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Zorn - Wo kein Licht

Zorn - Wo kein Licht

Titel: Zorn - Wo kein Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Ludwig
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fast an die beschlagene Frontscheibe stieß.
    Und fuhr so schnell er konnte.
    *
    »Ich hab nachgedacht, Schröder.« Zorns Jacke verfehlte den Garderobenständer und landete neben dem Papierkorb auf dem Boden. Er achtete nicht darauf. »Wir müssen Czernyk zur Fahndung ausschreiben!«
    »Guten Morgen, Chef.«
    Stirnrunzelnd sah Zorn zu, wie Schröder die Jacke aufhob und seelenruhig an den Haken hängte.
    »Mehr hast du dazu nicht zu sagen?«
    »Doch, doch.«
    »Und das wäre?«
    »Ich denke«, Schröder ging zurück zum Schreibtisch, »dass wir genau überlegen müssen, bevor wir etwas unternehmen.«
    »Das hab ich. Die ganze Nacht.« Im Fensterbrett stand eine Schale mit Obst. Zorn langte hinüber, griff einen Apfel und biss hinein. Er verzog das Gesicht. »Der ist ja total sauer!«
    »Aber gesund. Und gut für die Zähne.«
    Schröder schien noch nicht lange im Büro zu sein, sein rundes Gesicht war noch von der Kälte gerötet. »Ich bestreite nicht, dass wir schnellstens mit Hauptkommissar Czernyk reden sollten«, sagte er. »Aber müssen wir ihn deshalb zur Fahndung ausschreiben?«
    »Logisch«, erklärte Zorn kauend. »Czernyk hat gegen Elias de Koop ermittelt, er war sogar beim Prozess dabei. Nach dem Freispruch ist er nicht mehr zur Arbeit gegangen. Und jetzt ist er untergetaucht.«
    »Er hatte Streit mit Frieda Borck, Chef. Das bedeutet nicht, dass er auf der Flucht ist.«
    »Was sollen wir denn deiner Meinung nach machen? Die Hotels in der Stadt abklappern? Rauchzeichen senden? Oder eine Kontaktanzeige aufgeben, bis der feine Herr sich meldet?«
    Zorn warf den Apfel quer durch den Raum, wo er mit einem hohlen Ploppen direkt im Papierkorb landete.
    »Respekt, Chef«, nickte Schröder anerkennend.
    »Ich hab’s halt drauf.«
    Schröder fuhr sich mit der flachen Hand über den Scheitel.
    »Lass uns das komplett durchspielen. Fakt ist, dass Czernyk mit dem Fall zu tun hat. Er kennt Elias de Koop, und er muss Kontakt zu den Leuten gehabt haben, die am Prozess beteiligt gewesen sind.«
    »Von denen zwei verschwunden sind. Der Richter und der Anwalt. Warum taucht Czernyk ausgerechnet jetzt hier auf?«
    »Weil er Frieda Borck besucht hat.«
    »Czernyk ist frustriert, Schröder. Er hat gegen de Koop ermittelt, konnte ihm aber nichts nachweisen. Nach dem Freispruch hat er beschlossen, das Ganze selbst zu regeln. Czernyk hat beide entführt, den verhandlungsführenden Richter und de Koops Anwalt.«
    »Die beiden sind verschwunden. Das bedeutet nicht, dass sie entführt wurden.«
    »Aber es ist möglich«, beharrte Zorn. »Und dann hat uns Czernyk die Nachricht vom Handy des Richters geschickt.«
    »Warum sollte er das tun?«
    »Was weiß denn ich!« Zorn pulte ein Stück Apfel zwischen den Zähnen hervor. »Bin ich Moses?«
    »Wir haben keinerlei Beweise«, sagte Schröder ruhig. »Und es gibt weder eine Verbindung zu Grünbein, dem toten Banker, noch zu Jeremias Staal.«
    »Vielleicht finden wir noch was. Wir haben erst einen Bruchteil der Akten durchgesehen.«
    »Womöglich hat das eine nichts mit dem anderen zu tun.«
    »Kann sein.« Zorn dachte nach. »Erinnerst du dich noch an Grünbeins Wohnung?«
    »Naturalmente.«
    »Grünbeins Verfolger hat den Schreibtisch penibel aufgeräumt hinterlassen. Ich kenne Czernyk ein bisschen, er hat so was wie einen Ordnungsfimmel. Hast du ihn dir mal angeguckt? Er läuft ständig rum, als wäre er aus dem Ei gepellt.«
    »Er hält seine Sachen in Ordnung.« Schröders Blick wanderte zum Garderobenständer. »Nicht jeder, der seine Jacke ordentlich aufhängt, ist psychisch gestört.«
    Zorn wischte die Bemerkung mit einer Handbewegung fort.
    »Czernyk weiß, wie man jemanden unter Druck setzt. Der Typ ist der beste Bulle, den ich jemals kennengelernt habe. Niemand kennt die ganzen Psychospielchen besser als er. Er könnte Grünbein in den Selbstmord getrieben haben. Frag mich nicht, warum. Aber es würde zumindest passen.«
    »Das glaubst du tatsächlich?«
    Zorn zuckte die Achseln.
    »Es könnte sein.«
    »Dann wäre Czernyk jetzt einer von den Bösen.«
    »Ja«, nickte Zorn und fügte bedeutungsvoll hinzu: »Er ist jetzt auf der dunklen Seite.«
    »Ich kann es mir nicht vorstellen.« Schröder schüttelte den Kopf. »Aber es ist zumindest eine Theorie.«
    »Der wir nachgehen werden.« Zorn stand auf. »Ich statte der Borck einen Besuch ab, sie muss sich um den Fahndungsbefehl kümmern.«
    Schröder sah auf.
    »Möge die Macht mit dir sein, Chef.«
    *
    Ein dumpfes Poltern

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