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Zorn und Zärtlichkeit

Zorn und Zärtlichkeit

Titel: Zorn und Zärtlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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falsche Wahl getroffen hatte. Das verriet sein Blick, der unverwandt auf Sheena gerichtet war.
    Thais be Schloss , ihre Schwägerin zu lieben, ganz einfach, weil es keine Zweifel an den tiefen Gefühlen gab, die Jamie seiner Frau entgegenbrachte. Was immer die Probleme zwischen den beiden verursacht hatte, konnte aus der Welt geschafft werden. Nichts war unmöglich.
    Auch Daphne wünschte ihrem Bruder eine glückliche Zukunft. Doch da sie hinter ihm stand, sah sie nicht die Zärtlichkeit in seinen Augen, die der jungen Herrin von Schloss Kinnion entgegen schauten. Sie wusste nur, dass er am Vorabend und während des ganzen Morgens schlechter Laune gewesen war, und nach ihrer Meinung hatte er sich für die falsche Frau entschieden. Was mochte nur in ihn gefahren sein? Warum hatte er ausgerechnet die Tochter seines langjährigen Todfeindes geheiratet? Diese Ehe war zum Scheitern verurteilt. Eine andere Möglichkeit gab es gar nicht. Colen wusste es - und Jamie wusste es wahrscheinlich auch, sonst wäre er jetzt, wo er sich für immer an Sheena gebunden hatte, nicht so kühl und zurückhaltend. Die Ereignisse am Hochzeitstag bewiesen deutlich genug, dass es niemals Frieden zwischen den beiden geben würde.
    Daphne sah keinen Ausweg. Sie selbst konnte jedenfalls nichts unternehmen, um ihrem Bruder zu helfen, und deshalb fand sie es sinnlos, sich einzumischen. Sie wagte nicht einmal zu hoffen, dass sich ihre Schwägerin eines Tages für Jamie erwärmen würde. Es war ihr nicht entgangen, wie verzweifelt die junge Frau gestern an ihrer Hochzeitstafel gesessen hatte. Und heute sah Sheena keineswegs glücklicher aus. Offensichtlich hasst e sie Jamie ebenso wie dieses Haus, in dem sie jetzt leben musste , und deshalb stand die Ehe von vornherein unter einem bösen Stern.
    Daphne konnte die Gefühle des Fergusson-Mädchens nur zu gut nachempfinden. Sie wusste , was es hieß, an einen ungeliebten Mann gefesselt zu sein. Nun, wenigstens hasst e sie Dobbin nicht. Sie kamen sogar recht gut miteinander aus - hauptsächlich, weil sie kaum ein Wort wechselten. Und im Laufe langer Jahre hatte sie sich auch an die schmerzhaften Aufmerksamkeiten gewöhnt, die er ihr im Ehebett schenkte und die zumeist ebenso schnell vorbei waren, wie sie begonnen hatten. Dobbin Martin war ein herzloser Rohling. Trotzdem begrüßte Daphne seine Pflichtbesuche, weil sie sich verzweifelt nach einem Kind sehnte, das die Leere ihres Lebens ausfüllen könnte.
    Im Gegensatz zu Alasdair, der bei Sheenas Ankunft reumütig aufseufzte, knirschte Colen mit den Zähnen. Seit der Hochzeit hatte er noch keine Gelegenheit gefunden, allein mit ihr zu sprechen. Sie hatte ihm noch nicht bestätigt, wie elend ihr zumute war. Doch ein Blick in ihr Gesicht sagte ihm alles, und sein Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Wenn er sie auch nicht mehr begehrte, so erinnerte er sich doch an ihr Gelöbnis, nur einen Mann zu heiraten, den sie liebte. Und jetzt hatte er tiefes Mitleid mit ihr.
    Es fiel ihm schwer, für die eine oder die andere Seite Partei zu ergreifen. Hin und her gerissen zwischen seiner Zuneigung zu Sheena und der Liebe zu seinem Bruder, richtete er seinen Zorn gegen den Mann, der die ohnehin geringen Hoffnungen auf ein Eheglück zwischen den beiden zerstört hatte. Dafür machte er Black Gawain verantwortlich, und er war wütend, weil Jamie diesem Beispiel nicht folgte. Die Hochzeit, die das Ende der Fehde bewirken sollte, hatte ihr neue Nahrung gegeben. Und das Schlimmste war noch nicht vorbei. Vielleicht be Schloss Jamie doch noch, den Überfall der vergangenen Nacht mit einem Vergeltungsschlag zu ahnden - den Überfall, der Sheenas Clan zugeschrieben wurde.
    Es war unmöglich, Jamie zu entlocken, was er vorhatte. Er weigerte sich strikt, über seine Pläne zu sprechen. Eins stand jedenfalls fest, und Colen war noch nie in seinem Leben einer Sache so sicher gewesen: Sollte Jamie die Fergussons angreifen, würde er niemals in Frieden mit Sheena leben können und niemals ihre Liebe erringen, um die er so verbissen gekämpft hatte und die er so heiß ersehnte.
    Langsam ging Sheena auf ihren Mann zu, der zwischen seinen Freunden und Verwandten saß, und fühlte sich grenzenlos allein und verachtet.
    Sie fürchtete diese Menschen, doch sie wollte sich nicht einschüchtern lassen. Mit hoch erhobenem Kopf blickte sie einen nach dem anderen an.
    Als sie den Tisch erreichte, stand Jamie auf. Sie trat nicht näher zu ihm, und er streckte ihr auch nicht die Hand entgegen.

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