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Zorn - Wo kein Licht

Zorn - Wo kein Licht

Titel: Zorn - Wo kein Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Ludwig
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von Belustigung aus de Koops gebräuntem Gesicht gewichen. »Ebenso bestehe ich auf der Tatsache, dass ich freigesprochen wurde.«
    »Steuerhinterziehung war nicht der einzige Anklagepunkt.«
    »Es gab Vorwürfe.« De Koop überlegte. »Dinge, die sich als völlig haltlos erwiesen haben. Auch darüber habe ich bereits mit Ihrem Kollegen gesprochen. Ich habe mir nicht alles gemerkt, da müssten Sie in den Akten nachsehen.«
    »Das tun wir gerade.«
    De Koop beugte sich vor. Ein leichter Hauch von frischer Seife wehte Schröder entgegen. »Kann es sein, dass Sie mich verdächtigen, Herr Kommissar?«
    Schröder beugte sich ebenfalls vor.
    »Sollte ich das denn?«
    »Unbedingt. Wenn Sie zu denen gehören, für die Menschen mit Geld automatisch Verbrecher sind.«
    »Ich bin Polizist. Der Kontostand eines Kriminellen interessiert mich nur peripher.«
    »Sehen Sie«, de Koop legte die Unterarme auf den Tisch. Die Finger der gesunden Hand spielten mit den Stummeln der rechten. »Ich verkehre in Kreisen, zu denen die meisten Menschen keinen Zugang haben. Ich tue das nicht, weil es mir Spaß macht. Sondern weil es Teil meines Jobs ist. Dieser Job ist kompliziert, nicht jeder versteht ihn. Das führt zu Missverständnissen, Anschuldigungen und immer neuen Verdächtigungen. Aber ich halte mich an die Gesetze. Noch nie habe ich einem Menschen Schaden zugefügt. Ich bezahle die Leute, sehr gut sogar. Aber ich besteche sie nicht.«
    »Ich habe mich ein wenig mit Ihren Unternehmungen beschäftigt, Herr de Koop.«
    »Ach, haben Sie das?«
    »Ihre letzte Investition bestand in der Beteiligung bei einem hessischen Spielzeughersteller. Natürlich nicht Sie direkt, ich musste mich erst durch ein Dutzend Ihrer Hedgefonds und Private-Equity-Gesellschaften wühlen.« Schröder nahm sein Glas, die Eiswürfel klapperten leise. »Sie haben das Eigenkapital abgezogen, die Produktion nach China verlagert und das Werk in Deutschland geschlossen. Dreihundertfünfzig Arbeitslose, wenn ich es richtig in Erinnerung habe. Wie viel haben Sie daran verdient?«
    De Koop nahm die Serviette und tupfte sich bedächtig die Mundwinkel ab.
    »Eins Komma zwei Millionen. Den größten Teil habe ich in eine Tennisanlage in der Südstadt investiert. Was wollen Sie mir mitteilen, Herr Kommissar?«
    Schröder lächelte.
    »Dass ich Sie für einen sehr, sehr skrupellosen Menschen halte.«
    De Koop ließ sich zurücksinken.
    »Darf ich Sie etwas fragen?«
    »Nur zu.«
    »Sind Sie ein neidischer Mensch?«
    »Sagen wir’s so.« Schröder hob seine Cola, prostete de Koop zu und stellte das Glas wieder ab. »Ich begnüge mich mit dem, was ich habe.«
    *
    Zorn lag auf dem Bauch. Er hatte das Kissen über den Kopf gezogen und versuchte zu schlafen. Vergessen, nichts denken, einfach nur daliegen, das war es, was er jetzt brauchte. Doch so verbissen er auch die Augen zusammenkniff, es wollte nicht gelingen, er fand einfach keine Ruhe, schien unter Strom zu stehen. Ein dumpfes Klopfen polterte durch Schröders Schlafzimmer, es waren Zorns Füße, die unablässig gegen die Matratze trommelten.
    »Scheiße!«
    Er schob das Kissen zur Seite und setzte sich auf.
    Ich kann meine Zeit nicht verplempern und einfach nur abwarten, murmelte er und fuhr sich mit den gespreizten Fingern durchs Haar. Jemand hat mir den größten Schrecken meines Lebens eingejagt und einen Ermordeten an meinen Tisch gesetzt. Und ich? Ich habe die Nerven verloren.
    Nein, ich werde das nicht auf mir sitzen lassen.
    Etwas Ähnliches hatte er vor Jahren in einem Mafiafilm gesehen, ein Mann hatte einen abgetrennten Pferdekopf in seinem Bett gefunden. Danach hatte er getan, was von ihm verlangt wurde.
    Ich werde ihm ein Angebot machen, das er nicht abschlagen kann.
    Wer hatte das gesagt?
    Marlon Brando, der Pate.
    Zorn erinnerte sich noch, wie albern Brando ausgesehen hatte, im Film waren seine Wangen mit Watte ausgestopft gewesen. Aber er hatte erreicht, was er wollte. Leise, bestimmt, skrupellos.
    Seine Hose hing über einem Stuhl, Schröder hatte sie ordentlich zusammengefaltet. Zorn stand auf und zog sich an, dabei brabbelte er wütend vor sich hin. Jemand wollte ihn terrorisieren, in die Enge treiben, verhindern, dass er seiner Arbeit nachging. Das konnte nur eines bedeuten: Er, Claudius Zorn, war auf der richtigen Spur. Und er wusste, wer das heute Morgen gewesen war. Einen Beweis hatte er nicht, nicht einmal einen Hauch. Aber er wusste es. Und er würde es ihm nachweisen.
    Ich lasse mir keine Angst

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