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Zorn

Zorn

Titel: Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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zu besiegen.
    Die Star Tribune brachte die Jones-Geschichte auf der Titelseite und im Mittelteil, die Pioneer Press nur in der Mitte. Vermutlich, dachte Lucas, war ihnen die Story zunächst entgangen, dann hatte jemand sie in den Zehn-Uhr-Nachrichten gesehen und versucht, den Fehler auszubügeln. Sonderlich gut war ihm das nicht gelungen.
    Lucas ließ die Pioneer Press neben der Tür auf den Boden fallen und ging mit der Star Tribune in sein Arbeitszimmer, setzte sich auf den Schreibtischstuhl und las den Artikel. Die Star Tribune hatte mit den mittlerweile geschiedenen und wieder verheirateten Eltern der Jones-Mädchen gesprochen. George hatte erneut Kinder, seine Exfrau nicht. Lucas musste an die schwangere Weather denken und an die Kinder, die ihn im Alter trösten würden.
    Der Polizeichef von Minneapolis, stand in dem Artikel, habe versprochen, alle verfügbaren Kräfte für diesen Fall einzusetzen. Gut. Lucas kehrte nach oben zurück, wo Weather sich gerade anzog.
    »Wo musst du heute Morgen hin?«
    »Ins Regions«, antwortete sie gähnend.
    »Was Interessantes?«, erkundigte er sich.
    »Alles ist interessant … Nein.«
    »Ich leg mich wieder ins Bett«, sagte Lucas.
    Er schlief sofort ein, wachte drei Stunden später erfrischt auf, nahm sein Handy vom Nachtkästchen, schaltete es ein und wählte eine Nummer.
    Als Del sich meldete, fragte Lucas: »Hast du die Zeitung gelesen?«
    »Hab mir schon gedacht, dass du anrufst.«
    »Ich will den Fall«, sagte Lucas.
    »Kann ich verstehen, aber die bürokratische Seite dürfte ein bisschen schwierig werden«, erklärte Del. »Der Fall liegt in der Zuständigkeit der Polizei von Minneapolis.«
    »Die machen das mit Sicherheit nicht so gut wie du und ich.«
    »Stimmt«, pflichtete Del ihm bei.
    »Außerdem müssten wir denen das nicht verraten … noch nicht.«
    Zwischen dem Staatskriminalamt (SKA) und der Stadtpolizei von Minneapolis und St. Paul herrschte unausgesprochene Rivalität. Beamte der Mordkommission in Minneapolis behaupteten gern: »Jemand vom SKA hat es in seiner Laufbahn schätzungsweise mit zwanzig Mordfällen zu tun. Bei mir ist das das Jahrespensum.«
    Der Kollege vom SKA erwiderte dann: »Das sind Killer, die mit ’nem Bier und ’ner Knarre auf dem Sofa sitzen. Uns ruft man immer spät, und nur zu den harten Fällen.«
    Worauf beide kopfschüttelnd knurrten: »Bullshit.«
    »Erinnerst du dich an John Fell?«, fragte Lucas.
    »Das ist doch der Kerl, nach dem du damals gesucht hast«, antwortete Del.
    »Gut möglich, dass er die Mädchen ermordet hat. Die Vermutung hatte ich damals schon. Jetzt, wo Terry Scrape praktisch aus dem Spiel ist, müssen wir ihn finden.«
    »Ist lange her«, sagte Del.
    »Ja.«
    »Wir sollten uns treffen und uns eine Strategie zurechtlegen.«
    »Gib mir eine Stunde – wir sehen uns im Café.«
    »Bring dein Notizbuch mit«, bat Del Lucas. »Wir müssen eine Liste erstellen.«
    In einem Café an der Snelling setzten sie sich mit einem Kaffee für Del und einer Cola light für Lucas in eine Nische, wo Lucas sein Notizbuch zückte.
    1. Fell war Mitte der Achtziger zwischen zwanzig und dreißig gewesen. »Das heißt, er hat nach den beiden Mädchen nicht aufgehört«, sagte Del. »Inzwischen vielleicht schon – Psychopathen beruhigen sich oft, wenn sie die vierzig überschreiten. Aber davor hatte er zehn oder fünfzehn Jahre Zeit. Wir müssen uns die ruhenden Fälle genauer ansehen, in denen junge, schlanke, blonde Mädchen verschwanden.«
    2. Möglicherweise war er irgendwann wegen eines Sexualdelikts festgenommen worden – das passierte den meisten Sexualverbrechern. Lucas erinnerte sich, dass Fell übergewichtig gewesen war, dunkle Haare gehabt und lieber Witze erzählt hatte, als sich auf normale Gespräche einzulassen. »Könnte sein, dass ihm ein Finger fehlt«, sagte Lucas. »Daran glaube ich mich zu erinnern.« Diese Beschreibung konnten sie Ermittlern oder Gewohnheitsverbrechern geben, die ihm vielleicht im Gefängnis begegnet waren.
    3. Unter Umständen war er in der Zeit, als die Mädchen verschwanden, als Highschool-Lehrer gefeuert worden. »Das kann damals noch nicht lange her gewesen sein«, sagte Lucas. »Und wenn er so schnell aus dem Schuldienst entlassen wurde, würde es mich nicht wundern, wenn das etwas mit sexuellen Übergriffen zu tun hatte. Wir suchen also nach einem Mann, der schon mal wegen Sex ins Gerede gekommen ist und in den achtziger Jahren hier an einer Schule unterrichtet hat.«
    4. »Wenn wir

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