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Zorn - Wo kein Licht

Zorn - Wo kein Licht

Titel: Zorn - Wo kein Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Ludwig
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hinten durchgedrückt, Angst schien er nicht zu haben. Im Gegensatz zum Richter, der unruhig auf seinem Stuhl herumrutschte. Sein linkes Bein zappelte, er zitterte am ganzen Körper.
    »Haben Sie etwas zu sagen?«, fragte ihn Czernyk.
    »Ich habe keine Ahnung, wo ich hier bin, auch nicht, was genau das alles bedeutet.« Der Richter gab ein Geräusch von sich, eine Art Kieksen, es klang wie eine klemmende Schublade. »Aber ich gebe alles zu. Alles, was Sie wollen.«
    Czernyk nickte stumm, als habe er nichts anderes erwartet.
    »Tun Sie mir nichts«, schluchzte der Richter. »Bitte.«
    »Warum sollte ich?«
    »Ich gestehe alles, aber tun Sie mir nicht weh.«
    Czernyks Miene veränderte sich, etwas wie Verachtung huschte über sein stoisches Gesicht. »Das wird nicht nötig sein, schließlich haben Sie Ihr Geständnis abgelegt. Zu diesen Geräten«, er deutete auf die Instrumente, die säuberlich vor ihm aufgereiht auf dem Tisch lagen, »kommen wir später.«
    Was, verdammt nochmal, hat er vor?, dachte Zorn. Seine Schulter schmerzte, der Rücken zwickte, die ungewohnte Körperhaltung machte ihm zu schaffen. Da, wo er stand, hatte er die Tür zum Ostflügel gut im Blick, immer wieder sah er hinüber in der Erwartung, den Lampenmann auftauchen zu sehen. Was allerdings nicht geschah.
    Czernyk wandte sich an de Koop.
    »Dies«, er hob ein eng bedrucktes DIN-A4-Blatt in die Höhe, »ist Ihr Geständnis, Elias de Koop. Ich werde es jetzt verlesen, denn gleichzeitig ist es meine Anklageschrift gegen Sie. Es geht nicht um Steuerhinterziehung oder organisierte Kriminalität, das war in Ihrem Falle nie wichtig.«
    Bisher hatte Czernyk de Koop geduzt, jetzt wechselte er zum förmlichen Sie. Zorn konnte nicht erkennen, ob de Koop irgendeine Reaktion zeigte, aber es sah nicht so aus.
    »Ich, Elias de Koop, bekenne mich schuldig der Bestechung einer Amtsperson aus niedrigen Beweggründen.« Nach dem ersten Satz legte Czernyk das Papier beiseite und fuhr aus dem Gedächtnis fort, ohne de Koop auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen. Das Zwinkern hatte aufgehört. »Ich bekenne mich schuldig der Manipulation von Beweismitteln. Ferner bekenne ich mich schuldig der schweren Körperverletzung, der Anstiftung zum Mord, des versuchten Mordes und des vollendeten Mordes an mindestens einer Person.«
    »Was?«, rief Zorn dazwischen.
    »Ich warne Sie, Herr Hauptkommissar«, sagte Czernyk leise. »Ich dachte, ich hätte die Regeln erklärt. Sie gelten auch für Sie.«
    Ach, willst du mich auch abknallen?, wollte Zorn rufen, doch er biss sich auf die Unterlippe und schwieg.
    »Sie haben das Wort, de Koop.« Czernyk beugte sich über den Tisch. »Was haben Sie zu sagen?«
    »Was ich zu sagen habe?« De Koop klang erheitert. »Nichts natürlich, was dachten Sie?«
    »Wie Sie wollen«, nickte Czernyk. Er nahm den Zettel zwischen Daumen und Zeigefinger, hielt ihn ein Stück die Höhe. »Sie werden das unterschreiben. Mehr noch: Sie werden betteln, unterschreiben zu dürfen.«
    Wie zufällig stieß Czernyk mit dem Ellbogen gegen die Lötlampe. Sie war nicht viel größer als die Waffe in seiner rechten Hand, sie sah auch aus wie eine Pistole, der rote, zylindrische Gasbehälter unter dem Lauf fasste höchstens einen halben Liter.
    Czernyk drehte an einem Rädchen, zischend strömte das Gas aus. Ein Feuerzeug klickte, das Gas entzündete sich. Eine bläuliche Flamme schoss aus dem Lauf, der Richter zuckte auf seinem Stuhl zusammen, auch de Koop schien sich unmerklich zu versteifen.
    »Was glauben Sie«, fragte Czernyk nachdenklich, »wie heiß das wird? Ich habe gelesen, dass es über tausend Grad werden können, man kann Metall damit schmelzen.« Sein Zeigefinger fuhr durch die Flamme, einmal, zweimal. »Komisch, es tut gar nicht weh. Das liegt natürlich daran, dass ich meine Hand wegziehen kann, bevor ich etwas spüre. Wäre ich gefesselt, würde es anders aussehen, mein Fleisch würde zuerst verkohlen, dann schmelzen wie Wachs, bis auf die Knochen. Am schlimmsten sind die Schmerzen im Gesicht, nicht wahr? Dabei kommt es natürlich auf die Entfernung an. Und darauf, wie lange man das Feuer auf eine Stelle richtet. Man kann sich stundenlang damit beschäftigen.« Czernyk drehte die Flamme herunter, dann sah er de Koop an. »Aber ich will Sie nicht langweilen. Damit kennen Sie sich besser aus als ich.«
    De Koop murmelte eine halblaute Erwiderung, was genau er sagte, konnte Zorn nicht verstehen.
    PLING!
    Zorn sah nicht, wie Czernyk abdrückte,

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