Zorn und Zärtlichkeit
Haar, das sich im Nacken kräuselte, sein schmales, gutgeschnittenes Gesicht. Seine braunen Augen spiegelten unverhohlene Verzweiflung wider. Verrieten die ihren ebenso deutlich, was sie fühlte?
Sie verrieten sogar noch mehr, denn sie füllten sich mit Tränen, die sich nicht unterdrücken konnte. »Es tut mir leid, Jamie. Ich fürchte, wir waren beide viel zu verbohrt...« Mehr brachte sie nicht über die Lippen. Ein Schluchzen erstickte ihre Stimme, hastig kehrte sie ihm den Rücken und floh zur Treppe.
35.
Wenn Jamie seinen Gästen weiszumachen versucht hatte, dass alles zum Besten stünde, so war ihm das gründlich mißlungen. Sheena kam nicht mehr in die Halle zurück. Und die meisten hatten beobachtet, wie sie tränenüberströmt davongelaufen war.
Wie gern wäre er ihr gefolgt... Doch er brachte es nicht über sich. Das verbot ihm sein Stolz, und wenn es um seinen Stolz ging, war Jamie sehr verletzlich. Dass sie ihren Streit in aller Öffentlichkeit ausgetragen hatten, lastete schwer auf seiner Seele.
Also musste er wohl oder übel warten, bis er sich unbemerkt zurückziehen konnte. Trotz der späten Stunde saßen noch viele Gäste in der Halle. Die Gregorys und die Martins waren ungemein trinkfest und beabsichtigten vermutlich, bis zum Morgengrauen zu feiern. Schließlich stand Jamie auf, in der festen Überzeugung, dass er sich nun entfernen durfte, ohne unhöflich zu wirken. Er hatte zwar mehrere Krüge Bier geleert, aber mit Maßen getrunken, um bei klarem Verstand zu bleiben.
Er öffnete die Tür zu seinem Zimmer, wo ihn dichte, kalte Dunkelheit empfing. Die Flammen im Kamin waren erloschen. Sheena lag nicht in seinem Bett. Nach wenigen Minuten hatte er ein neues Feuer entfacht. Aber der Raum war immer noch kalt. Und leer.
Seufzend setzte er sich auf den Bettrand. Sollte er sie suchen? Verdammt, hatte er das nötig? Es gab genug Mädchen, die sein Bett mit Freuden wärmen würden. Jessie hatte ihm bereits bedeutet, dass sie wieder zur Verfügung stünde. Sie hatte Black Gawain den ganzen Abend ignoriert und sich an ihren Vetter Dobbin gehalten, um so nahe an Jamie heranzukommen, wie es unter den Umständen möglich war. Er erinnerte sich noch gut an Jessies Körper, so weich und nachgiebig, sie würde ihn niemals über Gebühr ärgern und ihm stets ihre heiße Leidenschaft schenken...
»Wen halte ich eigentlich zum Narren?« fragte Jamie laut, lauschte in die Stille des kalten Zimmers, dann sprang er auf und ging hinaus.
Er versuchte sein Glück in dem Turmzimmer, das Sheena vor der Hochzeit bewohnt hatte. Und da fand er sie, zusammengerollt auf dem schmalen Lager, in tiefen Schlaf versunken. Was bildete sie sich ein? So fest zu schlafen - und dabei so zufrieden auszusehen... Dazu hatte sie kein Recht.
Jamie weckte sie nicht, schlug nur vorsichtig die Decke zurück und nahm sie auf die Arme. Sie protestierte mit einem leisen Stöhnen, schlief aber weiter und schmiegte sich an seine Schulter, während er sie in sein Zimmer trug, wohin sie gehörte.
Er legte sie auf sein Bett und trat zurück - bereit, den Kampf von neuem zu beginnen. Doch sie streckte sich nur, ohne die Augen zu öffnen. Jamie grinste. Sie machte es ihm sehr leicht. Bevor sie erwachte, würde sie ihm auf Gnade oder Ungnade ausgeliefert sein. Von diesem reizvollen Gedanken beflügelt, entledigte er sich rasch seiner Kleider.
Langsam schob er das dünne Wollhemd über ihre Beine nach oben, ließ seine Finger über ihre seidige Haut wandern und hielt inne, wann immer sie einen Laut von sich gab. Und wenn sie wieder still war, setzte er sein heimliches Werk fort, bewunderte ihre wohlgeformten Schenkel, so fest und doch so nachgiebig.
Als er das Hemd nicht mehr weiter hochziehen konnte, ohne sie im Schlaf zu stören, schlug er es behutsam über ihrer Taille nach oben und schenkte seine Aufmerksamkeit dem warmen Nest zwischen ihren Beinen. Er berührte sie ganz zart, mit aufreizenden Fingern.
Es dauerte lange, bis sie auf seine Liebkosungen zu reagieren begann, und dann glitten seine Finger mühelos über die zarte, feuchte Haut. Sie war bereit für ihn, aber er hielt sich noch zurück.
Während er neben ihr kniete, zerrte er das Hemd unter ihren Hüften hinauf. Sie erwachte immer noch nicht, und er legte sich zwischen ihre Beine.
Sheena war sofort hellwach. Bevor sie sich wehren konnte, zog er ihr das Hemd mit einem Ruck über den Kopf. Sein Kuss erstickte ihren Wutschrei. Vergeblich versuchte sie sich zur Seite zu drehen.
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