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Zorn - Wo kein Licht

Zorn - Wo kein Licht

Titel: Zorn - Wo kein Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Ludwig
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einjagen. Und erpressen lass ich mich schon gar nicht.
    Nicht mit mir, Jan Czernyk, dachte Claudius Zorn. Nicht mit mir.
    *
    »Wir haben die Prozessakten nur zum Teil durchgearbeitet«, sagte Schröder. Bei oberflächlicher Betrachtung hätte man meinen können, er wolle sich bei de Koop entschuldigen. »Ich habe den Eindruck, dass die Unterlagen nicht ganz vollständig sind. Neben Steuerhinterziehung wurden Ihnen noch andere Dinge vorgeworfen, richtig schlau werde ich bisher nicht daraus.«
    De Koop zeigte seine weißen, gut gepflegten Zähne.
    »Da sind Sie nicht der Einzige.«
    Das Lokal hatte sich ein wenig gefüllt. Fünf weitere Personen waren an den Tischen verteilt, zwei Pärchen um die fünfzig unterhielten sich leise, die Gesichter der Damen waren auffallend glatt, die Körper der Herren in edle Maßanzüge gezwängt. Auf einem Sofa neben dem Eingang saß ein junger Mann mit sorgfältig nach hinten gegeltem Haar und studierte die Tageszeitung. Der Kellner schien sich geklont zu haben, zwei seiner identisch aussehenden Kollegen standen mit diskret auf dem Rücken verschränkten Händen an der Wand und beobachteten das Geschehen im Raum.
    »Die Vorwürfe waren völlig aus der Luft gegriffen?«, fragte Schröder.
    »Was wollen Sie von mir hören?« De Koop breitete in gespielter Verzweiflung die Arme aus. »Natürlich waren sie das.«
    Schröder ließ ein paar Sekunden verstreichen.
    »Sagt Ihnen der Name Jan Czernyk etwas?«
    »Nein.«
    Am Nebentisch lachte eine Frau auf. Es klang ein wenig schrill.
    »Warten Sie.« De Koop überlegte. »Doch, ich glaube, so hieß der Polizist, von dem die meisten dieser Vorwürfe stammen. Ein Asiate, wenn ich es richtig in Erinnerung habe?«
    Schröder, der sein Gegenüber keine Sekunde aus den Augen gelassen hatte, nickte.
    »Worum genau ging es?«
    »Menschenhandel, Betrug, Urkundenfälschung, Verstoß gegen die Waffengesetze, organisierte Kriminalität, alles, was man so in der Zeitung über die Mafia liest. Ich habe mir wirklich nicht alles merken können.«
    »Was denken Sie, wie Hauptkommissar Czernyk auf all diese Anschuldigungen gekommen ist?«
    »Ich weiß es nicht. Diese Punkte wurden nicht einmal zur Anklage zugelassen«, erwiderte de Koop ein wenig ungeduldig. »Warum fragen Sie ihn nicht selbst?«
    »Er ist verschwunden.«
    »Ach!« De Koop schien ehrlich verwundert. »Und jetzt glauben Sie, ich hätte etwas damit zu tun?«
    »Ich glaube gar nichts.«
    »Dieser Mann ist mir im Gericht begegnet, danach nie wieder. Ich kann ihm nicht mal einen Vorwurf machen, er hat nur seinen Job gemacht. Aber er hat sich geirrt, verstehen Sie?«
    »Niemand behauptet etwas anderes.«
    »Aber?«
    Schröder stützte das Kinn mit der Hand ab und sah zu de Koop auf.
    »Drei Menschen, die an dem Prozess gegen Sie beteiligt waren, sind entweder verschwunden oder mittlerweile tot: Ihr Anwalt, Hauptkommissar Czernyk und der verhandlungsführende Richter.«
    De Koop runzelte die Stirn.
    »Der Richter ist immer noch nicht aufgetaucht?«
    »Nein. In meinen Augen ist das eine äußerst ungewöhnliche Ansammlung von Zufällen. Gelinde ausgedrückt.«
    Es wurde still, bis auf das leise Klappern des Bestecks an den Nebentischen.
    »Okay.« De Koop schob seinen Teller beiseite. »Ich verstehe Sie. An Ihrer Stelle wäre ich ebenfalls misstrauisch, aber mehr als meine Unschuld beteuern kann ich nicht.«
    »Es sind sehr viele Fäden, die in Ihre Richtung laufen.«
    »Aber ich halte keinen davon in der Hand.«
    »Kennen Sie einen Jeremias Staal?«
    Die Frage kam schnell, wie ein Schuss aus der Hüfte.
    »Nie gehört.«
    Schröder legte nach.
    »Wo waren Sie gestern zwischen zehn Uhr abends und heute Morgen um sechs?«
    »Zu Hause«, erwiderte de Koop mit einem bedauernden Lächeln. »Bevor Sie fragen: Ja, ich war allein, das bin ich immer, wenn ich arbeite. Aber Sie können meinen Rechner überprüfen, ich war die ganze Nacht online.«
    Schröder stemmte sich aus seinem Sessel.
    »Danke für Ihre Zeit, Herr de Koop.«
    »Eigentlich müsste ich sagen, dass es gern geschehen ist. Aber das wäre eine Lüge.« De Koop erhob sich halb und streckte Schröder zum Abschied die gesunde Hand entgegen. »Und ich lüge nie.«
    »Ich ebenfalls.« Schröder hob den Arm, einen Moment sah es aus, als wolle er die Hand ergreifen, stattdessen nahm er sein Telefon vom Tisch.
    De Koop ließ die Hand wieder sinken.
    »Ich bin nicht der Widerling, für den Sie mich halten.«
    »Das Urteil würde ich mir gern selbst

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