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Zorn

Zorn

Titel: Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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erinnerte sich Lucas, und sich eine blutige Nase geholt …
    Sie zückte einen gelben Block. »Ich bin auf einen besonders interessanten Fall gestoßen. Belästigung durch einen Fremden oder versuchte Entführung, 1991 in Anoka County. Das Mädchen hieß Kelly Bell, und auf den Fotos, die uns vorliegen, sieht Kelly aus wie eine Schwester der Jones-Mädchen. Sie war damals zwölf, schlank, blond und wurde auf dem Heimweg von der Schule in einem Park von einem übergewichtigen, dunkelhaarigen Mann mit Messer überfallen. Er wollte sie in einen Van zerren, aber sie fing an zu schreien und sich zu wehren. Obwohl er sie mit dem Messer an Händen und Unterarmen verletzt hat, ist ihr die Flucht gelungen. Ihrer Ansicht nach handelte es sich bei dem Fahrzeug um einen roten Van, und Sie haben etwas von einem schwarzen Van erwähnt. Die Farbe stimmt nicht, aber der Tathergang und die Vorgehensweise ähneln sich, und die Beschreibung des Täters passt genau auf diesen Fell.«
    »Haben die damals seine Identität festgestellt?«, erkundigte sich Lucas.
    »Nein. Was ich wiederum interessant finde. Es war wie beim Fall Jones – niemand hat was gesehen. Er hat ihr aufgelauert und sich auf sie gestürzt. Das war zu gut geplant, um Zufall zu sein. Es wurden Reifenspuren von Firestones gefunden, Ersatzreifen, ziemlich abgenutzt.«
    »Wie hieß das Mädchen noch mal?«
    »Kelly Bell.«
    »Ich muss wissen, wo diese Kelly Bell jetzt lebt und welche Polizisten damals ermittelt haben. Wir waren nicht beteiligt, oder?«
    »Nein, das war Sache der Polizei von Anoka«, antwortete Sandy. »Kelly Bell hat 2005 geheiratet und den Namen Barker angenommen. Ihr Mann heißt Todd Barker. Sie wohnen in Bloomington.«
    »Haben Sie die Adresse?«
    »Klar. Und die Telefonnummer«, antwortete Sandy.
    »Haben Sie je daran gedacht, fest zur Polizei zu gehen?«, fragte Lucas. »Sie hätten ein geregeltes Einkommen, und wir hätten immer ein Plätzchen für Sie.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich studiere Jura. Hinterher will ich vielleicht zum FBI.«
    »Wie Clarice Starling aus Schweigen der Lämmer .«
    »Hab ich auch grade gedacht«, sagte sie mit ihrem schüchternen Hippielächeln.
    Weil es spät am Tag war und nichts Dringendes anstand, fuhr Lucas zum Abendessen nach Hause. Seine Tochter Letty befand sich gerade in einer vegetarischen Phase, so dass sie ein Tofugericht aßen, das Lucas wider Erwarten gar nicht so schlecht schmeckte. Dabei unterhielten sie sich über Weathers Schwangerschaft und Krankenhausklatsch. Als die Haushälterin die Teller in den Geschirrspüler räumte, zog Lucas sich in sein Arbeitszimmer zurück und rief Kelly Barker an.
    Sie ging nach dem dritten Klingeln ran. Nachdem er ihr erklärt hatte, wer er war und dass er mit ihr über die Vorfälle im Jahr 1991 sprechen wolle, fragte sie: »Hat das etwas mit den Mädchen zu tun, die auf der Baustelle gefunden worden sind?«
    »Möglich«, antwortete Lucas. »Der Mann, den ich im Verdacht habe, seinerzeit die Jones-Mädchen umgebracht zu haben, muss ziemlich jung gewesen sein, und solche Leute hören normalerweise nicht nach der ersten Tat auf. Wenn sie nicht erwischt werden, machen sie weiter. Der Angriff auf Sie ähnelt dem, was meiner Ansicht nach den Jones-Mädchen zugestoßen ist. Wir wissen nicht, wer der Mann ist, haben aber eine Beschreibung. Deshalb möchte ich gern mit Ihnen sprechen …«
    »Würden wir mit dem Fernsehen reden?«, erkundigte sich Kelly Barker.
    Lucas lehnte sich überrascht zurück. »Ich nicht. Das ist nicht Teil der Ermittlungen.«
    »Ich frage nur, weil ich gute Kontakte zu Channel Three habe. Der Sender hat nach dem Messerangriff ein Feature über mich gemacht, und vor ein paar Jahren war ich wieder im Fernsehen, als der Mörder Michael McCannlin festgenommen wurde.«
    Lucas erinnerte sich an McCannlin, der bei einem Kinderfußballspiel drei Jugendliche umgebracht und zwei Erwachsene angeschossen hatte.
    »McCannlin hatte nichts mit Ihrem Fall zu tun, oder?«, fragte Lucas.
    »Nein. Man bittet mich nur wegen der Erfahrung damals immer wieder um einen Kommentar zu ähnlichen Fällen«, antwortete sie.
    »Ich bin nicht scharf aufs Fernsehen, obwohl Jennifer Carey eine alte Freundin von mir ist«, erklärte Lucas.
    »Ach, die mag ich sehr«, sagte Kelly Barker. »Kommen Sie ruhig vorbei. Wann hatten Sie gedacht?«
    »Gleich jetzt«, antwortete er. Sie wohnte etwa zwanzig Minuten von Lucas entfernt in St. Paul. Lucas sagte Weather Bescheid, stieg in seinen

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