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Zorn

Zorn

Titel: Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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hieß sie?«
    »CeeCee.«
    »Hat er Mr Rice mit dem Messer angegriffen?«, wollte Lucas wissen.
    Sie erzählte stockend die Geschichte. Delia und ein Mann namens George Danner hatten sich Tacos geholt, die sie auf einem Parkplatz beim Taco Bell aßen, als El-Ron Parker auftauchte. Da er aggressiv wirkte, verschwanden sie hinter den Taco Bell und beobachteten, wie Parker zwischen zwei Autos hindurch auf Rice zuging. Sie fingen sofort zu streiten an, und Parker stürzte sich auf Rice, mit den Fäusten, wie Delia und Danner meinten, doch als Parker zwischen den Autos hervorkam, sahen sie das Messer in seiner Hand.
    »Weiß er, dass Sie ihn beobachtet haben?«
    »Ja. Am nächsten Tag ist er zu mir gekommen, um gut Wetter zu machen.«
    »Und Ihr Freund, dieser Danner?«, fragte Lucas. »Würde der gegen ihn aussagen?«
    »George ist nach St. Paul zurück. Seitdem habe ich ihn nicht mehr gesehen. Er ist ein friedliebender Mensch.«
    »Aber er kennt El-Ron.«
    »Ja.«
    »Hmm. Und Mr Rice? Hat er Parker als den Täter identifiziert?«
    »Hören Sie auf, ihn ›Mister‹ zu nennen«, sagte die ältere Frau. »Ronald Rice ist ein Idiot. Er hat das Bewusstsein noch nicht wiedererlangt. In der Zeitung steht, dass er vielleicht nie mehr zu sich kommt.«
    Lucas sah auf seine Uhr: Zeit, die Pizza zu holen.
    »Die Sache mit Rice war nicht der Grund meines Besuchs«, teilte Lucas ihnen mit. »Aber ich werde sie mir genauer ansehen. Wir beschützen Sie. Wenn er aus dem Knast kommt, erinnert er sich wahrscheinlich gar nicht mehr an Sie. Ist El-Ron schon mal verhaftet worden?«
    »Ungefähr hundert Mal«, antwortete die ältere Frau.
    »Gut, das heißt, er kriegt eine lange Auszeit, wenn Sie bereit sind, gegen ihn auszusagen«, erklärte Lucas. »Denken Sie an Ihre Schwester … Ich komme ein andermal wieder, dann reden wir weiter. Denken Sie an CeeCee.«
    Er kam zehn Minuten zu spät zur Star Tribune .
    »Ich dachte, du hättest mich vergessen«, sagte Catherine Browne. »Gerade wollte ich wieder raufgehen.«
    Kurze Zeit später stiegen sie mit den Pizza-Schachteln die Treppe empor.
    Catherine Browne, eine leicht übergewichtige Blondine, trug ein dünnes blaues Baumwoll-Paisley-Kleid, durch das die Kurven ihres Körpers zu erahnen waren. Beim Anblick ihrer Hüften begann Lucas, ein wenig schneller zu atmen, als aufgrund des Treppensteigens nötig gewesen wäre.
    In dem Gebäude hielt sich kaum jemand auf, und über dunkle Flure marschierten sie zu einem erleuchteten Büro. Als sie sich näherten, hörte Lucas aus einem kleinen Raum ein Stück weiter den Gang hinunter den Polizeifunk.
    Der Blinde, der ihn mithörte, begrüßte sie: »Hallo noch mal, Catherine.«
    »Hallo auch«, entgegnete sie, und sie gingen weiter zum Archiv, wo sie die Tür hinter sich verschloss.
    Sie legten die Pizza ab und knutschten ein paar Minuten, bevor sie ihren BH wieder zumachte und sie sich an den Tisch setzten, um die Pizza zu essen.
    »Was willst du?«, erkundigte sich Catherine.
    »Es muss von einer anonymen Quelle kommen«, antwortete Lucas, den Mund voller Peperoni und Pilze.
    »Ich hab dich schon mindestens sechsmal in die Zeitung gebracht …«
    »Keine Sorge, diesmal will ich nicht in die Zeitung«, betonte Lucas. »Diesmal darf mein Name überhaupt nicht erscheinen. Vielleicht könntest du es dem Blinden da drüben stecken.«
    »Um was geht’s?«
    Er erzählte ihr, dass er in dem Fall mit den Mädchen vorübergehend in Zivil ermittle, dass er zum Fall Smith habe wechseln müssen und dass aus den beiden Ermittlungen eine werden könne, weil die Möglichkeit bestehe, dass Smith von derselben Person ermordet worden sei, die die Mädchen entführt habe.
    »Und das hast alles du rausgefunden? Wow«, sagte sie. »Moment, ich hab den Artikel gerade rausgeschnitten …«
    Sie ging den Ordner mit Berichten aus der Zeitung des folgenden Tages durch und sagte schließlich: »Da ist er …« Sie überflog den Text und hob dann den Blick. »Da ist nicht die Rede von einem Verdächtigen oder diesem Penner.«
    »Die Information haben wir unter Verschluss gehalten. Aber ich möchte jetzt einen anderen Weg gehen: Statt den Reportern alles zu erzählen, sollen sie selber Fragen stellen: Habt ihr einen Obdachlosen verhaftet und wieder freigelassen? Sucht ihr nach ihm? Habt ihr ein Foto? Hat der Smith-Mord etwas damit zu tun?«
    »Und was hast du davon?«
    Lucas grinste. »Freundschaft?«
    Sie wurde rot. »Ein bisschen freundschaftliche Nähe könnte ich

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