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Zorn - Wo kein Licht

Zorn - Wo kein Licht

Titel: Zorn - Wo kein Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Ludwig
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hat. Jedenfalls werden wir die Videoaufzeichnungen von letzter Nacht prüfen.«
    »Die Keycards liegen nicht einfach auf der Straße rum.«
    »Er könnte sie gestohlen haben«, sagte Schröder. »Oder gefunden.«
    »Oder er hat selbst eine.«
    »Dann wäre er Polizist.«
    »Ja«, bestätigte Zorn. »Er muss verdammt clever sein. Kennt die Sicherheitsabläufe, weiß genau, wo mein Büro ist. Ein Bulle, dem ich schon begegnet bin.«
    Schröder schwenkte das Glas in der Hand. Der Tee schwappte hin und her.
    »Ich weiß, was du jetzt sagen willst.«
    Zorns Antwort kam schnell.
    »Jan Czernyk.«
    »Wie gesagt«, murmelte Schröder. »Ich wusste es.«
    Zorn richtete sich ein wenig auf.
    »Ich hatte einen Nervenzusammenbruch. Aber ich bin nicht bekloppt.«
    »Das eine schließt das andere nicht aus.«
    »Hahaha, Schröder.«
    Im Wohnzimmer schlug die alte Standuhr.
    »Dem Mann wurde die Kehle durchgeschnitten, seine Augen wurden entfernt, wahrscheinlich mit einem Messer«, sagte Schröder und stand auf. »Auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: Warum sollte Jan Czernyk so etwas tun?«
    »Ich bin müde.«
    Zorn sank zurück ins Kissen.
    »Dann schlaf ein bisschen.« Schröder leerte das Glas in einem Zug. »Ich treffe mich jetzt mit Elias de Koop, in einer Stunde bin ich wieder hier. Wenn du Hunger bekommst, auf dem Herd steht ein Topf mit Bohnensuppe.«
    Zorn wollte sich bedanken.
    Dafür, dass Schröder ihn mit zu sich genommen hatte, in sein Bett gelegt und sich um alles gekümmert hatte. Still, ohne auch nur die Spur einer Gegenleistung zu erwarten. So, wie er es immer tat.
    Zorn öffnete den Mund.
    Doch da hatte Schröder die Tür schon leise hinter sich geschlossen.
    *
    Das Restaurant war leer, Elias de Koop war der einzige Gast. Er saß an einem Ecktisch direkt an einem der großen Fenster, vor ihm stand ein quadratischer Porzellanteller mit einem winzigen Salatklecks in der Mitte.
    Als Schröder eintrat, erschien wie aus dem Nichts ein Kellner, warf zuerst Schröder, dann de Koop einen fragenden Blick zu. Dieser nickte kurz, der Kellner nahm Schröder den Mantel ab und verschwand wieder.
    Schröder vergrub die Hände in den Taschen seiner Cordhose, wippte auf den Zehenspitzen und taxierte den Raum. Alles war genau aufeinander abgestimmt: Die polierten Eichendielen harmonierten mit den grob verputzten Wänden und den cremefarbenen Polstern der Sessel, Kristallgläser glänzten auf weißen, bis auf den Boden reichenden Tischdecken, dies alles perfekt ausgeleuchtet durch kleine, überall versteckte Punktstrahler.
    Schröder knöpfte den obersten Knopf seines Hemdes zu und ging zu de Koop. Dieser deutete mit dem Messer auf den Platz gegenüber.
    »Setzen Sie sich.«
    »Danke.«
    Schröder zog den giftgrünen Westover nach unten, der dünne Stoff spannte über seinem Bauch. Er sank in den Sessel, rutschte aber sofort nach vorn, als seine kurzen Beine den Kontakt mit dem Boden verloren.
    Urplötzlich erschien der Kellner, als wäre er aus einer verborgenen Klappe in den Dielen emporgefahren.
    »Möchten Sie mit mir essen?«, fragte de Koop. Er trug einen schwarzen Rollkragenpullover, die verkrüppelte Hand spielte mit der Serviette. »Es ist noch etwas früh, aber das Lamm ist hervorragend.«
    »Das ist nett.« Schröder rutschte ein weiteres Stück nach vorn. »Aber wie Sie schon sagten: Es ist noch etwas früh.«
    De Koop spießte ein winziges Salatblatt auf.
    »Betrachten Sie sich als eingeladen.«
    »Das wird nicht nötig sein. Ich habe mir angewöhnt, meine Rechnungen selbst zu bezahlen.«
    »Sehr gut«. De Koop wies auf eine Weinflasche zwischen ihnen auf dem Tisch. »Wie wär’s mit einem Schluck Bordeaux? Ein Château Cheval Blanc, Jahrgang 2002.« Die Worte gingen ihm über die Lippen, als wäre Französisch seine Muttersprache. »Ich selbst trinke nur ein Glas. Schade drum, der Rest wird wahrscheinlich weggeschüttet.«
    »Das ist wirklich traurig«, nickte Schröder. »Leider trinke ich selten Alkohol. Und wenn, würde ich einen 1990er bevorzugen. Obwohl ich mir den wahrscheinlich nicht leisten könnte.«
    De Koop legte die Gabel beiseite.
    »Man sollte Sie offensichtlich nicht unterschätzen, Herr Kommissar.«
    »Fein, dass wir das jetzt geklärt haben.«
    Der Kellner schwebte davon.
    »Es wäre nett«, rief ihm Schröder nach, »wenn Sie mir eine Diätcola bringen würden. Mit Eis, bitte.« Dann wandte er sich wieder an de Koop. »Ich würde unser Gespräch gerne aufnehmen«, sagte er und legte sein Handy

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