Frieda Borck hatte schweigend zugehört und sich ab und zu Notizen gemacht.
    »Wenn ich das richtig sehe«, begann sie, nachdem Schröder geendet und sich eines der Brötchen gegriffen hatte, »haben Sie Ihren Verdacht, dass Staatsanwalt Sauer die Ermittlungen verschleppt hat, niemandem mitgeteilt?«
    »Korrekt«, nickte Zorn. »Außer uns beiden wusste niemand davon.«
    Schröder warf ihm einen fragenden Blick zu. Zorn, der wusste, was gemeint war, überlegte eine Sekunde. Dann beschloss er, die ganze Wahrheit zu sagen.
    »Bis auf Hannah Saborowski.«
    Die Staatsanwältin sah auf. »Sie war eingeweiht?«
    »Nicht nur das. Sie hat uns geholfen, die fehlenden Papiere aus Sauers Safe zu besorgen.«
    »Sagen Sie, ist Ihnen klar, dass –«
    »Ja, das ist es«, unterbrach Zorn. »Mir ist klar, dass sie wahrscheinlich deshalb ermordet wurde. Und bevor Sie weiterreden: Mir ist ebenfalls bewusst, dass das ein schwerer Fehler war. Wir hätten …«, er warf einen Seitenblick auf Schröder. »Nein, ich«, verbesserte er sich dann, »ich hätte das nicht für mich behalten dürfen.«
    »Ich war übrigens derselben Meinung.« Schröder langte erneut nach dem Teller. »Wenn die Bemerkung gestattet ist.«
    Die Staatsanwältin beachtete ihn nicht. »Warum haben Sie das überhaupt geheim gehalten, Herr Hauptkommissar?
    »Ich wollte warten, bis wir eindeutige Beweise gegen Sauer haben.«
    »Und? Haben Sie?«
    »Beweise?«
    »Natürlich«, erwiderte sie. »Hat sich außer den zurückgehaltenen Akten sonst noch etwas ergeben? Haben Sie irgendetwas gefunden, was den Verdacht gegen Sauer erhärtet hätte?«
    »Nein.« Zorn schüttelte den Kopf. Er wurde allmählich wütend und fühlte sich in die Enge getrieben. Was wird das? Ein Verhör?, dachte er. Ich weiß verdammt nochmal selbst, dass ich Mist gebaut habe.
    »Sowohl Sauers Büro als auch die Wohnung sind gründlich durchsucht worden«, mischte sich Schröder ein. In seinem Mundwinkel hatte sich ein großer Krümel verfangen. »Außer ein paar Kokainspuren im Schlafzimmer haben wir nichts gefunden. Wir sind davon ausgegangen, dass die Drogen nichts mit dem Fall zu tun haben.«
    »Wahrscheinlich nicht«, nickte die Staatsanwältin, reichte Schröder ein Taschentuch und meinte: »Sie haben Butter im Gesicht. Wischen Sie sich mal den Mund ab.« Schröder wurde puterrot, murmelte eine Entschuldigung und tat, was von ihm verlangt wurde.
    Frieda Borck wandte sich wieder an Zorn. »Trotzdem, Sie hätten Ihren Verdacht melden müssen.«
    »Wem denn?«, rechtfertigte er sich. »Schließlich waren das schwere Anschuldigungen, und ich wusste nicht, ob Sauer allein arbeitet.«
    »Wir sind hier nicht in Italien, Herr Hauptkommissar.«
    Darauf wusste Zorn keine Antwort. Was sollte er auch sagen? Schließlich hatte sie recht. Er fühlte sich wie nach einem Marathonlauf. Die drei Stunden, die er geschlafen hatte, kamen ihm vor wie drei Minuten, während Schröder den Eindruck vermittelte, er habe gerade drei Wochen Urlaub verbracht.
    Frieda Borck überlegte einen Moment. »Wir werden eine Pressemitteilung rausgeben. Über die beiden Leichenfunde der letzten Nacht und über den Verdacht gegen Philipp Sauer.«
    Schröder nahm sich ein Salamibrötchen und betrachtete es nachdenklich. »Das wird ordentlichen Wirbel geben«, meinte er und biss herzhaft ab.
    »Das ist mir klar. Aber wenn Sauer wirklich Dreck am Stecken hatte, kommt das irgendwann raus. Die Presse würde uns in der Luft zerreißen und behaupten, wir hätten das unter den Teppich gekehrt. Es ist besser, wir gehen jetzt damit an die Öffentlichkeit. Es muss ja nicht jeder erfahren, wie lange wir davon wussten.«
    Sie ist clever, dachte Zorn. »Ich übernehme übrigens die volle Verantwortung für das, was mit Hannah passiert ist«, sagte er dann.
    »Ich auch«, fügte Schröder mit vollem Mund hinzu.
    Die Staatsanwältin lachte auf. »Dieses heroische Getue können Sie sich vorerst sparen, Herr Zorn. Wenn Sie Vorschriften verletzt haben, werden Sie die Konsequenzen tragen. Im Moment allerdings gibt es Wichtigeres.« Zorn setzte zu einer Erwiderung an, doch sie kam ihm zuvor: »Wir sollten zunächst klären, ob und wie die Ereignisse der letzten vierundzwanzig Stunden

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