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Zornesblind

Zornesblind

Titel: Zornesblind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Slater
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dunkel, lediglich in Küche und Arbeitszimmer war Licht, registrierte er nach einem Blick durch den Vorgarten hinter dem Eisenzaun.
    »Macht ganz den Eindruck, als wäre keiner zu Hause«, meinte Felicia.
    Striker zeigte auf den Landrover, der neben dem Haus stand, und auf den BMW in der Auffahrt. »Doch, es ist jemand da.«
    Er rekapitulierte: Die Zimmer, die ihn besonders interessierten – Schlafzimmer, Büro und Arbeitszimmer –, lagen auf der Südwestseite. Demnach war die kleine Anpflanzung von japanischen Pflaumenbäumen ideal, um ihnen ausreichend Deckung zu bieten. Die Bäume standen ein bisschen erhöht, genau richtig, darüber hinaus war das Gartenstück dunkel.
    »Da«, gestikulierte er.
    »Das seh ich selbst«, fauchte Felicia.
    Striker peilte das östlich angrenzende Nachbargrundstück. Offenbar hatten sie dort keine Wachhunde. Es war stockdunkel, wahrscheinlich waren die Bewohner ausgegangen.
    Als Beobachtungspunkt nahezu ideal.
    Sie nahmen die mitgebrachte Ausrüstung und machten sich auf den Weg zu dem benachbarten Anwesen. Eine Mauer mit Eisenspitzen trennte die beiden Grundstücke. Striker duckte sich hinter einen der hohen, schmalen japanischen Pflaumenbäume und überprüfte, ob sein Handy auf Vibration gestellt war.
    »Schalt den Klingelton bei deinem Handy aus«, raunte er Felicia zu.
    Sie nickte.
    Währenddessen tastete er die Mauer ab. Sie war gut zwei Meter hoch. Er half seiner Kollegin beim Hinüberklettern. Dann setzte er selbst mit Anlauf über die Mauer.
    Im Garten der Ostermanns war alles ruhig. Von ihrem Platz aus konnten sie einen Großteil des Grundstücks einsehen. Durch die Bäume hindurch sah Striker bis zu den abfallenden Klippen. Der Mond spiegelte sich auf dem Wasser der Bucht, das wie Rauchglas anmutete.
    »Von hier aus lassen sich Schlafzimmer, Büro und Arbeitszimmer super observieren«, bemerkte Felicia. »Bibliothek und Küche aber leider nicht.«
    Striker nickte. »Lauf noch ein Stück weiter. Check, ob sich Küche und Bibliothek von einem anderen Punkt aus besser beobachten lassen. Dann gibst du mir Bescheid, okay? Damit wir das gesamte Haus im Blick haben.«
    Felicia stand aus ihrer geduckten Haltung auf und schlich sich vorsichtig weiter. Sobald sie außer Sichtweite war, nahm Striker das Fernglas und fokussierte es auf den Eingangsbereich des gegenüberliegenden Hauses.
    In der Auffahrt stand Dr. Ostermanns BMW . Auf der Ostseite des Hauses stand der Landrover. Striker registrierte die Säulen mit den antik gebeizten Außenlampen, die die gepflasterten Wege beleuchteten. Er nahm das Arbeitszimmer des Psychiaters ins Visier.
    Die Vorhänge waren vorgezogen.
    Sein Handy vibrierte in der Tasche, und er brachte es an sein Ohr.
    »Ich hab einen guten Platz gefunden«, berichtete Felicia. »Von hier aus kann ich die West- und die Nordseite des Hauses observieren.«
    »Schon irgendwas Interessantes entdeckt?«
    »Hmpf«, machte Felicia ein wenig gefrustet. »Bislang null.«
    »Bleib auf dem Posten. Und halte dich auf mein Zeichen hin bereit.«
    Dann konzentrierte er sich abermals auf das Haus.
    Lange beobachtete er das Arbeitszimmer. Er starrte auf den Vorhang, als würde der jeden Moment aufgehen und das Geheimnis lüften, das sich dahinter verbarg. Fehlanzeige. Nach ein paar Minuten richtete Striker seinen Fokus auf das Büro im Erdgeschoss. Es wirkte verlassen. Kein Licht. Nichts regte sich.
    Sein Blick glitt zu Ostermanns Schlafzimmer, dort waren die Vorhänge nur halb vorgezogen, und er konnte mit der Teleskoplinse des Fernglases hineinzoomen.
    Alles war dunkel und still wie in dem Büro.
    Er war gerade dabei, sein Gewicht in eine bequemere Position zu verlagern, als die Schlafzimmertür aufging und Licht aufflammte. Dr. Ostermann kam ins Zimmer geschlurft wie ein alter Mann. Er zog sein Hemd aus, dabei schien ihn jede Bewegung zu schmerzen. Er streifte das Kleidungsstück über den Kopf und ließ es auf den Boden fallen.
    Striker registrierte die langen, feuerroten Male auf dessen Haut. Striemen oder Kratzspuren?, fragte er sich. Eine im Hals-, eine im Hüftbereich. Dummerweise trat der Arzt hinter den halb geschlossenen Vorhang und nahm dem Detective jede Möglichkeit, seine Beobachtungen zu vertiefen.
    Er besann sich, wie vorsichtig Ostermann sich bei ihrer ersten Begegnung bewegt hatte – wenige Stunden, nachdem der Verdächtige den Detective angegriffen und aus dem zweiten Stock von Mandy Gills Wohnhaus gesprungen war.
    Wie es schien, hatte der gute Doc sich

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