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Zorn

Zorn

Titel: Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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sah aus, als wären mehrere Autos drübergefahren, also dachte ich, er ist bestimmt aus der Mülltonne gefallen.«
    Del fragte Lucas: »Haben die Mädchen Flip-Flops getragen?«
    »Keine Ahnung. Ich weiß nichts von Flip-Flops«, antwortete Lucas. »Habt ihr am Tatort welche gefunden?«
    »Nein.«
    Lucas bedankte sich bei der Frau, und als sie draußen auf der Straße waren, sagte er zu Del: »Wir brauchen eine Taschenlampe.«
    Sie brachten eine Viertelstunde damit zu, die Gasse abzusuchen, bis ein Mann aus dem Haus gegenüber rief: »Verschwindet. Gleich kommt die Polizei.«
    Lucas rief zurück: »Wir sind von der Polizei. Wir müssen mit Ihnen reden.«
    Im Haus daneben ging das Licht an, und Del deutete hinüber. »Ich rede mal mit den Leuten da.«
    Der Mann, der ihnen zugerufen hatte, hieß Mayer, und er und sein Mitbewohner waren sich einig, dass sie die Mädchen hatten vorbeigehen sehen, doch sie wussten nichts von Flip-Flops. An dem Tag, als der Mord geschehen und die Mädchen verschwunden waren, hätten sie sich in Eau Claire aufgehalten, erklärten sie, und seien erst am Morgen zurückgekommen.
    »Offen gestanden interessieren wir uns nicht sonderlich für Mädchen«, teilte Mayer Lucas mit.
    Del, der die Stufen zur Veranda heraufgelaufen war, klopfte und streckte den Kopf zur Tür herein. »Komm«, sagte er zu Lucas. »Die Leute nebenan behaupten, sie hätten einen Flip-Flop.«
    Lucas bedankte sich bei Mayer und folgte Del zur Tür, wo ein älterer Mann mit Taschenlampe wartete. Sie gingen mit ihm zur Seite des Hauses, durch ein Tor zum Hinterhof und in seine Garage, um einen Blick in seine Mülltonne zu werfen, in der ein einzelner, ziemlich ramponierter Flip-Flop lag.
    »Scheiße«, sagte Del.
    »Nicht unbedingt. Das könnte auch was Gutes sein«, stellte Lucas fest.
    »Jetzt müssen wir Daniel noch mal anrufen.«
    »Okay, das ist nicht gut.« Lucas schlug Del lachend auf die Schulter.
    »Ich finde, über die kleinen Mädchen und den toten Jungen sollten Sie nicht lachen«, sagte der alte Mann.
    »Davenport, hören Sie?«, fragte Daniel.
    »Ja.«
    »Rufen Sie einen Streifenwagen, und besorgen Sie sich eine Polizeiabsperrung für die Garage. Lassen Sie den Flip-Flop in der Mülltonne, versiegeln Sie die Garage, und fahren Sie nach Hause. Gönnen Sie sich ein wenig Schlaf. Wir sehen uns morgen früh um neun vor der Garage. Verstanden?«
    »Verstanden, Boss«, antwortete Lucas.
    Auf dem Weg zu Lucas’ Wagen sagte Del: »Mir ist da ein Gedanke gekommen.«
    »Etwas Kompliziertes?«, erkundigte sich Lucas. »Sollen wir anhalten?«
    »Verschon mich mit deinen schlauen Sprüchen, ja?«, erwiderte Del. »Wenn die Mädchen tatsächlich in der kleinen Straße entführt wurden …«
    »Müsste der Kidnapper einen Wagen oder einen Truck haben, und den hat Scrape nicht. Wahrscheinlich hat er nicht mal einen Führerschein. Das ist mir auch schon durch den Kopf gegangen.«
    Einen Block weiter fragte Del: »Was denkst du sonst noch?«
    »Dass wir Hinweisen von Leuten folgen, die wir nicht kennen und nicht finden. Alle anderen reden offen. Sogar die Nutten haben uns gesagt, was sie wissen. Sämtliche interessanten Hinweise stammen aus anonymen Quellen und waren perfekt getimet, und sie verweisen samt und sonders auf Scrape.«
    »Ist alles irgendwie zu einfach«, sagte Del.
    »Außerdem ist Smith von jemandem umgebracht worden, der in der Lage war, einen jungen, muskelbepackten Gangster zu überwältigen, ohne Spuren zu hinterlassen. Scrape kriegt nicht mal das Basketball-Dribbeln richtig hin.«
    »Was heißt das?«
    »Wahrscheinlich, dass Smith von einem Gangsterkumpel ermordet wurde, den er für einen Freund hielt, und dass das Ganze nichts mit den Mädchen zu tun hat«, antwortete Lucas.
    »Was schließt du daraus?«
    »Dass es ein ziemlicher, ich wiederhole: ein ziemlicher Zufall wäre, wenn Smith zur selben Zeit umgebracht wurde, als man die Mädchen entführt hat, ohne dass beides zusammenhinge.«
    »Was noch?«
    »Morgen früh sollten wir als Erstes rausfinden, ob der Flip-Flop einem der Mädchen gehört hat und wo die Schwestern die Gasse normalerweise entlanggegangen sind. Irgendwohin wollten sie doch sicher, vielleicht auf die Lake Street, Lutscher kaufen oder so.«
    »Widersprüchliche Gedanken«, bemerkte Del.
    »Stört dich das?«, fragte Lucas.
    »Nein, aber es beweist, dass die Hälfte dessen, was du denkst, ipso facto Quatsch ist.«
    » Quid pro quo. «
    » Nolo contendere. «
    » Post hoc ergo propter hoc.

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