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Zorn

Zorn

Titel: Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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Porsche 911 und fuhr über den Mississippi nach Bloomington.
    Es war wieder eine warme Nacht, wie bei der Entführung der Jones-Mädchen. Die Sterne standen an einem dunstigen Himmel, und die Feuchtigkeit war so hoch, dass man die Luft fast trinken konnte. Lucas erinnerte sich an die Nacht, in der er in dem Container gewühlt und die Schachtel mit der Kleidung gefunden hatte, und an den Tod von Scrape.
    Lucas fuhr auf der I-494 am Flughafen und an der Mall of America vorbei durch Bloomington, dann nach Südwesten in ein Viertel mit Bungalows aus den Sechzigern, viele von ihnen nach wie vor von den Ursprungsbesitzern bewohnt. Hier gab es nicht viele Kinder, kaum Fahrräder oder Dreiräder; bei einer Straßenlaterne stand verloren ein Big Wheel.
    Die Barkers wohnten in einem grau-weißen Haus mit rissiger Auffahrt und schmaler Doppelgarage. Ein Weg schlängelte sich von der Auffahrt zur Haustür.
    Lucas stieg aus und klingelte.
    Todd Barker öffnete die Tür. »Ich will ja nicht unhöflich sein, aber können Sie sich ausweisen?«, fragte er.
    »Klar.« Lucas nahm seinen Dienstausweis aus der Tasche und zeigte ihn Barker.
    »Okay. Kommen Sie rein … Äh, da liegt eine Pistole, die räume ich mal lieber weg. Wir waren uns nicht sicher, wen wir zu erwarten hatten.«
    »Gut.«
    Seine Frau saß auf einem Sofa vor dem leise laufenden Fernseher. »Todd war ein bisschen aus der Fassung wegen Ihres Besuchs.«
    »Na ja, nicht aus der Fassung …«, sagte Todd und legte seine Smith & Wesson Airweight in eine Schublade, die sich seitlich in einer fast zwei Meter hohen Standuhr befand. »Eher vorsichtig. Wir versuchen, immer auf der Hut zu sein. Allzeit bereit … Darf ich fragen, was für eine Waffe Sie haben?«
    »Natürlich«, antwortete Lucas und schob seine Jacke ein wenig zurück, damit er die Pistole im Schulterholster sehen konnte. »Colt Gold Cup.«
    »Klasse.« Todd war begeistert. »Einsatzbereit?«
    »Nein, ungeladen …«
    »Umständlich«, bemerkte Todd.
    »Ich musste noch nie schnell ziehen und lade sie nur, wenn ich das Gefühl habe, dass es gefährlich werden könnte«, erklärte Lucas.
    »Aha. Wo ich arbeite, sind auf dem Betriebsgelände keine Waffen erlaubt. Ich hoffe für meinen Arbeitgeber, dass er das nie bereuen muss.«
    Die Barkers waren beide Anfang dreißig, und ihr Haus sah aus, als wäre es ihr erstes: Billigmöbel und Einheitsteppichböden, dazu eine unlackierte Vitrine mit Geschirr in einer Ecke. Im Wohnzimmer hatte ein altes, sorgfältig poliertes Büfett den Ehrenplatz, unter einem an der Wand befestigten Flatscreen-Fernseher.
    Todd Barker setzte sich neben seine Frau auf die Couch und bot Lucas einen Sessel an. Lucas nahm Platz, gab ihnen einen Abriss des Jones-Falles einschließlich des Leichenfunds und beschrieb ihnen den Mann, der sich John Fell genannt hatte.
    »Stämmig bis dick. Schwarze oder dunkelbraune Haare, Locken. Breites Gesicht. Falls er der Entführer der Jones-Mädchen ist, hat er möglicherweise auch einen Drogendealer umgebracht, der die Entführung beobachtete. Auf den Drogendealer wurde mehrere Male eingestochen; dieser Mord konnte ebenfalls nie aufgeklärt werden.«
    »Klingt ganz nach ihm. Meiner hatte damals auch ein Messer«, sagte Kelly Barker, streckte Lucas die Arme hin und ließ einen Finger über die schmalen weißen Narben an ihren Unterarmen gleiten. »Er hat mich übel erwischt. Und durch die Hand hat er mir auch gestochen.« Sie hielt die Linke hoch, so dass Lucas die keilförmige Narbe in der Handfläche sehen konnte. »Ich hab geschrien und versucht, nach hinten auszuweichen. Als er gestolpert ist, konnte ich weglaufen. Er ist mir eine Weile gefolgt, war aber zu schwerfällig. Ich bin aus dem Park raus und hab auf der Straße einen Mann angehalten. Der hat mich ins Krankenhaus gebracht.«
    »Gruselig, dass du nach so was zu einem Fremden ins Auto gestiegen bist«, bemerkte Todd.
    »Der Mann war wirklich sehr nett. Er hieß Nathan Dunn und war Verkäufer, nicht mehr ganz jung«, erzählte sie. »Jedenfalls hat er mich auf direktem Weg ins Krankenhaus gebracht. Sein Wagen war voller Blut. Ich hatte Angst, dass ich verblute.«
    Die Klinikverwaltung hatte die Polizei von Anoka informiert, die umgehend die Suche nach einem roten, von einem dunkelhaarigen dicken Mann gelenkten Van startete. »Sie haben ihn nicht gefunden.«
    »Erinnern Sie sich gut genug, um bei der Fertigung eines Phantombilds helfen zu können?«
    »Das hat die Polizei von Anoka schon gemacht«,

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