Zorn - Wo kein Licht
fehlte, weiß ich nicht.
Zunächst habe ich nach den Hintermännern gesucht. Die Spur verliert sich irgendwo in Weißrussland, dort hat de Koop für die Frauen bezahlt, es müssen Millionen gewesen sein. Mehr habe ich nicht herausgefunden, aber ich weiß, wer das Geld übergeben hat: Jeremias Staal, ein vorgeblicher Autohändler, der seit Jahren als Geldwäscher tätig ist.
Ich habe diesen Mann unter Druck gesetzt. Er sollte als Zeuge aussagen, und ich bin sicher, dass ich ihn irgendwann dazu gebracht hätte. Aber de Koop war schneller. Zunächst ließ er sein Auto manipulieren. Als Staal überlebte, hat er ihn ermorden lassen.
Vor Beginn des Prozesses habe ich mich direkt an den Richter gewandt. Ich habe ihm den Film übergeben, denn de Koop hat Verbindungen nach ganz oben, ich wollte verhindern, dass er diese Beziehungen nutzt. Woher sollte ich damals wissen, dass dieser Richter bereits bestochen war? Dem Prozess habe ich beigewohnt, ich habe andere Beweise zusammengetragen, unter anderem ging es um Waffenhandel, sie waren alle nicht stichhaltig. Das war mir nicht wichtig. Wichtig allein war dieser Film, der beweist, dass de Koop ein Monster ist.
Der Richter hat diesen Film nicht als Beweismittel zugelassen. Nicht nur das, er hat ihn verschwinden lassen. Zuerst dachte ich, er hätte ihn in de Koops Auftrag vernichtet, doch er hat etwas anderes getan. Wahrscheinlich hat er bemerkt, dass er einen Pakt mit dem Teufel eingegangen ist, sicherlich, da war es zu spät, doch irgendwann muss er auf den Gedanken gekommen sein, dass dieser Film so etwas wie eine Garantie für ihn darstellt. Dieser Richter hat nicht bemerkt, dass ich ihm auf den Fersen war. Dass ich ihm bis zu Meinolf Grünbein gefolgt bin, einem harmlosen Banker, den er lange kannte und dem er vertraute. Diesem Mann hat er die Kassette übergeben, er sollte den Film für ihn aufbewahren. Wahrscheinlich wusste Grünbein nicht einmal, was genau darauf zu sehen war, er dachte, er tue einem alten Freund einen Gefallen.
Auch Grünbein habe ich unter Druck gesetzt. Das musste ich, denn mit dem Film war mein einziger handfester Beweis verschwunden. Eine Kopie hatte ich nicht angefertigt, warum auch? Schließlich hatte ich damals noch Vertrauen in die Justiz. Ich wollte den Film zurück. Und ich habe alles getan, um dieses Ziel zu erreichen. Den Selbstmord dieses Mannes bedauere ich aus tiefem Herzen, denn mittlerweile glaube ich, dass er nicht einmal wusste, was ich von ihm wollte.
Ich habe diesen Richter entführt. Und ich habe später auch de Koops Anwalt in meine Gewalt gebracht, ich vermute, dass dieser Mann es war, der die Kontakte zu den Menschenhändlern unterhielt, er war es, der de Koop die Frauen zuspielte. Dafür gibt es nur ein paar Indizien, doch auch ihn hat de Koop töten lassen, das ist Beweis genug.
Ja, ich habe Gesetze gebrochen. Ich habe Menschen verfolgt und verschleppt. Ich habe ihnen Gewalt angedroht, Botschaften verschickt, die ihnen das Gefühl gaben, von einem Psychopathen beschattet zu werden. Dies ließ sich nicht umgehen, ich musste diesen Druck ausüben, um die Wahrheit zu erfahren. Niemanden habe ich dabei jedoch ernstlich physisch verletzt.
Es geht mir nicht um Rache. Dies ist kein Amoklauf, ich bin geistig völlig gesund. Doch Elias de Koop ist eine Bestie, und ich sehe keinen anderen Weg, ihn zur Strecke zu bringen. Man kann Unrecht auf verschiedene Arten bekämpfen. Manchmal geht es nur mit Unrecht. Das habe ich getan, ich habe mich strafbar gemacht, deshalb sind meine Tage als Polizist gezählt. Ich nehme es in Kauf, denn auch die Tage des Elias de Koop sollen nun endlich gezählt sein.
Dies alles ist die Wahrheit, ich werde nichts davon beschwören.
Schwüre sind dazu da, um …
Sechsunddreißig
»… gebrochen zu werden, das wissen wir jetzt!«
Es war Zorn, der Czernyk lautstark ins Wort gefallen war.
Einen Moment war es still in der Badehalle. Weder der Richter noch de Koop hatten sich während Czernyks Vortrag auch nur einen Millimeter bewegt, Czernyk selbst hatte leise gesprochen, mit versteinertem Gesicht, keine Sekunde hatte er die beiden Männer vor sich aus den Augen gelassen. Das tat er auch nicht, als er Zorn antwortete.
»Ich kann mich nicht erinnern, Ihnen das Wort erteilt zu haben, Zorn.«
»Es wäre nett, wenn Sie’s tun würden! Was muss ich dafür machen? Auf die Knie fallen?« Zorn rüttelte an der Fessel, der Fensterrahmen klapperte. »Das macht sich momentan allerdings schlecht!«
Czernyk sah
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