Zorn
zur Zusammenarbeit bereit erklärt und im SKA-Büro in St. Paul einem Experten namens John Retrief geholfen, das Bild des Angreifers von damals zu rekonstruieren.«
Das Bild von Fell wurde eingeblendet, dann ging die Kamera wieder auf die beiden Frauen.
»Und der Mann, nach dem die Polizei sucht, dieser John Fell … sieht dieses Bild ihm ähnlich?«, fragte Jennifer Carey.
»Laut Aussage von Agent Davenport sogar sehr«, antwortete Kelly Barker mit ernster Miene.
»Oh Mann, das hab ich nicht gesagt«, stöhnte Lucas.
»Jetzt schon«, erwiderte Del.
»Wenn Sie einen Blick in die Star Tribune von heute werfen«, fuhr Kelly Barker fort, »finden Sie einen Artikel über diesen Fall. Ein Fachmann für Serienmorde behauptet darin, dass der Mann mit ziemlicher Sicherheit noch weitere Mädchen ermordet hat.« Nun zeigte die Kamera sie frontal. »Ich bin wahrscheinlich die einzige Überlebende …« Sie begann zu zittern, und Tränen traten ihr in die Augen. »Und ich habe dauerhafte Narben davongetragen …« Sie hob die Hände.
»Ein Naturtalent«, bemerkte Del. »Fehlt nicht mehr viel, dann sitzt sie bei Oprah Winfrey auf der Couch.«
»Das schafft sie bestimmt, wenn wir Fell finden und beweisen können, dass er die Jones-Mädchen umgebracht hat.«
»Hoffentlich bringt ihre Krokodilszunge nicht ihren hübschen Kolibriarsch in Schwierigkeiten«, sagte Del. »Wenn Fell sie sieht …«
»Tja. Ich hab ihr das mit dem Fernsehen nicht eingeredet.«
»Falls Sie eine Ahnung haben sollten, wer dieser John Fell sein könnte«, wandte sich Jennifer Carey an die Zuschauer, »wie er wirklich heißt oder sich gegenwärtig nennt, verständigen Sie bitte die Polizei von Minneapolis oder Lucas Davenport vom SKA, und zwar sofort, über die Nummern, die wir jetzt einblenden. Versuchen Sie nicht, den Verdächtigen selbst aufzuhalten …«
Nach der Channel-Three-Sendung stürzten sich die anderen vier Sender auf das Phantombild, und Kelly Barker wurde für die Abendnachrichten von KSTP und KARE interviewt; Channel Three sendete leicht abgewandelte Versionen. Bei KARE befragte man auch James Hayworth, den Beamten aus St. Paul, den die Star Tribune interviewt hatte. Hayworth wiederholte seine Vermutung, dass weitere Mädchen getötet worden waren.
Im Lauf des Nachmittags stieß Del auf vier Nachfolgeunternehmen der Geschäfte, bei denen Fell mit Kreditkarte eingekauft hatte.
»Wir hatten recht – es waren Pornos und Sexspielzeug«, erklärte er Lucas. »Leider gibt es keine Unterlagen mehr von damals. Ist einfach zu lange her.«
Ebenfalls im Lauf des Nachmittags kamen sieben Anrufe für Lucas herein, Reaktionen auf die Channel-Three-Sendung, mit Hinweisen auf Personen, die John Fell ähnelten. Minneapolis erhielt weitere zwölf.
Lucas überprüfte alle, mögliche Vorstrafen, Führerscheindaten, Kreditkarten, Lebensläufe. Bei vieren stieß er auf kleinere Vorstrafen, keine davon wegen Sexualdelikten. Den Fotos und Angaben für die Führerscheine nach zu urteilen, hatten zwei von sieben keine dunklen Haare, und vier, darunter ein braunhaariger Verdächtiger, waren zu jung. Am Ende blieben zwei mögliche Kandidaten, die Lucas nicht für aussichtsreich hielt.
Er sprach mit Marcy Sherill, die ihm mitteilte, dass sie von den zwölf erhaltenen Hinweisen drei intensiver überprüfe. »Im Lauf der Nacht kommen sicher noch mehr Anrufe rein«, sagte sie. »Ich schätze, die Chancen, ihn zu erwischen, stehen vier zu eins, gegen uns.«
»Sehe ich auch so«, pflichtete Lucas ihr bei. »Aber wenn er sich noch hier rumtreibt, machen wir ihm Feuer unterm Hintern. Vielleicht bringt uns das weiter.«
Dann traf ein weiterer Hinweis ein, der telefonisch an Lucas weitergeleitet wurde. Der Mann am anderen Ende der Leitung sagte: »Ich will meinen Namen nicht nennen, aber der Typ, nach dem Sie suchen, heißt Robert Sherman. Er ist ein Sexfreak und sieht dem Mann auf dem Phantombild im Fernsehen zum Verwechseln ähnlich. Er hat das richtige Alter – Anfang fünfzig.«
Lucas überprüfte die Nummer: Der Mann rief aus einer Bar an.
»Er wohnt in der Iowa Avenue in St. Paul«, teilte der Mann ihm mit.
Und legte auf.
Lucas sah auf seine Uhr: Dort konnte er auf dem Nachhauseweg vorbeischauen. Oder nach dem Abendessen …
Er warf einen kurzen Blick in die Datenbank der Führerscheinstelle und kam zu dem Schluss, dass der Mann tatsächlich wie Fell aussah, wie Fell mit Schnurrbart. Lucas notierte Adresse und Geburtsdatum, überprüfte die
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