Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zorn

Zorn

Titel: Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
Vom Netzwerk:
gebrauchen. Aber zuerst muss ich noch ein paar Ausschnitte archivieren.«
    Lucas sah zu, wie sie Artikel aus Zeitungen schnitt und in kleine grüne Umschläge steckte. Dabei dachte er nach. Fragen über Scrape würden den Druck erhöhen, vielleicht Hinweise darauf erbringen, wo er sich aufhielt und wie er nach seiner Verhaftung hatte flüchten können. Das würde dafür sorgen, dass Lucas an dem Fall dranbleiben durfte.
    Er wollte nicht in den Streifenwagen zurück, weil er Geschmack gefunden hatte an der Ermittlungsarbeit. Und er wollte Daniel so lange wie möglich einen Schritt voraus sein.
    Lucas ging in einen der inneren Räume des Zeitungsarchivs und nahm ein verschnürtes Bündel Papiere aus dem Regal. Den Schlagzeilen nach zu urteilen handelte es sich um alte Berichte über Hubert Humphrey. Lucas breitete sie auf dem Boden aus und kehrte zu Catherine zurück.
    »Was hast du getrieben?«, fragte sie ihn.
    »Hubert Humphrey ist Opfer einer Tragödie geworden«, antwortete er. »Die kann nur eine geschickte Archivarin beheben.«
    Sie warf einen Blick in den inneren Raum und wandte sich ihm zu. »So, so.«
    Eine Stunde später, auf dem Weg aus dem Gebäude, streckte Catherine den Kopf in den Raum mit dem Blinden und sagte: »Roy, ich hab da mit einem Typen gesprochen …«
    »Der bei dir ist?«
    »Nein, nein. Der ist ein Freund«, antwortete sie.
    »Hallo, Freund«, begrüßte der Blinde Lucas.
    »Hi«, erwiderte Lucas.
    »Jedenfalls behauptet der Typ«, fuhr Catherine fort, »dass heute Nacht in seinem Viertel ein ziemlicher Aufruhr war, so gegen Mitternacht. Die Cops waren da …«
    »Das hab ich gehört. Die Schlägerei unten an der Mill?«
    »Nein. Der Typ sagt, jemand soll die Polizei fragen, ob es stimmt, dass sie in dem Fall mit den Jones-Mädchen einen Penner verhaftet und freigelassen hat und ihn jetzt wieder zurückwill. Und ob es stimmt, dass der Mord an dem schwarzen Jungen neulich, die Geschichte mit Bobby … ob der von demselben Obdachlosen umgebracht wurde, der zur gleichen Zeit die Mädchen entführt hat.«
    »Die Polizei denkt, ein Obdachloser hätte Smith ermordet und die Mädchen entführt?« Der Blinde klang skeptisch.
    »Behauptet zumindest mein Informant. Sie haben die kleine Straße, in der Smith umgebracht wurde, um Mitternacht durchsucht und nicht nach Hinweisen im Smith-Fall Ausschau gehalten, sondern nach solchen im Entführungsfall der Mädchen. Er sagt, sie hätten etwas gefunden. Möglicherweise hat Smith versucht, die Entführung zu verhindern. Am Ende wäre er ein Held und kein toter Drogendealer.«
    »Ganz schön heiße Geschichte, wenn’s stimmt«, stellte der Blinde fest.
    »Hab mir gedacht, du könntest dir ein Fleißbildchen verdienen, wenn du das weitergibst«, sagte Catherine.
    »Mach ich. Danke, Kate.«
    Sie gingen die Hintertreppe hinunter, und Lucas brachte Catherine zu ihrem Wagen auf dem Parkplatz vor dem Haus.
    »Du kommst nie mit zu mir«, beklagte sie sich. »Wahrscheinlich aus Angst, dass was Festes draus werden könnte.«
    »Da täuschst du dich«, entgegnete er. »Bei meinen Arbeitszeiten …«
    »Jetzt musst du nirgendwo mehr hin. Also komm.«
    »Kate …«
    Doch sie fuhr bereits los.
    Füllige Frauen, dachte Lucas am nächsten Morgen, als er seinen Jeep vor der kleinen Straße abstellte, verlangen manchmal ziemlich viel, und schlich zu Daniel, Sloan, Hanson und Del, die die Mülltonne durch das offene Garagentor anstarrten.
    »Himmel, was ist denn mit dir passiert?«, fragte Del. »Du siehst aus, als wärst du unter einen Laster geraten.«
    Lucas schüttelte den Kopf. »Bin bloß müde. Zu viel Arbeit.« Er blickte in die Garage, in der ein Polizist, der den Flip-Flop aus der Tonne gezogen und in eine Plastiktüte gesteckt hatte, weiter im Müll wühlte.
    »Ist das … Habt ihr mit dem Ehepaar Jones gesprochen? Hatten die Mädchen Flip-Flops an?«
    »Mary schon«, antwortete Daniel. »Rot-weiße, wie der da, glaubt Mrs Jones. Sie sind von Kmart, da werden wir Größe, Marke und Form überprüfen.«
    »Das ist bestimmt ihr Flip-Flop«, sagte Lucas.
    »Es besteht immer die Möglichkeit, dass er’s nicht ist«, erwiderte Hanson. »Das Problem ist eher: Wir haben diese Schachtel.«
    »Und?«
    »Da sind Fingerabdrücke drauf, die aussehen wie die von Scrape.«
    Daniel informierte ihn, dass sie etwa ein Dutzend Teilabdrücke auf dem Karton gefunden hatten, keiner davon sonderlich deutlich. Doch es schienen Übereinstimmungen mit denen zu existieren, die sie tags

Weitere Kostenlose Bücher