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Zorn und Zärtlichkeit

Zorn und Zärtlichkeit

Titel: Zorn und Zärtlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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Schwägerin lächelte gutmütig. Sie hatte es schon oft genug erlebt, welchen Eindruck Dobbin auf seine Mitmenschen machte. »Nicht alle Frauen können sich mit hübschen Männern brüsten. Und meiner ist gar nicht so schlecht. Immerhin erspart er mir übertriebene Temperamentsausbrüche, und sein einziger Fehler ist die lächerliche Nachsicht, die er mit seinen Kusinen übt - vor allem mit dieser da. Sie muss draußen auf Dobbin gewartet haben, denn sie weiß zu gut, dass sie hier nur willkommen ist, wenn er sie begleitet.«
    Sheena sah, dass Jessie Martin hinter ihm stehengeblieben war, und runzelte die Stirn. Sie hatte gehofft, diese Schlange nie wiedersehen zu müssen.
    Und als hätte das nicht genügt, erschien nun auch Black Gawain, mit einem noch mißmutigeren Gesicht als Jamie, falls das überhaupt möglich war. Sein Anblick jagte einen Schauer über Sheenas Rücken. War er gekommen, um Schwierigkeiten zu machen? Seine Augen, die sie düster anstarrten, verhießen nichts Gutes.
    Sheena verließ die drei Frauen am Kamin und eilte zu Jamie, ohne zu bedenken, dass sie mit einer Abfuhr rechnen musste . Sie unterbrach sein Gespräch mit mehreren Freunden, zog ihn weg von den Tischen und neugierigen Lauschern. »Weißt du, dass Black Gawain hier ist?« stieß sie hervor und ignorierte seine ärgerlich gerunzelte Stirn.
    »Tatsächlich?«
    Seine beiläufige Antwort irritierte sie noch mehr. »Sind diese Gäste anläßlich unserer Hochzeit gekommen?«
    »Allerdings.«
    »Dann darf ich also nicht mitbestimmen, wer an der Feier teilnehmen darf und wer nicht?«
    »Was für eine Heuchlerin du bist, Sheena!« entgegnete Jamie mit eisiger Stimme. »Wie du angedeutet hast, siehst du keinen Grund zum Feiern, also spielt es keine Rolle, wenn jemand hier ist, der deine Gefühle teilt.«
    »Ich will ihn nicht hier haben. Und das spielt sehr wohl eine Rolle. Ich ertrage ihn einfach nicht, Jamie. Wenn er nicht wäre...«
    Sie zögerte, und er fragte: »Ja?«
    Doch sie sagte ihm nicht, dass es anders zwischen ihnen stünde, wenn es keinen Gawain gäbe. Sie hätte die Nacht mit Jamie verbracht und glückselig in seinen Armen gelegen, statt sich die Augen aus dem Kopf zu weinen. Das wollte sie um nichts auf der Welt zugeben, und so antwortete sie: »Black Gawain hat meinen Vetter skrupellos niedergestochen. Glaubst du, Iain könnte den langen Heimritt überleben? Wahrscheinlich ist er schon tot.«
    »Das wäre nur recht und billig, wenn man bedenkt, dass zwei von meinen Clansleuten schwer verwundet sind«, erwiderte Jamie, bevor ihm bewußt wurde, wie grausam diese Worte klangen.
    Sheena schluckte krampfhaft. Das war nicht ihr Ehemann, den sie kannte - schlimmer noch, er war der Mann, den sie jahrelang fürchten gelernt hatte. Mühsam bekämpfte sie ihre Angst und fragte so demütig wie möglich: »Was wirst du tun, Jamie?«
    Er hatte den ganzen Tag in trüber Stimmung verbracht, und nun ließ er sich nicht von ihrer plötzlichen Sanfmut beschwichtigen. Außerdem hatte er noch keine Entscheidung getroffen, aber das wollte er ihr nicht gestehen. »Was immer ich tun werde - du bist nach wie vor meine Frau. Falls du nicht begreifst, was das heißt, will ich dich aufklären. Ich beabsichtige nicht, mich von dir fernzuhalten, so wie in der letzten Nacht. Wir werden unser Zimmer teilen - und noch mehr. Habe ich mich deutlich genug ausgedrückt?«
    Herausfordernd hob sie das Kinn. Wenn Jamie glaubte, er könnte ihr Befehle erteilen, nur weil er ihr Mann war, musste er sich eines Besseren belehren lassen. »Ja, das hast du. Und jetzt wirst du mir zuhören. Du glaubst, du hättest ein Recht auf mich, doch da bin ich anderer Meinung. Ich wurde gegen meinen Willen mit dir verheiratet, doch in meinen Augen ist dieser Bund schon wieder gelöst. Erwarte nicht, dass ich dich jemals als meinen Mann ansehen werde, denn unsere Ehe ist eine Farce.«
    Jamies Ärger war verflogen. Das einzige, was er jetzt empfand, war ein tiefer Schmerz, der ihm das Herz aus der Brust zu reißen drohte. Er hatte sie verloren, und er wusste , dass es vermutlich zu spät war, um das zu ändern. Und daran trug er allein die Schuld. »Sheena, ich...«
    Sie wandte sich ab, unfähig, ihm noch länger zuzuhören. Was sie soeben gesagt hatte, erschreckte sie. Ihre Kehle war wie zugeschnürt. So hatte sie es nicht gemeint - nicht so endgültig ... Aber die Worte waren ausgesprochen und ließen sich nicht mehr zurücknehmen.
    Sie schaute ihn wieder an, betrachtete sein blondes

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